
Gesunde Tiere sind nicht nur Ausdruck verantwortungsvoller Landwirtschaft, sondern auch ein handfester Beitrag zum Klimaschutz. Das zeigen aktuelle Studien der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover (TiHo), des WING-Instituts sowie erste Ergebnisse eines europäischen Forschungsprojekts zur Antibiotikareduktion in der Putenhaltung. Auf dem Deutschen Geflügelforum 2025 wurde deutlich: Je gesünder das Tier, desto geringer sein ökologischer Fußabdruck.
Mehr als 70 Prozent der Treibhausgasemissionen in der Geflügelhaltung entstehen durch die Fütterung. Dass hier enormes Potenzial für Klimaschutzmaßnahmen liegt, betonte Dr. Julia Gickel vom WING-Institut gegenüber dem deutschen Fachmagazin afz – allgemeine fleischer zeitung. Sie präsentierte Modellrechnungen, laut denen sich der CO₂-Fußabdruck durch gezielte Zucht und optimierte Futterzusammensetzung in den letzten 15 Jahren deutlich verbessert hat – ganz ohne spezifische Klimaschutzstrategien.
Ein zentraler Hebel ist die Proteinreduktion im Futter: Wird der Rohproteinanteil um zwei Prozent gesenkt, lassen sich Emissionen senken, ohne die Leistung der Tiere zu beeinträchtigen. Wird allerdings zu stark reduziert – etwa um drei Prozent – sinkt die Futterverwertung, der CO₂-Ausstoß steigt wieder. „Das zeigt, wie eng Klima- und Tiergesundheitsziele miteinander verknüpft sind“, erklärte Gickel im Gespräch mit der afz.
Kranke Masthühner gefährden das Klima
Noch drastischer wirken sich Krankheiten aus: Eine Kokzidieninfektion bei Masthühnern erhöhte den CO₂-Fußabdruck in Versuchen des WING-Instituts um über 30 Prozent. Infizierte Tiere wachsen langsamer, fressen ineffizienter und sterben häufiger – mit klaren Folgen für die Klimabilanz.
Auch in anderen Bereichen der Nutztierhaltung ist der Zusammenhang zwischen Tiergesundheit und Emissionen evident. Eine vom Bundesverband für Tiergesundheit (BfT) in Auftrag gegebene TiHo-Studie beziffert die CO₂-Einsparungspotenziale durch Krankheitsprävention bei Schweinen und Geflügel auf insgesamt bis zu 2,79 Millionen Tonnen CO₂-Äquivalente jährlich. So konnte etwa durch Impfungen gegen bestimmte Schweinekrankheiten der CO₂-Fußabdruck pro Tier um bis zu 18,1 Prozent gesenkt werden.
Mit Homöopathie zu mehr Tiergesundheit
Ein weiterer innovativer Ansatz kommt aus der komplementären Tiermedizin: Im HOMAMR-Projekt untersucht ein internationales Forschungsteam unter Leitung von Silvia Baur-Bernhardt, ob homöopathische Arzneimittel zur Reduktion von Antibiotika in der Putenhaltung beitragen können. Erste Daten aus Deutschland und Österreich deuten darauf hin, dass homöopathisch begleitete Bestände weniger Antibiotika benötigen – ohne Einbußen bei der Tiergesundheit. „Das Ziel ist nicht nur weniger Arzneimittel, sondern auch eine nachhaltigere Tierhaltung insgesamt“, heißt es in der Studienbeschreibung. Die EU fordert bis 2030 eine Halbierung des Antibiotikaeinsatzes – alternative Ansätze wie HOMAMR könnten dazu einen wichtigen Beitrag leisten. Auch hier gilt: Gesunde Tiere bedeuten weniger Emissionen.
DLG-Vizepräsident Philipp Schulze Esking plädierte angesichts der Studienlage dafür, Nachhaltigkeit nicht isoliert am Tierwohl zu messen, sondern umfassender: „Wir müssen Tiergesundheit, Ressourceneffizienz und Klimaschutz zusammendenken.“ Dass das gelingt, zeigt die TiHo-Studie auch bei Masthühnern – etwa durch Prävention von Colibazillose und Kokzidiose. Die potenzielle Einsparung liegt hier bei bis zu 599.000 Tonnen CO₂-Äquivalenten pro Jahr.
Tierwohl ist zentraler Baustein für das Klima
Tiergesundheit ist kein reines Tierschutzthema – sie ist ein zentraler Baustein für die ökologische Nachhaltigkeit in der Tierhaltung. Je effizienter Tiere Futter verwerten und Krankheiten vermeiden, desto klimafreundlicher wird die gesamte Produktion. Die Einbindung komplementärer Methoden wie Homöopathie könnte den Weg zu weniger Antibiotika und mehr Nachhaltigkeit zusätzlich ebnen.