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Schweineproduktion im Umbruch: Das zeigt der neue Pig Report 2024

Weltweit ist die Schweinebranche in Bewegung: Der neue agri benchmark Pig Report 2024 analysiert Entwicklungen in der Schweineproduktion, beleuchtet globale Trends und stellt internationale Betriebsdaten gegenüber. Vor allem die sinkenden Futterkosten und strukturelle Anpassungen bei den Zuchtsauen geben Anlass zur Diskussion – aber auch zur Hoffnung.

Internationale Trends: Zwischen Erholung und Umstrukturierung

Die weltweite Schweineproduktion steht 2024 an einem Wendepunkt. Nachdem die Branche in den vergangenen Jahren durch hohe Futterpreise, Tierseuchen und politische Umbrüche stark belastet war, zeigen sich nun erste Anzeichen einer Stabilisierung. Der neue Pig Report, herausgegeben vom Thünen-Institut für Betriebswirtschaft, analysiert diese Entwicklungen auf Basis realer Betriebsdaten und zeigt, wie unterschiedlich Länder auf die Herausforderungen reagieren.

In den USA ist die Schweinepopulation laut USDA leicht gestiegen. Zum Stichtag 1. Juni 2024 wurden 74,5 Millionen Schweine gezählt – ein Plus von rund 1 % gegenüber dem Vorjahr. Auch die Wurfleistung legt zu: Mit durchschnittlich 11,56 Ferkeln pro Wurf ist ein neuer Höchstwert erreicht.

Kennzahl Juni 2023 Juni 2024 Veränderung
Schweinebestand gesamt 73,8 Mio. 74,5 Mio. +1 %
Ferkel pro Wurf (März–Mai) 11,33 11,56 +2 %

Sinkende Futterkosten entlasten Betriebe

Ein zentrales Thema des Reports sind die Produktionskosten – allen voran die Futterpreise. Dank globaler Rekordernten bei Mais und Soja sanken die Futterkosten in Nordamerika um bis zu 22 %. Das bedeutet für viele Betriebe ein Plus von rund 11 USD pro 100 Pfund Lebendgewicht (cwt).

Kostenfaktor Veränderung 2023–2024
Futterkosten –22 %
Fixkosten (Gebäude etc.) leicht steigend
Arbeit & Versicherung weitgehend stabil

Benchmarking auf Betriebsebene: Wo steht Österreich?

Ein Herzstück des Pig Reports ist der internationale Betriebsvergleich. Mittels der „typical farm“-Methode wurden Referenzbetriebe aus unterschiedlichen Ländern hinsichtlich Kostenstruktur, Futterverwertung und wirtschaftlicher Leistung analysiert.

Dabei zeigt sich: Betriebe in den USA und Spanien arbeiten mit vergleichsweise niedrigen Stückkosten, während in Mitteleuropa – auch in Österreich – die Produktionskosten pro Kilogramm Schweinefleisch deutlich höher liegen. Ursachen sind u. a. kleinere Bestände, strengere Umweltauflagen und höhere Personalkosten.

Strukturwandel im Gange – mit offenem Ausgang

Auffällig ist laut Report der beginnende Strukturwandel in vielen Regionen. In Nordamerika ziehen sich kleinere Betriebe zunehmend zurück. Gleichzeitig setzen größere Einheiten auf Effizienzsteigerung, Digitalisierung und Exportorientierung. In Europa steht die Branche vor einem Balanceakt: Einerseits fordern Politik und Gesellschaft tiergerechtere Haltungsformen, andererseits geraten viele Betriebe durch hohe Investitionsanforderungen wirtschaftlich unter Druck.

Handlungsempfehlungen aus dem Report

  • Produktivität steigern: Bessere Futterverwertung und Reproduktionsleistungen.
  • Kapitalkosten senken: Investitionen effizienter planen, insbesondere bei Tierwohlumbauten.
  • Exportmärkte im Blick behalten: Länder wie Mexiko bieten aktuell Absatzchancen, während der Markt in China rückläufig ist.
  • Betriebsgrößen anpassen: Größere Einheiten können Skaleneffekte besser nutzen – doch kleinere Betriebe brauchen politische Unterstützung.

Licht und Schatten im globalen Schweinemarkt

Der agri benchmark Pig Report 2024 zeichnet ein differenziertes Bild der globalen Schweineproduktion: Während sich die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen vielerorts verbessern, bleibt der Strukturwandel herausfordernd. Wer sich rechtzeitig anpasst, kann profitieren – sowohl im Inland als auch im internationalen Wettbewerb.

Zum Weiterlesen

Der vollständige Bericht steht als PDF zur Verfügung. Er bietet detaillierte Zahlen, Länderprofile und Betriebsergebnisse auf einen Blick – ideal für Betriebsleiter, Berater und Marktanalysten.

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