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30 Jahre nachhaltige Rinderzucht: Österreich feiert neue Rekordzahlen bei Lebensleistungskühen

Mit über 1.000 neuen 100.000-Liter-Kühen erreicht die österreichische Rinderzucht einen historischen Höchststand – ein Erfolg jahrzehntelanger Zuchtarbeit.

Rekordjahr für Lebensleistungskühe in Österreich

Im Kontrolljahr 2024 knackten erstmals über 1.000 neue Kühe in Österreich die magische Grenze von 100.000 kg Milch Lebensleistung. Genau genommen wurden 1.157 Tiere mit dieser beeindruckenden Leistung registriert – ein signifikanter Anstieg gegenüber dem Vorjahr mit 809 Kühen. Insgesamt sind nun 2.422 Tiere bekannt, die diese Marke überschritten haben – das entspricht rund 0,6 Prozent aller kontrollierten Milchkühe in Österreich. Diese Zahlen zeigen eindrucksvoll: Die österreichische Milchviehzucht ist auf einem nachhaltigen Erfolgsweg. Hinter diesen Leistungen steht eine Kombination aus optimaler Genetik, fundiertem Know-how, tiergerechter Haltung, angepasster Fütterung – und der Weitblick, Zuchtziele über Generationen hinweg zu verfolgen.

Drei Jahrzehnte im Zeichen der Nachhaltigkeit

Vor 30 Jahren begann in Österreich ein Paradigmenwechsel in der Rinderzucht: Die Nutzungsdauer wurde erstmals als eigenständiges Zuchtziel verankert. Seither hat sich die Zuchtarbeit konsequent in Richtung Langlebigkeit und Tiergesundheit entwickelt. Abhängig von der Rasse fließt die Nutzungsdauer heute mit 10 bis 18 Prozent in die Gesamtzuchtwertschätzung (GZW) ein. Der gesamte Fitnesskomplex – also alle Merkmale, die mit Gesundheit und Fruchtbarkeit zu tun haben – macht sogar bis zu 55 Prozent der Zuchtwertberechnung aus. Diese Strategie trägt nun Früchte. Jahr für Jahr steigt nicht nur die Zahl der langlebigen Tiere, sondern auch deren Milchleistung über das gesamte Leben hinweg.

Milchleistung im Generationenvergleich

Die durchschnittliche Milchmenge pro Kuh und Jahr liegt derzeit bei 8.060 Kilogramm in der Standardlaktation. Noch spannender ist jedoch die durchschnittliche Lebensleistung: Diese erreichte 2024 rund 33.284 Kilogramm – ein Plus von 750 Kilogramm im Vergleich zum Vorjahr. In den letzten zehn Jahren konnten die Leistungen sogar um über 5.000 Kilogramm pro Kuh gesteigert werden. Ein weiterer nachhaltiger Indikator ist die sogenannte Lebenstagsleistung, also die Milchmenge geteilt durch das Lebensalter in Tagen. Dieser Wert liegt aktuell über alle Rassen hinweg bei 14,2 Kilogramm Milch – auch hier zeigt die Kurve nach oben.

Fleckvieh vorn – doch alle Rassen profitieren

Die Analyse nach Rassen zeigt: Das österreichische Fleckvieh dominiert weiterhin mit 1.679 Tieren (69,3 %) die Gruppe der 100.000-Liter-Kühe. Es folgen Holstein-Kühe mit 459 Tieren (19,0 %) sowie Brown Swiss mit 271 Tieren (11,2 %). Auch seltener gehaltene Rassen wie Pinzgauer, Jersey oder Montbéliarde tragen zur Vielfalt und Leistungsstärke bei.

Ein besonderer Meilenstein wurde 2024 von der Fleckviehkuh „Rille“ aus Schenkenfelden in Oberösterreich erreicht: Sie überschritt als vierte Kuh österreichweit die Marke von 200.000 kg Milch.

Ehren für nachhaltige Leistung

Wer eine 100.000-Liter-Kuh in seinem Stall hält, erhält von der RINDERZUCHT AUSTRIA eine spezielle Stalltafel als Zeichen der Anerkennung. 2024 wurden zudem 17 neue Betriebe ausgezeichnet, die jeweils mehr als zehn dieser Ausnahme-Kühe betreuen – insgesamt zählt Österreich nun 114 solcher „Lebensleistungsbetriebe“.

Rasse Anzahl Kühe Anteil an Gesamtzahl
Fleckvieh 1.679 69,3 %
Holstein 459 19,0 %
Brown Swiss 271 11,2 %
Pinzgauer 9 0,4 %
Jersey 3 0,1 %
Montbéliarde 1 <0,1 %
Original Braunvieh 1 <0,1 %

Würdigung auch für Fleischrinder

Nicht nur Milchkühe stehen im Fokus der Lebensleistungszucht. Auch im Bereich der Fleischrinderzucht werden Zuchttiere ausgezeichnet, die mindestens 16 Jahre alt sind, eine Zwischenkalbezeit von unter 400 Tagen und ein Erstkalbealter unter 36 Monaten aufweisen. Im Kontrolljahr 2024 wurden 92 solcher Fleischrinder ausgezeichnet.

Die älteste Milchkuh Österreichs: Waupi

Ein weiteres Highlight aus der Praxis: Die älteste noch laktierende Milchkuh unter Leistungsprüfung lebt in Oberösterreich. Die Rumba-Tochter „Waupi“, geboren im Mai 2003, steht am Betrieb Steininger in Windhaag bei Freistadt und wird in Kürze 22 Jahre alt. Mit 20 Kälbern und 105.000 kg Milch ist sie ein lebendiges Symbol für Zuchttradition, Pflege und Ausdauer.

Nachhaltigkeit zahlt sich aus

Die aktuellen Zahlen zeigen deutlich: Die österreichische Rinderzucht ist auf einem erfolgreichen Weg. Mit dem Fokus auf Tierwohl, Gesundheit und Lebensleistung entstehen robuste und wirtschaftlich erfolgreiche Tiere – ein Gewinn für Zuchtbetriebe, Landwirte und letztlich auch für Konsumentinnen und Konsumenten.

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