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Handel & Direktvermarktung

„Bei der Herkunftskennzeichnung gibt es Luft nach oben“

LK-Präsident Josef Hechenberger plädiert für eine verpflichtende Herkunftskennzeichnung aller Zutaten.

Laut einer aktuellen AMA-Studie achten die Menschen durch die Corona-Krise mehr auf Regionalität: Immerhin 26 Prozent der Befragten gaben an, jetzt beim Einkaufen noch stärker auf die Herkunft der Lebensmittel zu achten. Das ist prinzipiell erfreulich für die heimische Landwirtschaft. Das Problem dabei: Bei vielen verarbeiteten Produkten im Lebensmittelhandel ist es für die Konsumenten unmöglich, herauszufinden, woher die sogenannten „Primärzutaten“, also die Rohstoffe, stammen.

Strenge Regeln und wenig Klarheit

Die Lebensmittelkennzeichnung ist EU-weit einheitlich geregelt, lässt aber bei der Herkunftskennzeichnung viel Spielraum. Während Frischobst und -gemüse, unverarbeitete Eier oder verpacktes Fleisch klar gekennzeichnet sein müssen, bräuchte es für Milch beispielsweise keine nähere Angabe der Rohstoffherkunft. Bei verarbeiteten Lebensmitteln muss ebenfalls nicht deklariert werden.

Gerade die sogenannte „freiwillige Herkunftskennzeichnung“ wurde deshalb immer wieder missbräuchlich verwendet. Seit 1. April ist eine neue Verordnung in Kraft, die das strenger regelt. LK-Präsident Josef Hechenberger begrüßt das grundsätzlich: „Als Konsument habe ich ein Recht darauf zu erfahren, woher die Rohstoffe in meinen Lebensmitteln kommen. Nur so kann ich eine reflektierte Kaufentscheidung treffen“. Zugleich sieht er aber noch Luft nach oben: „Bei der freiwilligen Kennzeichnung bringt uns diese Verordnung sicherlich einen wichtigen Schritt weiter. Standard müsste aber sein, dass Hersteller die Konsumentinnen und Konsumenten verpflichtend über die Herkunft der enthaltenen Zutaten informieren!“. Auch die neue EU-Verordnung ändert nämlich nichts daran, dass es der Lebensmittelindustrie nach wie vor bei vielen Produkten freigestellt ist, ob überhaupt Angaben zur Herkunft der enthaltenen Rohstoffe gemacht werden.

Transparenz als Ziel

„Auch wenn dadurch manch unangenehme Wahrheit ans Tageslicht kommt: An der verpflichtenden Herkunftskennzeichnung bei verarbeiteten Produkten führt kein Weg vorbei. Wir diskutieren einerseits über Klimaschutz, Produktionsstandards, Tierwohl usw. und lassen andererseits nach wie vor zu, dass völlig anonymisierte Lebensmittel in den Einkaufswägen landen!“, zeigt sich Hechenberger kritisch. Hier sieht er die Corona-Krise als Chance für die heimische Landwirtschaft: „Wir haben gesehen, was passiert, wenn wir Produktionsaufträge ins Ausland verlagern. Dasselbe darf in der Landwirtschaft nicht passieren, deshalb braucht es hier Klarheit.“ Ziel ist für den LK-Präsidenten dementsprechende Transparenz auch bei verarbeiteten Produkten: „Die verpflichtende Herkunftskennzeichnung der Primärzutaten Milch, Fleisch und Eier bei verarbeiteten Lebensmitteln und in der Gemeinschaftsverpflegung ist Teil des Regierungsabkommens. Diese Forderung auch umzusetzen und damit die heimische Wirtschaft zu stärken, muss gerade jetzt oberste Priorität haben!“

Herkunftskennzeichnung am Beispiel von Erdbeerjoghurt

Aufgrund der rot-weiß-roten Fahne muss die Herkunft der Primärzutaten im selben Blickwinkel wie die Fahne gekennzeichnet sein. Ohne Hinweis auf einen speziellen Herkunftsort ist die Kennzeichnung aber weiterhin nicht verpflichtend!

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