Am 23. Jänner wurde die 20. Ausgabe der BIO AUSTRIA Bauerntage im Bildungshaus Schloss Puchberg in Wels eröffnet. Zum Jubiläum haben sich insgesamt 1250 TeilnehmerInnen für die elf Präsenz- und vier Online-Fachtage angemeldet. Die Veranstaltung steht diesmal unter dem Motto “Bio-Impulse für ein gutes Klima“. Dementsprechend hob BIO AUSTRIA Obfrau Barbara Riegler die diesbezüglichen Vorteile des Bio-Landbaus hervor. “Unsere Biobetriebe erbringen tagtäglich nachweislich vielfältige Leistungen im Umwelt- und Klimaschutz. Sie sorgen für neben gutem Klima für sauberes Trinkwasser, Biodiversität und Artenvielfalt und für langzeitfruchtbare Böden. Daher muss es auch eine Selbstverständlichkeit sein, dass sie für diese Leistungen für die Gesellschaft entsprechend honoriert werden”, betonte Barbara Riegler anlässlich der Eröffnung.
Herausforderungen für Biobetriebe sind gestiegen
Der hohe Bio-Anteil in Österreich könne leicht darüber hinwegtäuschen, dass in den letzten Jahren die Herausforderungen für viele Biobetriebe sehr groß geworden sind. “Die hohe Inflation hat gemeinsam mit immer höherem bürokratischem Aufwand zu Belastungen auf den Höfen geführt. Auch, wenn die KonsumentInnen in Österreich erfreulicher Weise in schwierigen Zeiten Bio treu geblieben sind, ist das in Summe für viele Betriebe eine schwer lösbare Situation”, so Riegler. Dass das aktuelle österreichische Agrar-Umweltprogramm ÖPUL höhere Anforderungen bei im Vergleich zur vorigen Periode niedrigerer Abgeltung für biologische Wirtschaftsweise beinhaltet, trage erschwerend dazu bei.
Unterstützung von Agrarpolitik in schwierigen Zeiten notwendig
Diese Gesamtsituation habe dazu geführt, dass 2023 rund 900 Betriebe weniger biologisch gewirtschaftet haben als im Jahr davor. “Daher sind Nachbesserungen im ÖPUL für die Biobetriebe eine Notwendigkeit. Es braucht Maßnahmen, die auf den Betrieben ankommen, um die Situation auf den Höfen zu verbessern”, betonte die BIO AUSTRIA Obfrau mit Blick auf die derzeit in Vorbereitung befindliche Programmänderung im ÖPUL für das Jahr 2025. “Jetzt ist für die Agrarpolitik die Gelegenheit, nachzubessern und damit zu zeigen, dass sie die Biobäuerinnen und Biobauern in herausfordernden Zeiten unterstützt.”
Agrarökonom Hülsbergen: Höhere Energie-Effizienz auf Biobetrieben
Kurt-Jürgen Hülsbergen, Agrarökonom an der TU München, referierte über die positiven Klima- und Umweltwirkungen der Bio-Landwirtschaft. Anhand einer 2023 abgeschlossenen Langzeitstudie erläuterte er, dass biologisch bewirtschaftete Ackerflächen halb so viel Treibhausgasemissionen aufweisen. “Bio-Betriebe kommen mit dem halben Energie-Eintrag aus”, so Hülsbergen. “Auch unter Berücksichtigung des geringeren Ertrags im Biolandbau gibt es auf Biobetrieben eine höhere Energie-Effizienz”, attestierte der Agrarökonom. Wesentlicher Faktor sei der Verzicht auf künstlichen Stickstoffdünger sowie chemisch-synthetische Pflanzenschutzmittel. Diese Betriebsmittel würden durch deren energieintensive Produktionsverfahren einen massiven Energie-Input aufweisen.
Bio-Landbau mindert die externen Kosten für die Gesellschaft
“Artenreiche Fruchtfolgen, vor allem mit einem hohen Anteil an Kleegras und Luzernen, flächengebundene Tierhaltung und vorbildliches Humus-Management” seien zudem wesentliche Erfolgsfaktoren des Biolandbaus in Bezug auf deren niedrigere Treibhausgasemissionen. Die Studie zeigte überdies, dass Biobetriebe – entgegen landläufiger Vorurteile – deutlich weniger Arbeitsgänge und damit Feldüberfahrten als konventionelle Betrieb hätten, was der Bodenfruchtbarkeit zugutekomme. “Mehr Bio-Landwirtschaft mindert die externen Kosten für die Gesellschaft” und trage zudem maßgeblich zur Lösung von umweltbezogenen Herausforderungen in der Landwirtschaft bei. “Das sollte die Politik berücksichtigen und die richtigen Rahmenbedingungen setzen”, konstatierte Hülsbergen abschließend.
Essl: Biodiversitätsverlust größtes Risiko für die Gesellschaft
Wissenschaftler des Jahres 2022 und Mitglied des Österreichischen Biodiversitätsrates Franz Essl führte in seinem Beitrag aus, dass Landwirtschaft aufgrund ihrer Flächenbezogenheit entsprechende immer Auswirkungen auf die Natur habe. Gleichzeitig sei auch Potenzial vorhanden, um dem seit Jahrzehnten anhaltenden Biodiversitätsverlust entgegen zu wirken. Dazu müsste unter anderem natur- und klimakonforme Landnutzung attraktiver werden. Externe Umweltleistungen müssten umfassend internalisiert und abgegolten werden, da dies der Gesellschaft in Form des Erhalts der Natur zugutekomme. Biodiversitätsverlust stelle eines der größten Risiken für die Gesellschaft und die Landwirtschaft dar, weil dieser die Grundlage entzogen werde und davon die Versorgung mit Lebensmitteln abhänge. Insgesamt sei daher ein systemischer Wandel notwendig, so Essl, der auch auf die internationalen Klimaziele verwies, die etwa eine Wiederherstellung von 30 Prozent der geschädigten Ökosysteme bis 2030 vorsehen. Den Green Deal der EU im Bereich der Landwirtschaft umzusetzen sei daher wichtig und richtig. “Naturschutz ist gleich Klimaschutz”, hielt der Biodiversitätsexperte abschließend fest.