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Bezeichnungsschutz für Milch und Fleisch muss bleiben

Irreführung der Konsumenten muss verhindern werden: Bezeichnungsschutz für Milch und Fleisch muss bleiben

Die heimische Veredelungswirtschaft, zusammengeschlossen im Verein Nachhaltige Tierhaltung Österreich (NTÖ) mit den Dachverbänden der Rinder (ZAR, Arge Rind), Schweine (VÖS), Schafe, Ziegen (ÖBSZ) und Pferde (ZAP), ist empört über die Absichten einiger Großkonzerne und Kapitalgesellschaften hinsichtlich der Lockerung des Bezeichnungsschutzes für Milch und Fleisch. In einem Brief an das Europäische Parlament fordern diese zusammen mit vegetarischen und veganen Organisationen sowie Tierschutzorganisationen eine Gesetzesänderung für die Aufhebung der geschützten Begriffe für tierische Lebensmittel. „Es kann nicht sein, dass pflanzliche oder künstlich hergestellte Produkte denselben Namen wie Milch, Käse, Butter, Joghurt oder Fleisch führen. Dies ist eine Irreführung für die Konsumentinnen und Konsumenten“, ist NTÖ-Obmann Walter Lederhilger empört.

Österreichischen Weg mit hohen Standards absichern

Geht es nach den Industrielobbyisten, sollen billige Imitate mit demselben Namen wie für hochwertige Produkte angeboten werden. „In Österreich werden Lebensmittel tierischer Herkunft unter strengsten Tierschutz- Umwelt- und Hygienestandards erzeugt und kontrolliert. Die Kunden wissen, was sie bei einem Liter Milch oder einem Burger in den Händen halten“ betont ZAR-Obmann Stefan Lindner. „Das Beispiel Milch zeigt, wie der österreichische Weg mit garantierter GVO-Freiheit, dem Verbot von Futtermitteln aus Übersee und Verzicht auf Palmöl auf höchste Qualität setzt. Darüber hinaus sichern streng kontrollierte Gütesiegel- und Qualitätsprogramme unseren treuen Konsumenten eine nachhaltige Qualität. Die Produkte sind rückverfolgbar vom Erzeuger über den Verarbeiter bis zum Verkäufer. Transparenz, Frische und Qualität stellen Vorzugskriterien gegenüber Billigprodukten am Markt dar“, so Lindner.

„In Österreich ist die Landwirtschaft kleinstrukturiert, heimische Bäuerinnen und Bauern produzieren mit viel Liebe und Engagement Qualitätsprodukte. Diese sind sowohl im Inland als auch auf der ganzen Welt überaus beliebt. Gerade die Gegebenheiten rund um die Corona-Krise haben gezeigt, wie sehr die Österreicherinnen und Österreicher zu regionalen Produkten greifen und diese schätzen. Nur mit der Qualitätsschiene, der Professionalisierung und der Bündelung der Kräfte kann sich die bäuerliche Landwirtschaft im beinharten globalen Wettbewerb halten. Dort werden unter niedrigsten bis gar keinen Umwelt- und Hygieneauflagen Billigstartikel produziert. Nachhaltigkeit, Klimaschutz und soziale Arbeitsbedingungen sind dort Fremdwörter“, gibt Lederhilger zu bedenken.

„Mit viel Engagement informieren in Österreich die bäuerlichen Vertreter und Organisationen über die Herkunft der Produkte, die offene Stalltür gewährt Einblicke in die tagtägliche Arbeit in der Landwirtschaft mit den Tieren. Österreichische Lebensmittel haben sowohl im In- als auch im Ausland ein überaus positives Image, und dieses lassen wir uns durch die Ideen einiger Vertreter der Industriewirtschaft nicht kaputtmachen“ bekräftigt Lederhilger. So würde eine Aufhebung des Bezeichnungsschutzes auch erheblichen wirtschaftlichen Schaden für den beliebten Exportartikel Käse zur Folge haben.

Verpflichtende Herkunftskennzeichnung endlich umsetzen

Die Vertreter der Nutztiersparten Rinder, Schweine, Schafe, Ziegen und Pferde fordern nicht nur Transparenz für tierische Produkte, sondern seit Jahren eine verpflichtende Herkunftskennzeichnung auf dem Teller. „In diesem Sinne begrüßen wir die von Bundesministerin Elisabeth Köstinger geforderte EU-weite Lebensmittelkennzeichnung. Damit wäre für eine faire Chance in der Auswahl der Lebensmittel gesorgt“, so Lederhilger.

„Die Aufhebung des Bezeichnungsschutzes für Milch und Fleisch sowie für Produkte daraus sind ebenso wie der Abschluss des Mercosur-Abkommens der falsche Weg in die Zukunft. Ein dramatischer Strukturwandel, die Aushungerung des ländlichen Raumes sowie der Verlust unserer Almen- und Kulturlandschaft stehen auf dem Spiel. Enorme Gegensätze würden zwischen den an Mercosur beteiligten Ländern herrschen. Auf der einen Seite stehen die kleinstrukturierten Familienbetriebe Österreichs mit ihrem geringen Bestand an Tieren und Fläche, auf der anderen Seite stehen riesige Agrarproduzenten, für die Tausende Hektar an Regenwald für landwirtschaftliche Flächen gerodet werden“, zeigt der NTÖ-Obmann die Gegensätze auf. Dazu komme die Diskrepanz hinsichtlich Standards und Auflagen. „Eine Lösung sehen die österreichischen Bauernfamilien durch das Herausnehmen tierischer Lebensmittel als sensible Produkte im Mercosur-Abkommen, und damit sind die gesetzlich festgelegten Begriffe gemeint“, so Lederhilger.

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