Der Fachtag Schweinehaltung der 71. Wintertagung hat am 31. Jänner an der HBLFA St. Florian in Oberösterreich zukunftsfähige, ökonomische und ökologische Lösungen erkundet. Im Fokus stand auch das Wohlbefinden von Mensch und Tier.
Schlederer: Freihandelsabkommen ist gut, doch ist Herkunftskennzeichnung besser
Das Tiergesundheitsrecht und das Tierwohlpaket auf EU-Ebene wie auch die Versorgungssicherheit sind Herausforderungen, mit denen die Schweinebranche aktuell konfrontiert ist. Johann Schlederer, Geschäftsführer der österreichischen Schweinebörse (VLV), sieht die durchgängige Herkunftskennzeichnung als wichtigen Lösungsansatz zur Stärkung der heimischen Schweinebranche: „Freihandelsabkommen sind für den Wohlstand zweier Volkswirtschaften im Normalfall beidseitig ein Gewinn. Meist gibt es aber auch sektorale Verlierer, wie zum Beispiel die Landwirtschaft, wenn ein entwickeltes Land Autos und Hochtechnologie in Länder exportiert, die nur mit agrarischen Gütern bezahlen können. Daher ist die Herkunftskennzeichnung bei allen Lebensmitteln für alle Vermarktungsrichtungen das heißt vom Supermarkt bis zum kompletten Außer-Haus-Verzehr, eine Notwendigkeit.“
Darnhofer: Innovationen für Mensch und Tier
Ein wichtiger Faktor für eine zukunftsfähige, heimische Schweinebranche sind die Bäuer:innen selbst. Nebst produktionstechnischen Innovationen bei bestehenden Aufzucht- und Mastställen dürfe der Faktor
Mensch nicht außer Acht gelassen werden, wie Ika Darnhofer vom Institut für Agrar- und Forstökonomie der Universität für Bodenkultur Wien erklärte. Sie stellte das aktuelle Forschungsprojekt vor: „Im
IBeSt-Projekt tauschen sich Betriebsleiter:innen zu unterschiedlichen Themen rund um Familie und Schweinehaltung aus: Wie geht es mir im Familien- und Arbeitssystem? Was ist sinnvolle Arbeit für mich? Wie positioniere ich mich zum Thema Tierethik? Durch die (Selbst-) Reflexion und den Austausch wird der eigene Gestaltungsspielraum bewusst und das Engagement für Innovationen gestärkt.“
Auch Andreas Moser und Elisabeth Rennhofer, beide von der Landwirtschaftskammer Niederösterreich, fokussierten sich in ihren Vorträgen auf den Menschen hinter einem Betrieb. Während Moser für eine aktive, vertrauensbildende Kommunikation mit der Gesellschaft plädierte, ging Rennhofer vor allem auf die persönlichen Bedürfnisse der einzelnen Landwirt:innen und die Wichtigkeit, diesen im Alltag Platz einzuräumen, ein.
Waxenecker: Betriebsdaten kennen & festhalten
Im Hinblick auf Umweltschutz wird meist der CO2-Fußabdruck als Maßstab für die Umweltverträglichkeit von Fleisch verwendet. „Heute stehen die Tierhaltung und Lebensmittel tierischer Herkunft in der Kritik,
einen wesentlichen Beitrag zur globalen Erwärmung zu leisten. Jüngere Berechnungen zeigen aber auf einzelbetrieblicher und auch auf globaler Basis, dass dieser Effekt überschätzt wurde. Aus diesem Grund ist es wichtig, dass der Sektor Tierhaltung und auch jeder Betrieb selbst eine gute Datengrundlage aufbaut und eigene Zahlen zur Nachhaltigkeit liefern kann. Im internationalen Vergleich kann schon heute die Art
der Tierhaltung, wie sie in Mitteleuropa betrieben wird, als eine der nachhaltigsten bezeichnet werden“, so Franz Waxenecker, Direktor für Precision-Nutrition und Nachhaltige Tierernährung der DSM Austria.