Tierwohl führt zu höheren Preisen
Im Rahmen des Lebensmittelgipfels der Bundesregierung wurde über preisdämpfende Maßnahmen diskutiert. Als Preistreiber identifizierte man vor allem gestiegene Rohstoff-, Energie- und Lohnkosten. Die Preise von Lebensmitteln stiegen laut Eurostat im EU-Vergleich allerdings unterdurchschnittlich. Trotzdem sind die Preise für heimisches Geflügel absolut betrachtet höher als in mehreren anderen EU-Ländern. Die Gründe dafür liegen in den EU-weit strengsten Standards für die Haltung von Geflügel. In keinem EU-Land haben Masthühner und Puten mehr Platz als in Österreich. Auch die gentechnikfreie Fütterung, Tierwohlprogramme und die vergleichsweise kleine Betriebsstruktur in Verbindung mit höheren Logistikaufwendungen verursachen Mehrkosten. Der österreichische Lebensmitteleinzelhandel bekennt sich bislang in weiten Bereichen zu den hohen nationalen Qualitätsstandards. Besonders positiv erwähnt sei Billa, das Unternehmen setzt sogar zu 100% auf heimisches Frischfleisch. Sollten jetzt andere Handelsketten vermehrt ausländisches Geflügel aus tierquälerischer Haltung anbieten, um Preise senken zu können, dann nehmen heimische Geflügelhalter und Verarbeitungsbetriebe massiven, wirtschaftlichen Schaden. Die hierzulande gesellschaftlich akzeptierte, tier- und umweltfreundliche Geflügelhaltung läuft Gefahr verdrängt zu werden.
Höchste Standards in der heimischen Geflügelhaltung
Sowohl in der Mastgeflügelhaltung als auch in der Legehennenhaltung verfügt Österreich über die EU-weit strengsten und für die Tiere besten Haltungsbestimmungen. Masthühner haben im EU-Vergleich 30% mehr Platz im Stall und werden gentechnikfrei gefüttert. Österreich war das erste Land in der EU, das die Käfighaltung abgeschafft hat. Heimische Legehennen werden mit regional erzeugtem Donau Soja gefüttert, das bedeutet Soja aus Regenwaldregionen ist in Österreich tabu. Tierhalter und Geflügeltierärzte kümmern sich regelmäßig sorgsam um die Gesunderhaltung der Tiere in den verhältnismäßig kleinen landwirtschaftlichen Familienbetrieben. Im Zuge der jährlichen Kontrollen im AMA-Gütesiegelprogramm arbeitet die Branche an kontinuierlichen Verbesserungen im Interesse der Tiere und der Umwelt.
Partnerschaft mit Lebensmitteleinzelhandel ausbauen
Der Wettbewerb zwischen den einzelnen heimischen Schlacht- und Verarbeitungsbetrieben und auch zwischen den Eierpackstellen ist hart und funktioniert ebenso wie der Wettbewerb zwischen den Handelsketten. Bislang nimmt der österreichische Lebensmitteleinzelhandel große Mengen an Geflügel und Eiern aus heimischer Produktion ab. Besonders positiv hervorzuheben ist die Handelskette Billa, die sich zur Vermarktung von 100% Frischfleisch aus Österreich verpflichtet hat. Der Obmann der Geflügelwirtschaft Österreich, Markus Lukas, lobt die Bemühungen des Einzelhandels: “Ohne dem sehr weitgehenden Bekenntnis des österreichischen Einzelhandels zu Geflügel und Eiern aus heimischer Produktion, könnten wir die hohen nationalen Standards nicht halten und österreichische Bauernfamilien wirtschaftlich nicht überleben. Wir appellieren an unsere Partner im Handel, im Interesse der Bürgerinnen und Bürger aber auch im Interesse des Tier- und Umweltschutzes, nicht von ihrer Qualitätspolitik abzurücken.”
Beispiel Putenhaltung
Im Bundestierschutzgesetz wurden 2005 die EU weit strengsten Haltungsbestimmungen für Puten festgelegt, die Tiere haben hierzulande bis zu 70% mehr Platz im Stall als im Rest der EU. Alle neuen Stallungen verfügen über Zugang zu geschützten Außenbereichen und über erhöhte Sitzebenen im Innenbereich, wie ebenso über Spielmaterial, Strohballen oder Picksteine. Während der Corona-Zeit stieg der Absatz von heimischer Pute stark an. Das Fleisch gilt als ideale Ernährung für besonders gesundheitsbewusste Menschen, ist bekömmlich und einfach zuzubereiten. Mit der zunehmenden Teuerung wurde allerdings österreichisches Putenfleisch im Handel aus Preisgründen vermehrt gegen ausländisches Putenfleisch aus deutlich schlechterer Haltung ausgetauscht. Der Obmann der Geflügelwirtschaft Österreich Markus Lukas mahnt: “Die Tierhalter leiden jetzt unter längeren Stall-Leerstehzeiten, was den Jahresdeckungsbeitrag massiv reduziert. Sollte sich die Entwicklung fortsetzen, werden wir zunehmend immer mehr Betriebe verlieren. Es kann nicht sein, dass wir laut Bundestierschutzgesetz die EU-weit strengsten Haltungsbestimmungen einhalten müssen und einzelne Handelsketten jetzt vermehrt Putenfleisch verkaufen, das nicht den gesetzlichen Mindestbestimmungen entspricht.”
Preis steht im Zusammenhang mit der Qualität
Der Preis von Geflügel und Eiern steht auch immer im Zusammenhang mit der Qualität. Es muss uns bewusst sein, dass hinter sehr billigen Produkten im Regelfall auch Tierleid steht. Die Bürgerinnen und Bürger in Österreich können darauf vertrauen, dass Geflügel und Eier hierzulande nach den höchsten Tierwohl- und Umweltstandards produziert werden, diesen Qualitätsunterschied schmeckt man auch.
APA/OTS