Schweine auf der grünen Wiese – so stellen sich so manche das Leben dieser Tiere vor. Doch selbst Schweine auf biologisch bewirtschafteten Betrieben werden in Europa meistens in eingestreuten Haltungssystemen mit betonierten Ausläufen gehalten. Schweine sind sehr soziale und neugierige Tiere, die einen Großteil ihrer Aktivitätszeit mit Erkundung sowie Grasen, Wühlen und Kauen verbringen.
Dabei verwenden sie ihren Rüssel zum Tasten, aber auch zum Umgraben der Erde. Dies entspricht zwar dem natürlichen Verhalten, kann aber für den Boden – zusammen mit den Ausscheidungen – zu vermehrten Nährstoffeinträgen führen, wenn zu viele Tiere zu lange auf zu kleiner Fläche gehalten werden.
Andererseits führt eine reizarme Umgebung zu Langeweile und Verhaltensstörungen, das Erkundungsverhalten wird auf die Körperteile anderer Schweine umgerichtet (z.B. Schwanzbeißen) oder die Tiere zeigen “Leerkauen“.
Tierwohl als Teil der Nachhaltigkeit
Daher wurden am Institut für Nutztierwissenschaften im Rahmen von zwei europäischen Projekten die Auswirkungen, insbesondere Synergieeffekte und Zielkonflikte zwischen Tierwohl und Umweltwirkungen, aber auch den Bedürfnissen der Menschen (Arbeitszufriedenheit, Ökonomie) untersucht. Im Rahmen des ERANet-Projektes “SusPigSys“ wurden Indikatoren zur Bewertung dieser Aspekte der Nachhaltigkeit festgelegt und in sieben europäischen Ländern angewandt.
Es konnte bestätigt werden, dass die Fütterung der Mastschweine, insbesondere die Futterverwertung und die Futterzusammensetzung, den größten Einfluss auf Eutrophierung und Treibhausgasemissionen hat. Die Haltungssysteme (Vorhandensein von Einstreu/Auslauf) unterschieden sich kaum hinsichtlich dieser Umweltwirkungen. Die Versauerung wurde vor allem vom Management der Gülle bzw. des Mists (Entmistungsfrequenz, Lagerung, Ausbringung) beeinflusst, war aber bei den Systemen ohne Einstreu am niedrigsten.
Haltungssysteme mit Einstreu hingegen wirkten sich positiv auf Aspekte des Tierwohls aus (Erkundungsverhalten, Schwanzverletzungen), während Erkrankungen (z.B. Lahmheit) auf allen Systemen gleich niedrig waren und vor allem von der Qualität der Betreuung durch die Tierhalterinnen und Tierhalter abhängen.
Tieren das natürliche Verhalten ermöglichen
Um sowohl Tierwohl als auch Umweltwirkungen auf biologisch wirtschaftenden Betrieben weiter zu optimieren, wurden im CoreOrganic-Projekt “POWER“ Betriebe untersucht, die Weidehaltung von Schweinen mit Stallhaltung kombinieren.
Diese werden in einem Handbuch als “Best-practise- Betriebe“ vorgestellt. So können zum Beispiel tragende Sauen gut und relativ einfach auf der Weide gehalten werden und profitieren dabei hinsichtlich Normalverhalten und Gesundheit.
Andererseits ist die Haltung der Mastschweine im Stall mit Auslauf vorteilhaft, da die Ausscheidungen gut gesammelt, gelagert und ausgebracht werden können. Allerdings müssen die befestigten Ausläufe den Tieren ihr natürliches Verhalten ermöglichen. Dies kann z.B. durch Raufutter oder auch Duschen erreicht werden. Dabei wurde untersucht, wie sich diese Maßnahmen auf Tiergesundheit, Verhalten, aber auch Kotverschmutzung auswirken.
Das Ziel war, durch die Schaffung von verschiedenen Funktionsbereichen im Auslauf, also Kot-, Liege-, Aktivitätsbereich, die Verschmutzung zu reduzieren und damit sowohl Tierwohl als auch Umweltwirkungen zu verbessern. Die Experimente auf Mastschweinebetrieben in Österreich, der Schweiz und Dänemark waren für alle Beteiligten sehr interessant und konnten die Annahmen großteils bestätigen. Tierwohl und Umweltwirkungen können also durchaus Hand in Hand gehen.
Masterstudium Nutztierwissenschaften
Die Kernkompetenzen des Institutes für Nutztierwissenschaften sind die Analyse tierischer Produktionssysteme und das Erarbeiten von Optimierungsstrategien in den Bereichen Tierzucht und quantitative Genetik, Tierhaltung und angewandte Nutztierethologie sowie Fütterungssysteme und angewandte Tierernährung. Näheres zum Studium.