Noch zu Jahresbeginn waren die Erwartungen der Schweinebauern für das neue Jahr äußerst gedämpft. Mit einem Basispreis von 1,27 Euro netto je Kilo Schlachtgewicht bewegte sich das Preisniveau deutlich unter dem langjährigen Schnitt. Das änderte sich Mitte März schlagartig, als die Nachfrage nach Mastschweinen – angetrieben durch mehr Nachfrage aus China – EUweit deutlich zulegte. Als Folge davon stieg der Preis beim Mastschwein innerhalb von nur vier Wochen um 20 Cent je Kilogramm oder 23 Prozent und liegt mittlerweile bei 1,70 Euro. Von dem positiven Trend beim Mastschwein haben auch die Ferkelerzeuger profitiert. „Diese spürbare Preisverbesserung ist für die Wirtschaftlichkeit unserer Schweinebetriebe von existenzieller Bedeutung. Nur wenn ausreichend Einkommen erzielt werden kann, sind die Bauern bereit, ihre Betriebe auch weiter zu entwickeln. Das ist die Basis für den Erhalt der Selbstversorgung mit Schweinefleisch”, zeigt sich LK-Präsident Franz Reisecker erfreut über den positiven Trend.
Schweinepest in China
Der Ausbruch der Afrikanischen Schweinepest (ASP) in China sorgt dafür, dass erhebliche Mengen an Schweinefleisch vom Weltmarkt abgesaugt werden. „Damit ist die ASP-Seuche für Schweinehalter weltweit gleichzeitig zu Fluch und Segen geworden. Aus aktueller Sicht sind die Schweinebauern in Österreich und der EU allgemein von der positiven Auswirkung angenehm betroffen, sofern es in der EU zu keiner weiteren Verbreitung des ASP-Virus kommt. Die aktuellen Preisprognosen für heuer deuten darauf hin, dass auch das 3. und 4. Quartal von einer erzeugerfreundlichen Marktphase gekennzeichnet sein dürften”, erläutert Johann Schlederer, Geschäftsführer des VLV. Bei Vertretern der Fleischwirtschaft ist die Aufregung momentan groß, da der Lebensmittelhandel vorerst kaum gewillt ist, Preiserhöhungen zu akzeptieren. Wenn die aktuelle Preissituation mittelfristig anhält, wird dies auch höhere Verbraucherpreise nach sich ziehen. “Eine Preissteigerung von 20 bis 30 Cent für die Portion eines Fleischgerichts ist für die Konsumenten wohl verkraftbar”, ist Schlederer überzeugt. Die Impfstoff-Forschung für die ASP läuft momentan auf Hochtouren, allerdings dürfte es noch Jahre dauern, bis ein wirksamer Impfstoff auf den Markt kommt.
Konsument entscheidet
Zwei Prozent des Schweinefleisches werden in Österreich derzeit in Bio-Qualität produziert. Dieses liegt preislich deutlich über jenem aus konventioneller Haltung. „Beim Bio-Fleisch und bei Schweinefleisch, das zwar nicht aus Bio-Betrieben kommt, wo aber dennoch höhere Standards bei den Haltungsbedingungen gelten, entscheidet der Markt bzw. der Konsument über den Erfolg”, so Franz Reisecker. Er fordert zudem eine entsprechende Herkunftskennzeichnung für verarbeitetes Fleisch nach schweizerischem Vorbild. Reisecker: „Im Gasthaus bekommt der Gast oft anonymes Schweinefleisch vorgesetzt. Der Konsument hat ein Anrecht darauf, zu erfahren, woher seine Lebensmittel stammen.”