2023 war für die Schweinebranche ein Jahr voller Herausforderungen, aber auch unerwarteter Chancen. Als Experte in der Landwirtschaft kann ich sagen, dass die diesjährigen Rekordschweinepreise in Kombination mit hohen Futtermittel- und Ferkelkosten für die Schweinehalter sowohl eine Belastungsprobe als auch eine Chance darstellten. Dennoch konnten viele ein kostendeckendes Ergebnis erzielen, mit einem durchschnittlichen Deckungsbeitrag von etwa 28 Euro pro Mastschwein.
Produktionseinbruch versus Preissteigerung
Die europaweite Reduzierung der Schweineproduktion um etwa 15% in den letzten drei Jahren war ein Segen in der Not. Ohne diesen Rückgang hätten wir angesichts der Rekordinflation und hohen Kosten ein wirtschaftliches Desaster erlebt. Dennoch sollten wir uns hüten, allzu optimistisch in die Zukunft zu blicken, da solche Rekordpreise nicht jedes Jahr zu erwarten sind.
Verbraucherverhalten: Ein schwindender Appetit
Der Rückgang des Pro-Kopf-Verbrauchs von Schweinefleisch in Österreich und Deutschland ist nicht zu übersehen. Dieser Trend wird durch mehrere Faktoren beeinflusst, darunter mangelnde Kaufkraft und die wachsende gesellschaftliche Diskussion um Tierwohl und Klimawandel.
Die Branche reagiert auf den Wandel
Die Schweinehaltung muss sich dem Wandel der Zeit anpassen. Hierbei spielen Initiativen wie die österreichische Schweinebörse und der VLV eine entscheidende Rolle. Sie haben erfolgreich Programme entwickelt, die die Vielfalt der heimischen Schweinehaltung abbilden und Produkte wie „Fair zum Tier” und „FAIRantwortung fürs Tier” auf den Markt bringen.
Zukunftsperspektiven und Tierwohl
Der Masterplan des VÖS zielt darauf ab, in den nächsten zehn Jahren einen Marktanteil von etwa 20% für Tierwohlstufen zu erreichen. Hierfür ist die aktive Mitwirkung aller Beteiligten, einschließlich der öffentlichen Verpflegung, unerlässlich.
ASP-Freiheit als oberste Priorität
Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Aufrechterhaltung der ASP-Freiheit Österreichs. Angesichts der Ausbreitung in benachbarten Ländern ist größte Vorsicht geboten, insbesondere beim Umgang mit Schweinefleischprodukten aus betroffenen Gebieten.
Fazit: Ein Jahr des Gleichgewichts
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass 2023 ein Jahr des Gleichgewichts zwischen Herausforderungen und Chancen war. Es zeigt, wie entscheidend die Anpassungsfähigkeit und das proaktive Handeln für die Zukunft der Schweinebranche sind.