
Europas Schweinebauern stecken schon seit geraumer Zeit in einer ernstzunehmenden Fleisch-Krise. Hohe Kosten für Futter und Energie, Absatzprobleme in der Corona-Pandemie und der aus zahlreichen Gründen sinkender Bedarf beim Abnehmer sorgen für Sorgen und Katerstimmung.
Klimaneutrale Schweinzucht: Ein Weg aus der Krise?
Doch aus den Niederlanden gab es kürzlich einen Hoffungsschimmer für Produzenten, Vermarkter und bewusste KundInnen: der landwirtschaftliche Betrieb Vallei Varken und die die Genossenschaft Agrifirm und bringen klimaneutral zertifiziertes Schweinefleisch auf den Markt.
Das Konzept entlang der gesamten Produktionskette trägt das Label „Climate Neutral Certified“. Beabsichtigt wird den CO2-Fußabdruck der so gehaltenen Schweine immanent zu verringern.
Mit diesem Konzept gehen die Initiatoren einen wichtigen Schritt zur Reduzierung des CO2-Äquivalents (CO2e)-Fußabdrucks. Dabei bezieht sich die CO2e keineswegs nur auf Kohlendioxid (CO2), sondern auch auf andere Treibhausgase wie Methan. Diese werden in die sogenannten CO2e umgerechnet. Das Konzept wurde von einer unabhängigen Organisation im Rahmen eines Verifizierungsaudits zertifiziert.
Wie geht klimaneutrale Schweinzucht?
Bei dem neuen Konzept werden besonders emissionsarme Futtermittel eingesetzt. Lokale Produkte als Futter, wie etwa regionales Getreide, tragen ebenfalls zu einem kleineren Klima-Fußabdruck bei. Auf Produkte wie Soja oder Palmöl – durch deren weltweiten Anbau Urwälder zerstört werden – wird selbstverständlich verzichtet. Alleine durch diese Fütterungs-Methode werden im Vergleich zu Standardfutter bereits 15 % der Emissionen vermieden.
Einsatz erneuerbarer Energien
Die beteiligten Landwirte nutzen zudem für den Stallbetrieb erneuerbare Energien wie Photovoltaikanlagen. Im heurigen Jahr werden zentrale Güllevergärungsanlagen dazugebaut. Die verbleibenden CO2e-Emissionen werden durch Investitionen in ein Klimaprojekt mit Verified Carbon Standard (VCS) ausgeglichen.
Klimaneutral zertifiziertes Schweinefleisch als ein erster Schritt
Agrifirm und Vallei Varken sind stolz darauf, das erste Schweinefleisch mit dem Label „Climate Neutral Certified” auf den Markt zu bringen. Doch damit ist das sogenannte „Ende der Fahnenstange” längst nicht erreicht. Das bahnbrechende Projekt soll laut den Initiatoren nur ein Anfang dafür sein, Tiere artgerecht und klimaneutral halten zu können.
Vertrieben wird das klimaneutrale Schweinfleisch derzeit über das Kochboxensystem der Firma Marley Spoon.
Auch wenn dieses Konzept nicht neu ist und hierzulande bereits von einigen engagierten Landwirten und Produzenten ebenso umgesetzt wird, ist es fein, dass es gelungen ist, dieses Fleisch nun mit dem anerkannten Label „Climate Neutral Certified„ auszeichnen zu lassen. Man darf gespannt sein, wie sich das engagierte Konzept entwickelt …