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Keine Lust auf Fleischersatz?

Einst als Mittel zur Bekämpfung des Klimawandels gepriesen, kämpfen nun Produzenten von Eiweissalternativen ums Überleben.

Nachfrage nach veganem Fleischersatz sinkt

In den letzten Jahren konnte man sich des Eindrucks nicht erwehren, dass die Auswahl an Fleischalternativen in den Kühltheken der Super- und Biomärkte beständig wächst. Da gibt es vegane Bratwürste, Pariserwurst, Geschnetzeltes oder Schnitzel und sogar Steak zu kaufen. Diese Produkte bestehen meist aus einer Proteinquelle wie Soja oder Weizen. Aber auch Erbsen– oder Reisprotein, Lupinen und Hirse bilden die Basis des mit Wasser, Öl, Gewürzen, Kräutern, Salz sowie Verdickungsmitteln wie Johannisbrotkernmehl angereicherten Fleischersatzes.

Anfangs ein Super-Hype um die veganen Alternativen

Und das Geschäft mit den veganen Waren schien sehr gut zu laufen. Die Idee durch den Verzicht oder die Reduktion tierischer Produkte gleichzeitig die Umweltauswirkungen industrieller Landwirtschaft zu verringern schien gesellschaftlich von einer immer breiteren Basis angenommen zu werden. Veganismus – vor allem der Umstieg auf künstlichen Fleischersatz – galt als Lösung des globalen Problems.

Kundengeschmack und Markt im Wandel

Nun scheint aber der Traum vom Fleischverzicht vielleicht langsam ausgeträumt zu sein. Denn im zweiten Quartal des Jahres 2023 meldete der Pionier der pflanzlichen Ernährung, Beyond Meat, Nettoumsatzverluste von beinahe 31 %. Und nicht nur hier sind die Umsätze eingebrochen; das US-amerikanische, vegane Hendl-Nuggets-Start-Up Nowadays musste kürzlich zusperren, da es nicht gelang sich auf diesem speziellen Markt Risikokapital zu beschaffen. Wurstproduzent Heck stellet die vegane Linie aufgrund von zu wenig Nachfrage ein und der britische Vegan-Produzent Meatless Farm schloss den Betrieb, vor vor der drohenden Insolvenz.

Wenn es einmal fleischlos bleiben soll – so deckt auch ein gutes Linsengericht den täglichen Proteinbedarf. © Frank Hollmann / Unsplash

Warum gibt es Umsatzeinbrüche?

Branchenkenner sehen die Ursachen der Entwicklung wie folgt: Fleischersatz sei kurzfristig ein heißes Thema an der Börse gewesen. Allerdings hätten gar zu schnell zahlreiche Hersteller auf den Markt gedrängt. Unterdessen sei das anfängliche Interesse an den Produkten abgeflaut, u.a. aufgrund hoher Preise und weil ernährungstechnische Zweifel aufgekommen seien. So seien beispielsweise die langfristigen, gesundheitlichen Auswirkungen des massenhaften Konsums von industriell hergestellten veganen Produkten unklar. Die Krise bei den Lebenshaltunsgkosten tat noch ihr Übriges dazu – denn veganer Fleischersatz ist meist um Einiges teurer als Fleisch. Auch sollte der nicht so beliebte Geschmack des Fleischersatzes nicht unerwähnt bleiben. So manche Konsument:in fragt sich, warum man industriell hergestellt Proteinstreusel die Fleisch imitieren essen sollte – wenn man einfach – falls er fleischlos bleiben soll – den Proteinbedarf mit einem guten Teller eines Linsengerichtes decken könnte.

Was bringt die Zukunft?

So ist die künftige Entwicklung von Fleischalternativen noch recht ist ungewiss, aber das bedeutet beileibe nicht, dass es mit den zu erwartenden Entwicklungen in der Lebensmitteltechnologie für immer vom Markt verschwinden wird. Fest steht nun allerdings, dass dieser Weg noch nicht die endgültige Antwort und unsere Gesundheits- und Umweltprobleme sein kann.

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