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Landwirtschaft & Umwelt

Tag gegen Lebensmittelverschwendung: Supermärkte in Österreich müssen Abfall melden

Heute, am 29. September, ist der Tag gegen Lebensmittelverschwendung. Der von den Vereinten Nationen (UN) initiierte Tag soll auf das globale Problem der Lebensmittelverschwendung aufmerksam machen. Österreich verpflichtet Supermärkte zur Meldepflicht, um Lebensmittelverschwendung zu reduzieren. Die Grünen in Österreich betrachten Lebensmittelverschwendung als Klimafrage. Die Wiener Tafel setzt den Kampf gegen Lebensmittelverschwendung fort und die Wiener*innen sind laut einer Untersuchung von Too Good To Go die aktivsten Lebensmittelretter in Österreich.

Zum Tag gegen Lebensmittelverschwendung hat Österreich eine Novelle zum Abfallwirtschaftsgesetz eingeführt, die Supermärkte dazu verpflichtet, quartalsweise Lebensmittelabfälle und Spenden zu melden. Große Lebensmittelhändler praktizieren bereits freiwillige Spenden an Sozialorganisationen und verteilen jährlich 20.000 Tonnen Lebensmittel.

Novelle zum Abfallwirtschaftsgesetz bringt Meldepflicht für Lebensmittelmärkte

Österreich hat sich im Rahmen der UN-Nachhaltigkeitsziele zur Halbierung der vermeidbaren Lebensmittelabfälle in Haushalten und im Handel bis 2030 verpflichtet. Gemäß einer im Mai dieses Jahres verabschiedeten Novelle des Abfallwirtschaftsgesetzes müssen Händler künftig einmal im Quartal melden, wie viele Lebensmittel sie weggeworfen haben und wie viele Lebensmittel gespendet wurde.

Betroffen sind Lebensmittelhändler ab einer Verkaufsfläche von 400 m² bzw. fünf Verkaufsstellen, das sind rund 900 Unternehmen in Österreich. Die Meldungen werden vierteljährlich erfolgen, erstmals für das vierte Kalenderquartal 2023 bis zum 10. Februar 2024. Die Zahlen werden anschließend vom Klimaschutzministerium (BMK) veröffentlicht.

Stammler/Grüne: Verschwendung von Lebensmitteln ist auch eine Klimafrage

Die Grünen in Österreich betonen anlässlich des Internationalen Tags gegen Lebensmittelverschwendung die Bedeutung des Kampfs gegen diese Verschwendung. Sie haben bereits Maßnahmen wie die Berichtspflicht für Lebensmittelhändler eingeführt und setzen sich für mehr Transparenz ein. Clemens Stammler, Sprecher für Land- und Forstwirtschaft der Grünen, betont, dass Lebensmittelverschwendung nicht nur eine Gewissensfrage, sondern auch eine Klimafrage ist.

Lebensmittelverschwendung ist eine Klimafrage

“Als Biobauer schmerzen mich Bilder von weggeworfenen Lebensmitteln sehr. Der Kampf gegen Lebensmittelverschwendung ist für mich nicht nur eine Frage des Gewissens, sondern letztlich auch eine Klimafrage. Wir können es uns schlicht nicht leisten, für die Tonne zu produzieren“, sagt Clemens Stammler, Sprecher für Land- und Forstwirtschaft und Obmann der Grünen Bäuerinnen und Bauern (GBB), anlässlich des Internationalen Tages gegen Lebensmittelverschwendung der Vereinten Nationen und ergänzt:

„Unter Grüner Regierungsbeteiligung ist bereits vieles gelungen, an den nächsten Schritten arbeiten wir.“

Meldepflicht für Supermärkte

„Wir haben bereits eine Berichtspflicht für den Lebensmitteleinzel- und -großhandel eingeführt. Die betroffenen Unternehmen, allen voran die Supermärkte, müssen künftig offenlegen, welche Mengen entsorgt oder gespendet werden. Ich gehe davon aus, dass diese Form der Transparenz eine große Wirkung haben wird. Wir alle empfinden es als falsch, genussfähige Lebensmittel wegzuwerfen. Zahlen über weggeworfene Lebensmittel erzeugen öffentlichen Druck und bewirken hoffentlich ein Umdenken“, meint Stammler.

Darüber hinaus wird der sorgsame Umgang mit Lebensmitteln auch Eingang in den Unterricht finden: „Wir wissen, dass der größte Anteil von Lebensmittelverschwendung zuhause stattfindet. Es ist daher wichtig, dass wir Konsument:innen für dieses wichtige Thema sensibilisiert und mit dem notwendigen Know-How ausgestattet werden, um Lebensmittelverschwendung vorzubeugen“, erklärt Stammler.

WWF fordert neue Gesetze gegen Lebensmittelverschwendung

Etwa 15 Prozent der weltweit produzierten Lebensmittel gehen bereits am Anfang der Wertschöpfungskette, also in der Landwirtschaft, verloren. Bezogen auf die Menge ist die Verschwendung bei Obst und Gemüse besonders groß. Überzogene Handelsnormen führen etwa dazu, dass einwandfrei genießbares Obst und Gemüse nicht verkauft werden kann und daher oft gar nicht erst geerntet wird.

Ende des Schönheitswahns

Der WWF fordert daher ein Ende des “Schönheitswahns” in der gesamten Wertschöpfungskette. “Der Handel sollte seine Vorgaben anpassen und auch Obst und Gemüse, das in Form, Farbe oder Größe von der Norm abweicht, attraktiv anbieten. Zusätzlich braucht es mehr Daten aus der Landwirtschaft, damit wir die Dimension des Problems besser erfassen können“, fordert WWF-Experte Heizmann.

Berichtspflichten auf Gastronomie und Lebensmittelproduktion ausweiten

Ein weiterer wichtiger Schritt gegen die Verschwendung ist eine Ausweitung der Berichtspflicht für Unternehmen im Lebensmittelsektor: Zwar müssen große Händler ab Oktober regelmäßig offenlegen, wie viele Lebensmittel sie entsorgt oder gespendet haben. Doch diese Berichtspflicht muss unbedingt auf alle Teile des Lebensmittelsektors, wie die Produktion, die Gastronomie und die Gemeinschaftsverpflegung, ausgeweitet werden, fordert der WWF Österreich.

“Nur wenn wir wissen wo, warum und wie viele Lebensmittel verloren gehen, können wir die unnötige Verschwendung wirksam stoppen”, sagt Dominik Heizmann vom WWF.

Marktamt und Tafel Österreich retten Lebensmittel auf Märkten

Anlässlich des Internationalen Tags gegen Lebensmittelverschwendung hat die Wiener Tafel, die sich nun „Die Tafel Österreich“ nennt, ihren Kampf gegen die Lebensmittelverschwendung hervorgehoben. In Zusammenarbeit mit dem Marktamt hat sie Sammelstellen auf den drei größten Wiener Märkten eingerichtet, um genießbare Lebensmittel vor der Verschwendung zu retten. Die Tafel Österreich liefert diese Lebensmittel an rund 100 soziale Einrichtungen für bedürftige Menschen

Naschmarkt, Großmarkt und Brunnenmarkt

Im Kampf gegen die Lebensmittelverschwendung hat das Marktamt in Kooperation mit der Tafel Österreich, schon vor Jahren drei Sammelstellen eingerichtet, um verwertbare Lebensmittel davor zu bewahren, im Müll zu landen. Diese befinden sich am Naschmarkt, dem Großmarkt Wien, sowie auf dem Brunnenmarkt in Ottakring, wo aktiv gegen die Lebensmittelverschwendung vorgegangen wird.

„Der Kampf gegen Lebensmittelverschwendung muss in allen Bereichen und auf allen Ebenen geführt werden. Ich freue mich, dass wir mit den Sammelstellen auf den drei größten Wiener Märkten einen wichtigen Beitrag dazu leisten können und die erfolgreiche Kooperation zwischen Marktamt und der Tafel Österreich nun schon so lange besteht“, so Marktamtsdirektor Andreas Kutheil.

100 soziale Einrichtungen werden beliefert

100 soziale Einrichtungen werden beliefert „Die Tafel Österreich rettet täglich bis zu vier Tonnen Lebensmittel, die nicht mehr für den Verkauf bestimmt sind, vor dem Wegwerfen und stellt sie rund 100 sozialen Einrichtungen mit 28.000 armutsbetroffenen Menschen kostenfrei zur Verfügung“, berichtet Alexandra Gruber, Geschäftsführerin der Tafel Österreich. Wie erfolgreich dabei gearbeitet wird, zeigt die Bilanz der vergangenen Jahre.

So konnten im Jahr 2022 rund 896 Tonnen an verwertbaren Lebensmitteln davor bewahrt werden, im Müll zu landen. Rund 160 Tonnen kamen dabei direkt von den Markt-Sammelstellen.

Too Good To Go: Wiener führen Österreich in der Lebensmittelrettung an, gefolgt von der Steiermark und Niederösterreich

Anlässlich des Internationalen Tages des Bewusstseins für Lebensmittelverluste und -verschwendung hat Too Good To Go untersucht, welche österreichischen Bundesländer die aktivsten Lebensmittelretter sind. Die Wiener führen das Ranking an, gefolgt von der Steiermark und Niederösterreich.

Die Daten basieren auf der Anzahl der geretteten Überraschungssackerl pro Einwohner seit dem letzten Internationalen Tag des Bewusstseins für Lebensmittelverluste und -verschwendung im Jahr 2022.

Österreichs Spitzenreiter*innen bei Lebensmittelrettung. (©Too Good To Go)

Wien liegt auf Platz 1, Steiermark knapp dahinter

Too Good To Go hat sich die Daten der geretteten Überraschungssackerl seit dem letzten IDAFLW 2022 angeschaut und anhand der Einwohner*innenzahl der jeweiligen Bundesländer errechnet, welche Bundeslandbewohner*innen die größten Lebensmittelretter*innen sind.

Dass Wien an erster Stelle liegt, verwundert basierend auf der urbanen Größe nicht. Auch die Steirer*innen können ihre Podestplatzierung bereits im zweiten Jahr in Folge halten. Eine Überraschung gab es jedoch auf dem dritten und vierten Platz, denn Niederösterreich und das Burgenland sind auf der Überholspur.

Während die Niederösterreicher*innen ein Jahr zuvor noch auf Platz sechs und die Burgendländer*innen sogar auf Platz acht lagen, finden sie sich jetzt unter den Top Vier der heimischen Lebensmittelretter*innen wieder.

Aufholbedarf gibt es in Kärnten; obwohl die Kärntner*innen fast doppelt so viele Überraschungssackerl wie im selben Zeitraum ein Jahr zuvor gerettet haben, belegt das Bundesland den letzten Platz im Bundesländer-Ranking. Too Good To Go gratuliert allen Österreicher*innen, da sie das Thema Lebensmittelrettung, wie erst kürzlich in einer Umfrage gezeigt, sehr ernst nehmen und Jahr für Jahr ein größeres Bewusstsein entwickeln.

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