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Am Wort!Produktion & Industrie

Auswirkungen auf Ernährungssicherheit und politische Stabilität weltweit

Der Einmarsch Russlands in die Ukraine hat zu steigenden Lebensmittelpreisen weltweit geführt und zu Protesten in verschiedenen Ländern. Die Preise sind zwar gesunken, aber immer noch auf historischen Höchstständen. Hohe Lebensmittelpreise gefährden die Ernährungssicherheit und können soziale Unzufriedenheit verursachen. Durch eine Analyse wurde festgestellt, welche Länder besonders von den Auswirkungen betroffen sind.

Der Einmarsch Russlands in die Ukraine im vergangenen Jahr hat  einen Krieg ausgelöst, der die globalen Lebensmittelversorgungsketten auf den Kopf gestellt hat. Seitdem haben steigende Lebensmittelpreise weltweit für Unmut gesorgt und zu Protesten in Ländern wie Pakistan, Ecuador, Indien und vielen anderen geführt.

Die Preise für Nahrungsmittel und Düngemittel sind im Vergleich zu ihren jüngsten Höchstständen wieder gesunken. Da jedoch Russland und die Ukraine wichtige Exporteure von Nahrungsmitteln und Russland und Belarus wichtige Produzenten von Düngemitteln sind, befinden sich die Preise immer noch auf historischen Höchstständen. Auch bleibt die geopolitische Lage weiterhin angespannt.

Hinzu kommt, dass die volatilen Ölpreise und die zunehmend unsicheren Wetterbedingungen die Kosten für die Produktion und den Transport von Nahrungsmitteln in die Höhe getrieben haben.

Das Zusammenspiel von hohen Preisen, niedrigen oder langsam steigenden Einkommen und unsicherer oder abnehmender Ernährungssicherheit ist ein Nährboden für soziale Unzufriedenheit. Langfristig kann diese Situation dazu führen, dass Regierungen ihre Haushaltspolitik lockern, ihre Staatsverschuldung neu verhandeln oder im Extremfall gar abgelöst werden.

Zusammenhang zwischen hohen Lebensmittelpreisen und politischer Stabilität

In den letzten Monaten haben sich die meisten Analysten und Investoren auf die inflationären Auswirkungen steigender Lebensmittelpreise konzentriert. Diese Auswirkungen waren in Schwellenländern besonders stark, da Lebensmittel dort einen höheren Anteil am Warenkorb ausmachen als in Industrieländern.

Die Expert:innen Giancarlo Perasso, Lead Economist Africa and Former Soviet Union bei PGIM Fixed Income, und Elizabeth Doppelt, Senior Associate for the Global Macroeconomic Research Team bei PGIM Fixed Income, gehen noch einen schritt weiter und analysieren die Zusammenhänge und Auswirkungen dieser Entwicklung auf die globale Wirtschaft.

Analyse zur Identifizierung von Ländern mit hoher sozialer Unruhegefahr

Das Ziel ihrer Analyse ist herauszufinden, welche Länder unter diesen Bedingungen am stärksten von den sozialen Herausforderungen bedroht sind.

Dazu wurde eine neuen Index für Inflation, Arbeitslosigkeit und Ernährungsunsicherheit berechnet, um diesen anschließend mit dem „Index für politische Stabilität und Abwesenheit von Gewalt/Terrorismus“ der Weltbank zu vergleichen. Dieser misst die Anfälligkeit eines Landes für soziale Unruhen.

Mehrschrittiger Analyseprozess zur Bestimmung der Nahrungsmittelversorgung

Zunächst wurde für jedes Land ein Misery Index als Summe der jüngsten Arbeitslosen- und Inflationsraten berechnet. Je höher der Wert des Misery index ausfällt, desto schwieriger ist die jeweilige wirtschaftliche Gesamtsituation.

Damit wird nun auch der Faktor der Arbeitsmarktstabilität in unsere frühere Analyse mit einbezogen, da eine höhere Arbeitslosigkeit eine soziale Herausforderung darstellt, die Anlass zu politischen Unruhen geben kann.

ABBILDUNG 2 Algebraische Betrachtungsweise

 

Im Anschluss haben wir den Global Food Security Index (GFSI) des Economist herangezogen, um zu messen, wie prekär die Nahrungsmittelversorgung in den einzelnen Ländern ist. Anschließend wurden sowohl der Misery index als auch der GFSI auf Werte zwischen 0 und +1 normiert und der Mittelwert beider Werte gebildet.

Weil der Misery Index und der GFSI auf einer umgekehrten Skala gemessen werden, haben wir den normalisierten Index der Ernährungsunsicherheit von 1 subtrahiert. Das heißt, je höher die Summe der beiden Indizes ausfällt, desto schlechter steht es um die Kombination aus Ernährungssicherheit und wirtschaftlicher Lage, die unser neuer Index abbildet.

Geografisches Muster und Herausforderungen südlich der Sahara

Obwohl das Ergebnis kein eindeutiges geografisches Muster erkennen lässt, enthält der „schlechteste“ Quadrant in der linken oberen Ecke eine Reihe von Ländern südlich der Sahara. In diesem Quadranten stellen die hohen Nahrungsmittelpreise große humanitäre, soziale und fiskalische Herausforderungen dar, wie die jüngsten Proteste in Kenia zeigen.

ABBILDUNG 3 Kombinierter Index für Misery und Ernährungsunsicherheit versus Index für politische Stabilität

 

Potenzielle Chancen in Ländern mit höherer Ernährungssicherheit und politischer Stabilität

Die Länder im rechten unteren Quadranten hingegen weisen im Vergleich zu ihren Peers eine höhere Ernährungssicherheit und eine größere politische Stabilität auf. Diese Länder bieten potenzielle Chancen in Bezug auf den relativen Wert. Wir erwarten beispielsweise, dass sich die Situation in Costa Rica verbessert, da das Gesetz zur fiskalischen Verantwortung in Übereinstimmung mit dem IWF-Programm die Kreditbasis des Landes weiter verbessert. Auch Katar sticht hervor, da es weiterhin von der steigenden Erdgasnachfrage europäischer Kunden profitiert.

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