
Die aktuelle Präsentation des Regierungsprogramms von ÖVP, SPÖ und NEOS in Österreich zeigt positive Schritte hin zu mehr Transparenz und Verbraucherschutz im Lebensmittelbereich. Insbesondere die Einführung des Nutri-Score und Maßnahmen gegen „Shrinkflation“ wurden von Foodwatch als Fortschritt begrüßt. Doch auch wenn einige langjährige Forderungen der Organisation berücksichtigt wurden, bleiben wichtige Aspekte unberücksichtigt.
Transparenz: Ein erster Schritt in die richtige Richtung
Ein zentraler Punkt, den Foodwatch seit Jahren fordert, ist eine verbesserte Transparenz in Bezug auf die Inhaltsstoffe und Nährwerte von Lebensmitteln. Die geplante Einführung des Nutri-Score, einer Nährwertkennzeichnung, soll den Konsument:innen in Zukunft eine einfachere Orientierung beim Lebensmitteleinkauf ermöglichen. Positiv dabei ist, dass diese Maßnahme in das Regierungsprogramm aufgenommen wurde. Allerdings wird die Einführung auf freiwilliger Basis angestrebt, was die Befürchtung aufwirft, dass nicht alle Hersteller diese Kennzeichnung verwenden werden – ein echter Schritt zu mehr Transparenz könnte somit noch ausbleiben. Zusätzlich wird das Thema „Shrinkflation“ angegangen, ein Phänomen, bei dem Produkte in Größe oder Menge reduziert werden, während der Preis gleich bleibt. Die Konsument:innen sollen künftig darüber informiert werden. Dies könnte den Markt für österreichische Fleischer, Bäcker und Landwirte transparenter machen und es den Verbrauchern erleichtern, die wahren Werte ihrer Einkäufe zu erkennen.
Fehlende Maßnahmen zur Förderung gesunder Ernährung
Trotz der positiven Ansätze bleibt die Regierung in anderen Bereichen zurück. Besonders enttäuschend ist das Fehlen einer umfassenden Maßnahme zur Förderung gesünderer Ernährung. Foodwatch hatte eine Steuer auf zuckerhaltige Getränke, die sogenannte „Kracherl-Steuer“, gefordert, um den übermäßigen Konsum von Zucker zu verringern und die Gesundheit der Bevölkerung zu fördern. Diese Maßnahme wurde jedoch nicht berücksichtigt. Ein weiterer Kritikpunkt betrifft die hohe Mehrwertsteuer auf Obst und Gemüse. Eine Senkung dieser Steuer könnte gesunde Ernährung für alle Österreicher:innen zugänglicher machen und besonders einkommensschwächere Haushalte entlasten. Doch auch hier sieht Foodwatch keine Bewegung im Regierungsprogramm.
Kindermarketing: Ein unzureichender Schutz
Das Thema Kindermarketing für ungesunde Produkte an Kinder bleibt ebenfalls ein ungelöstes Problem. Experten sind sich einig, dass hier ein umfassendes Verbot notwendig ist, um zu verhindern, dass Kinder weiterhin gezielt mit überzuckerten und fettreichen Produkten angesprochen werden. Leider bleibt das Regierungsprogramm in dieser Hinsicht vage und nennt lediglich eine unverbindliche „Prüfung von Maßnahmen“.
Ein Schritt in die richtige Richtung, aber noch viel zu tun
Foodwatch sieht die geplanten Maßnahmen als einen ersten, wichtigen Schritt, ist jedoch klar in ihrer Forderung nach weiteren konkreten und verpflichtenden Regelungen. Es bleibt zu hoffen, dass die kommenden Jahre tatsächlich die dringend notwendigen Änderungen bringen – insbesondere im Hinblick auf den Schutz der Kinder und die flächendeckende Förderung gesunder Ernährung. Für Fleischer, Bäcker, Konditoren und Landwirte in Österreich ist es entscheidend, die Entwicklungen in der Lebensmittelkennzeichnung und -politik im Auge zu behalten, um sich auf mögliche Änderungen einzustellen und die Transparenz gegenüber ihren Kunden zu erhöhen. Die aktuellen Entwicklungen zeigen, dass es noch viel zu tun gibt, um Österreich auf den Weg zu gesünderen und transparenteren Lebensmitteln zu bringen. Bleiben Sie informiert und nehmen Sie die Änderungen aktiv in Ihre Geschäftsprozesse auf, um als Anbieter von Fleischwaren, Backwaren oder landwirtschaftlichen Produkten auf dem Markt wettbewerbsfähig zu bleiben.