Beim 134. Verbandstag des Deutschen Fleischer-Verbands (DFV) in Lübeck-Travemünde stand die Zukunft des Handwerks im Fokus. Unter der Leitung von DFV-Präsident Herbert Dohrmann thematisierte die Mitgliederversammlung sowohl die strategischen Ziele des Fleischerhandwerks als auch zentrale Herausforderungen, denen sich die Branche gegenüber sieht. Der Verband engagiert sich intensiv für den Abbau von Bürokratie, die Stärkung regionaler Strukturen und die Sicherung von Ausbildungsplätzen. Die Veranstaltung fand unter Beteiligung von rund 120 Delegierten statt, die über die aktuellen Entwicklungen informiert und über die politischen Forderungen des DFV diskutierten.
Auch bei den Nachbarn: Bürokratieabbau als zentrales Anliegen
Eines der Kernthemen der Versammlung war der Abbau von Bürokratie. Dohrmann betonte, dass das Fleischerhandwerk durch übermäßige Regulierungen stark belastet werde, und hob hervor, dass erste Fortschritte erzielt wurden. So könnten die Metzger möglicherweise von den Regelungen des Schwarzarbeitsbekämpfungsgesetzes ausgenommen werden. Diese Erleichterungen sollen den Betrieben helfen, sich auf ihr Kerngeschäft zu konzentrieren und wettbewerbsfähig zu bleiben.
Partnerschaft mit der Landwirtschaft
Dohrmann betonte, dass das Fleischerhandwerk ohne eine funktionierende Landwirtschaft nicht existieren könne. Trotz Differenzen, wie bei der Diskussion über eine mögliche Mehrwertsteuererhöhung auf Fleisch, bleibt die Partnerschaft zwischen den Branchen unverzichtbar. Der DFV setzt auf strategische Allianzen, um gemeinsame Interessen durchzusetzen und das Handwerk zukunftsfähig zu machen.
Nachwuchsgewinnung im Fleischerhandwerk
Vizepräsidentin Nora Seitz stellte die Herausforderungen in der Berufsausbildung heraus. Trotz aller Bemühungen konnte der Abwärtstrend bei den Lehrverträgen nicht gestoppt werden. Sie fordert, neue Wege zu finden, um junge Menschen und Quereinsteiger für das Fleischerhandwerk zu gewinnen. Attraktivere Ausbildungsmodelle, wie eine modulare Struktur und niedrigschwellige Angebote, könnten helfen, den Beruf wieder interessanter zu gestalten.
Öffentlichkeitsarbeit und digitale Medien
Vizepräsidentin Dagmar Groß-Mauer präsentierte neue Ansätze in der Öffentlichkeitsarbeit. Mithilfe von authentischen Videos und Bildmaterial, die über soziale Netzwerke verbreitet werden, soll die Sichtbarkeit des Fleischerhandwerks verbessert werden. Formate wie „Tipps vom Profi“ und „Dumm gefragt“ haben in den sozialen Medien bereits positive Resonanz erhalten und werden weiter ausgebaut.
Die zehn Forderungen des Fleischerhandwerks an die Bundespolitik
Im Vorfeld der Bundestagswahl hat der DFV zehn zentrale Forderungen an die künftige Bundesregierung formuliert, um die Zukunft des Fleischerhandwerks zu sichern. Diese sind:
1.Ernährungsstrategie von Ideologie befreien: Die Ernährungsstrategie muss pragmatisch und sachlich sein, ohne von ideologischen Ansätzen beeinflusst zu werden.
2.Tierhaltung sachgerecht regeln und finanzieren: Eine nachhaltige und finanzierbare Lösung für die Tierhaltung ist notwendig, um das Fleischerhandwerk und die Landwirtschaft zu unterstützen.
3.Bürokratieabbau: Spürbare Entlastung durch den Abbau unnötiger Bürokratie, damit die Betriebe effizient arbeiten können.
4.Stärkung regionaler Strukturen: Regionale Metzgereien und Schlachthöfe sind unverzichtbar für die Versorgungssicherheit. Diese Strukturen müssen gestärkt werden.
5.Mindestlohn im Rahmen der Tarifautonomie: Der Mindestlohn soll weiterhin innerhalb der Tarifverhandlungen festgelegt werden, um die Bedürfnisse des Handwerks zu berücksichtigen.
6.Attraktive Arbeitsbedingungen schaffen: Unterstützung für Betriebe, um die Arbeit im Fleischerhandwerk attraktiv zu halten, gerade im Hinblick auf Fachkräftemangel.
7.Planbarkeit und Verlässlichkeit für Betriebe: Politik muss den Betrieben langfristige Sicherheit und Planbarkeit bieten.
8.Sicherung der Versorgung: Die Bundesregierung muss sicherstellen, dass die Nahrungsmittelversorgung durch ein funktionierendes Handwerk gesichert bleibt.
9.Einheitliche Besteuerung von Lebensmitteln: Alle Lebensmittel sollten einheitlich besteuert werden, um Fairness im Handel zu gewährleisten.
10.Fokus auf kleine Strukturen in Europa: Die Politik muss die kleinen handwerklichen Strukturen in Europa schützen und fördern, damit diese weiterhin einen Platz im Markt finden.
Das deutsche Fleischerhandwerk zeigt Präsenz
Der DFV positioniert sich klar und deutlich vor der Bundestagswahl und strebt an, die Anliegen des Handwerks direkt an die Politik heranzutragen. Mit einem starken Fokus auf Bürokratieabbau, nachhaltige Strukturen und Nachwuchsförderung will der Verband die Zukunft des Fleischerhandwerks sichern.Dieser Verbandstag hat gezeigt, dass das Fleischerhandwerk sich den Herausforderungen stellt und gleichzeitig bereit ist, aktiv und konstruktiv an Lösungen mitzuarbeiten. Die 10 gut formulierten politischen Forderungen der Nachbarn wären wohl so auch für Österreich anwendbar.