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Reine Lungau: Nun sind Handel und Konsumenten am Zug

54 Biobetriebe liefern seit zwei Jahren ihre Milch für die „Reine Lungau”. Wie es mit dem Projekt der SalzburgMilch weitergehen wird, hängt nun in erster Linie vom Handel und den Konsumenten ab.

„Mit Vorhandenem auskommen”, lautet der Leitspruch der wohl österreichweit einzigartigen Milch-Initiative. Für die Bauern bedeutet dies den Verzicht auf Futterzukauf von außerhalb des Lungaus und weitere Einschränkungen. Den Betrieben wird die besondere Wirtschaftsweise mit einem Premium-Milchpreis abgegolten, der aktuell bei 70 Cent brutto liegt.

Dass sich dieses Projekt sowohl für die Umwelt als auch für die Bäuerinnen und Bauern lohnt, zeigt nun eine Untersuchung der BAL Raumberg-Gumpenstein. Die Forschungsgruppe „Ökoeffizienz” hat sich Produktion, Umwelt und Wirtschaftlichkeit genauer angesehen. Das Ergebnis stellt dem Projekt aus ökologischer Sicht Bestnoten aus. Die Milchleistung liegt mit rund 4.800 kg pro Kuh und Jahr unter dem nationalen Schnitt, das gesamte Futter stammt zu 100 % aus der Region. 93 % des Futters liefert das Grünland, aus dem Futter wird das 10,3-Fache an Nahrungsenergie und das 18,3-Fache an Nahrungsprotein erzeugt. Die „Reine Lungau”ist damit ausgesprochen produktiv. Herausfordernd sei vor allem der Nährstoffmangel, da die Nettobilanzen der Hauptnährstoffe leicht defizitär seien. Der extensive Nährstoffkreislauf fördert allerdings die Artenvielfalt. Auch das Treibhauspotenzial liegt im Vergleich mit anderen Milchviehbetrieben im unteren Bereich.

Für die beteiligten Bäuerinnen und Bauern ist das Projekt auch wirtschaftlich interessant. Bei den Kosten entfallen 54 % des Umsatzes auf Maschinen, Gebäude, Energie, Betriebsführung und Versicherung. Auf der Erlösseite dominieren Einnahmen aus dem Milch-und Fleischverkauf mit 78,4 %. Aus den insgesamt geringen Kosten und den höheren Erlösen ergebe sich eine günstige wirtschaftliche Bewertung, urteilt die Studie. „Die ,Reine Lungau“ vereint eine umweltschonende Erzeugung und eine hohe wirtschaftliche Wertschätzung auf hohem Niveau. Das macht sie aus der Sicht der Ökoeffizienz zum führenden Produktionsverfahren“, ist Studienleiter Dr. Thomas Guggenberger von der HBLFA Raumberg-Gumpenstein überzeugt.

Kann die „Reine Lungau” somit eine Vorlage für die extensive Milchproduktion im Berggebiet sein? „Das Projekt findet derzeit europaweit viel Beachtung. Ob es tatsächlich Zukunft hat, hängt nun vor allem vom Handel und den Konsumenten ab“, so Christian Leeb, Geschäftsführer der Salzburg-Milch. Die „Reine Lungau” bietet genau das, was in Umfragen immer wieder gefordert wird: eine extensive Bewirtschaftung, hohe Tierwohlstandards, sie ist klimafreundlich und auch die Landwirte profitieren davon. Möglich ist das derzeit aber nur deshalb, weil die SalzburgMilch für dieses Leuchtturmprojekt einen Teil der Kosten übernimmt. Leeb: „Die ,Reine Lungau‘ ist uns extrem wichtig und wir sind stolz, dass unsere Bäuerinnen und Bauern hier mitziehen. Letztendlich werden aber die Konsumenten entscheiden, ob solche Projekte Zukunft haben oder nicht.“

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