Die Zentrale Arbeitsgemeinschaft der österreichischen Geflügelwirtschaft (ZAG) fordert die Handelspartner dringend dazu auf, endlich aufwandsgerechte Eierpreise zu bezahlen, den Tierhaltern damit Planungssicherheit zu geben und eine drohende Unterversorgung bei Eiern spätestens im Frühherbst abzuwenden. Von der Politik fordert die ZAG, angesichts der katastrophalen Situation gemeinsam mit der Geflügelwirtschaft an neuen, unkonventionellen Lösungen zur Sicherung der Versorgung mit heimischen Eiern zu arbeiten.
Versorgungssicherheit bei Eiern in Gefahr
Während laut AMA-Preismeldungen bei den meisten Lebensmitteln in den letzten zehn Jahren aufwandsgerechte Preissteigerungen im Handelumgesetzt werden konnten, werden Eier – trotz gestiegener Rohstoff- und Energiepreise – seit vielen Jahren fast zum gleichen Preis angeboten – für Konsumenten eine erfreuliche Situation, für Bäuerinnen und Bauern allerdings existenzbedrohend. Ein verringerter Eierabsatz während der Corona-Krise in der Gastronomie und nun die nicht mehr kalkulierbaren Futterpreise bringen die heimischen Geflügelhalter in eine bedrohliche Situation.
“Wir möchten die Österreicherinnen und Österreicher auch künftig mit hochwertigen Eiern versorgen, aber dazu braucht es jetzt bei unseren Partnern im Handel ausreichendes Verständnis für die extrem angespannte und dramatische Situation am inländischen und europäischen Eiermarkt. Wenn jetzt nicht rasch reagiert wird und die Preise für unsere Bäuerinnen und Bauern sowie für die Eierpackstellen sehr deutlich angehoben werden, dann ist die Versorgungssicherheit mit heimischen Eiern ab Herbst in großer Gefahr”, zeigt sich ZAG-Obmann Franz Karlhuber besorgt.
Errungenschaften nicht aufs Spiel setzen
In den letzten 15 Jahren konnte die österreichische Geflügelwirtschaft auf herausragende Errungenschaften im Bereich des Tier- und Umweltschutzes sowie auch bei der Rückverfolgbarkeit und der Lebensmittelsicherheit verweisen. So ist Österreich das erste EU-Land, in dem die Käfighaltung zur Gänze abgeschafft wurde. Legehennen werden nicht nur mit gentechnikfreiem Futter gefüttert, sondern sogar mit Soja aus dem regionalen Nachhaltigkeitsprogramm Donau Soja.
Eier müssen hierzulande schon im Vorraum des Stalles gekennzeichnet werden und sind über die Österreichische Eierdatenbank vom Verkaufsregal bis zum Hühnerhalter eindeutig zurückzuverfolgen. Durch laufende, intensive Schulungen der Tierhalter, verpflichtende Betreuungstierärzte und die zentrale Datenbank des bundesweiten Geflügelgesundheitsdienstes QGV wird die sorgsame Betreuung und Gesunderhaltung der Tiere sichergestellt.
“Wenn wir jetzt mit unseren Handelspartnern keine Übereinkunft über die Erhaltung der genannten Qualitätsstandards und eine entsprechende Entlohnung schaffen, dann riskieren wir nicht nur, viele heimische Betriebe zu verlieren, dann verlieren wir auch den Qualitätsvorsprung, den wir uns hart erarbeitet haben”, warnt der Obmann der EZG Frischei, Franz Kirchweger.
Neu denken und unkonventionelle Lösungen suchen
“Vor dem Hintergrund der extrem angespannten Marksituation fordern wir unsere Vertreter in der Politik auf, gemeinsam mit uns nach neuen und unkonventionellen Lösungen aus der Krise zu suchen. Nach dem Prinzip ‘Teller-Trog-Tank’ sollen gemäß dieser Prioritätenreihung auch die entsprechenden Maßnahmen zur Versorgungssicherheit geplant und umgesetzt werden. Die Vertreter der Geflügelwirtschaft sehen die Umlenkung von 20% des für die Biotreibstoff-Produktion in Österreich verbrauchten Getreides in ein Interventionslager als möglichen Teil einer Lösung. Weiters ersuchen wir die Politik um bilaterale Gespräche mit Regierungsvertretern, die innereuropäisch in den letzten Wochen aufgebauten Handelsbeschränkungen bei Getreide wieder aufzuheben und in Österreich ökologisch nicht sensible Freiflächen für den Anbau von Getreide freizugeben”, so Kirchweger.
Große Lösungen gelingen nur gemeinsam
Seit 2010 bekennt sich der gesamte österreichische Lebensmittelhandel gemeinsam dazu, bei Frischeiern im Regal ausschließlich auf die hohen österreichischen Standards zu setzen. Davon profitieren die heimischen Konsumenten beim Eiereinkauf tagtäglich. “Österreichische Eier sind und bleiben auch in Zukunft sehr wertvolle und zugleich preiswerte Erzeugnisse.
Kein Lebensmittel war in den letzten Jahrzehnten preislich so stabil wie das Ei. Der Zuchtfortschritt brachte höhere Legeleistungen bei besserer Futterverwertung. So musste ein Arbeiter vor 100 Jahren zirka 20 Minuten arbeiten, um ein Ei kaufen zu können, während man heute 40 Sekunden für ein Ei arbeiten muss”, gibt Karlhuber zu bedenken.
“Die österreichische Geflügelwirtschaft möchte auch weiterhin ein verlässlicher Partner des Handels bleiben. Um die Versorgungssicherheit mit Eiern in Österreich, aber auch um die bäuerlichen Familienbetriebe in ihrer Struktur zu erhalten, braucht es jetzt dringend gemeinsam abgestimmte Anstrengungen aller Teile der Wertschöpfungskette”, sagt Karlhuber und lädt Handelspartner sowie Vertreter der Politik zu Gesprächen ein.