VR-Brillen revolutionieren den Tierschutz in Schlachthöfen
In der österreichischen Fleischindustrie steht der Tierschutz zunehmend im Fokus. Eine innovative Entwicklung könnte hier neue Maßstäbe setzen: Eine VR-Brille, die speziell für Schweineaugen entwickelt wurde, ermöglicht es Mitarbeitern, die Welt aus der Perspektive der Tiere zu erleben. Diese Technologie, die bereits erfolgreich bei Rindern eingesetzt wurde, wird nun auch in Schlachthöfen für Schweine getestet und optimiert.
Vom Prototyp zur Praxis: Die Entwicklung der Schweine-VR-Brille
Die „Schweinebrille“ wurde von Peter Menzel, Geschäftsführer der C.O.M. GmbH, und Benito Weise von der Landwirtschaftskammer Niedersachsen entwickelt und im Frühjahr 2024 fertiggestellt. Der erste Testlauf fand in einem Schlachthof des Unternehmens Vion im deutschen Crailsheim statt. Die Brille simuliert die visuelle Wahrnehmung von Schweinen und überträgt diese auf eine virtuelle Realität, in der sich Benutzer bewegen können. „Schweine nehmen ihre Umgebung völlig anders wahr als Menschen. Sie haben ein breiteres Sichtfeld, eine geringere Sehschärfe und reagieren empfindlicher auf Bewegungen“, erklärt Dr. Veronika Weber, Tierärztin und Director Quality Assurance & Operations bei Vion Germany. Die Höhe der Augen, die bei Schweinen nur etwa 30 Zentimeter über dem Boden liegt, führt zu einem ganz anderen Blickwinkel auf ihre Umgebung, was die Brille realistisch nachbildet.
Anwendung und Nutzen in Österreich
Auch in Österreich könnten diese Brillen zukünftig zum Einsatz kommen, um die Bedingungen in Schlachthöfen weiter zu verbessern. Die Brillen bieten wertvolle Einblicke für Schlachthofmitarbeiter, Tierschutzbeauftragte und Bauplaner, die so besser verstehen, wie sich Schweine in den Ställen und Schlachthöfen bewegen und verhalten. „Das direkte Erleben der Schweineperspektive verbessert das Verständnis für die Tiere erheblich. Mitarbeiter können so die Bewegungsmuster und Reaktionen der Schweine besser vorhersagen und entsprechend handeln“, so Menzel weiter. Dies könnte dazu beitragen, Stress bei den Tieren zu reduzieren und damit den Tierschutz in den Schlachthöfen weiter zu erhöhen.
Auswirkungen auf den Tierschutz und die Schlachthofgestaltung
Der Einsatz dieser Technologie in der Ausbildung und Fortbildung von Schlachthofmitarbeitern könnte einen wichtigen Beitrag zur Verbesserung der Arbeitsprozesse und zur Reduzierung von Belastungen für die Tiere leisten. „Die ersten Erfahrungen in Crailsheim haben gezeigt, dass die Brille ein wertvolles Werkzeug sein kann, um die Tierhaltung und Schlachtung humaner zu gestalten“, betont Dr. Weber. In Österreich könnten solche innovativen Ansätze auch bei der Planung neuer Schlachthöfe oder bei der Optimierung bestehender Anlagen eine Rolle spielen. Die virtuelle Nachbildung der tierischen Wahrnehmung erlaubt es, mögliche Stressfaktoren frühzeitig zu erkennen und bauliche Maßnahmen entsprechend anzupassen.