
Wie viel Bürokratie verträgt ein Betrieb?
„Der Aufwand frisst die Zeit auf“, heißt es oft von Betrieben, die zwischen Lebensmittelkontrollen, Registrierkassenpflicht, Arbeitszeitaufzeichnungen und Dokumentationspflichten jonglieren müssen. Die aktuelle EU-Erhebung Flash Eurobarometer 559, durchgeführt unter 12.653 kleinen und mittleren Unternehmen (darunter 441 in Österreich), bestätigt dieses Gefühl eindrucksvoll: 83 % der österreichischen KMU nennen regulatorische Hürden oder Verwaltungsaufwand als eines ihrer größten Probleme. Im EU-Durchschnitt liegt dieser Wert bei 64 % – nur Polen (91 %) schneidet schlechter ab.
Fleischer und Bäcker besonders betroffen
Im Lebensmittelhandwerk ist die Regulierungsdichte traditionell hoch – Hygienevorgaben, Etikettierungsregeln, Nachweispflichten und Personalvorgaben sind essenziell, aber komplex. Für viele Ein-Personen-Unternehmen (EPUs) oder kleinere Fleischereien bedeutet das oft: weniger Zeit für Kund:innen, mehr Frust im Büro. Während andere EU-Betriebe zusätzlich mit Zahlungsverzögerungen (39 %) oder fehlendem Zugang zu Finanzmitteln (28 %) kämpfen, geben in Österreich nur 12 % mangelnden Zugang zu Kapital als Problem an. Stattdessen rangieren Digitalisierungsschwierigkeiten mit 23 % weit höher als im EU-Vergleich (17 %).
Problemfeld | EU27 Durchschnitt | Österreich |
---|---|---|
Bürokratie / Verwaltung | 64 % | 83 % |
Zahlungsverzögerungen | 39 % | 40 % |
Zugang zu Finanzmitteln | 28 % | 12 % |
Digitalisierung | 17 % | 23 % |
Fachkräftemangel | 19 % | 26 % |
Innovationshemmnisse durch Gesetze | 27 % | 35 % |
Wachstumswillen trotz Hürden
Trotz aller Schwierigkeiten denken viele Unternehmen positiv in die Zukunft: Zwei Drittel der KMU erwarten Umsatzwachstum in den kommenden Jahren. In Österreich planen 43 % ein Umsatzwachstum, während nur 3 % jegliches Wachstum ausschließen. Start-ups zeigen sich besonders optimistisch: 18 % rechnen mit einem jährlichen Wachstum von mehr als 20 %. FactSheet Österreich
Was jetzt zu tun wäre
Für viele Betriebe wäre ein einfacherer Zugang zu Informationen, klare Ansprechpersonen in den Behörden und ein digitales One-Stop-Shop-System ein echter Fortschritt.
Die Europäische Kommission selbst erkennt im Bericht das „erhebliche ungenutzte Potenzial“ der KMU. Doch solange sich vor allem Betriebe im Lebensmittelbereich durch Formularfluten kämpfen müssen, bleibt das Wachstumspotenzial oft genau das: Potenzial.