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Landwirtschaft & Umwelt

Erdäpfelernte 2023: Geringere Erträge aufgrund von Drahtwurm, Trockenheit und niedrigen Erzeugerpreisen

Die Erdäpfelernte 2023 in Österreich fällt deutlich kleiner aus als der Durchschnitt, hauptsächlich aufgrund widriger Witterungsbedingungen und erheblichen Schäden durch den Drahtwurm. Niedrige Erzeugerpreise in den letzten Jahren führten auch zu einem drastischen Rückgang der Anbauflächen. Bäuerinnen und Bauern benötigen praxistaugliche Lösungen zur Schädlingsbekämpfung, eine nachhaltige Wasserinfrastruktur und angemessene Erzeugerpreise, um die Erdäpfelversorgung sicherzustellen.

Die Erdäpfelernte 2023 ist weitgehend eingebracht. Die Bilanz: Die Ernte fällt im Vergleich zum langjährigen Durchschnitt dieses Jahr klein aus. Die Gründe liegen in einem durchaus herausfordernden Jahr für die Erdäpfelbäuerinnen und -bauern. Schwierige Witterungsverhältnisse, wiederholt enorme Schäden durch den Drahtwurm und reduzierte Anbauflächen aufgrund niedriger Erzeugerpreise in den letzten Jahren sind die Hauptgründe für die geringen Erntemengen.

Kleine Ernte: Widrige Wetterbedingungen und Drahtwurmschäden beeinflussen Erdäpfelertrag 2023

Die Erdäpfel-Haupternte ist auf den meisten Betrieben bereits abgeschlossen. Die Bilanz ist ernüchternd: Die diesjährige Erdäpfelernte liegt deutlich unter dem Durchschnitt. Dafür gibt es mehrere Gründe. Zunächst hat sich durch die nass-kalten Bedingungen im Frühjahr der Anbauzeitpunkt verzögert, die kühlen Temperaturen bedingten zudem ein langsameres Wachstum.

Die darauffolgende Hitze und langanhaltende Trockenheit hat die Bestände zusätzlich gestresst, es gab phasenweise nur geringe Zuwächse. Bei Temperaturen über 25°C verlangsamt sich das Knollenwachstum, ab 30°C stellt die Erdäpfelpflanze das Wachstum ein. Dies hat die neue Ernte stark verzögert und führte zu einer Situation, die es noch nie gab: Das Angebot heimischer Ware in den Supermärkten wurde bereits im Sommer punktuell durch Importware ergänzt, da der Markt nicht flächendeckend mit österreichischen Erdäpfeln versorgt werden konnte.

Gründe für geringe Erdäpfelernte: Trockenheit, Schädlingsbefall und niedrige Erzeugerpreise

Der Anbau von Erdäpfeln wurde in den letzten Jahren zunehmend erschwert. „Für die bäuerlichen Betriebe ist der Erdäpfelanbau zum Risiko geworden. Mittlerweile geht es hier um Existenzen von Betrieben“, ist Lorenz Mayr, Vizepräsident der Landwirtschaftskammer Niederösterreich, besorgt. Immer mehr Betriebsführer:innen sehen sich dazu gezwungen, auf den Erdäpfelanbau zu verzichten und stattdessen auf andere Kulturen zu setzen, um die Existenz ihrer Betriebe zu sichern.

So ist die heimische Erdäpfel-Anbaufläche heuer bereits zum dritten Mal in Folge zurückgegangen. Die Anbaufläche in Österreich hat sich seit dem Jahr 2020 von 24.251 Hektar auf 20.529 Hektar im Jahr 2023 verringert und ist damit um mehr als 15 Prozent (-3.722 Hektar) gesunken.

Herausforderungen für Erdäpfelbauern: Drahtwurm, Flächenrückgang und niedrige Erzeugerpreise

Für den Flächenrückgang gibt es mehrere Gründe. Durch die immer häufigeren Hitzeperioden und immer längeren Trockenperioden kommt es zu Mindererträgen. Zudem nimmt durch die veränderten klimatischen Bedingungen der Krankheits- und Schädlingsdruck massiv zu. Bei Erdäpfeln ist vor allem der Schaddruck durch den Drahtwurm in den letzten Jahren stark gestiegen.

Die Schäden sind auch dieses Jahr enorm. „In den letzten Jahren mussten jährlich rund 30 Prozent der Erdäpfel aufgrund des Befalls durch den Drahtwurm und anderer Schadorganismen aussortiert werden. Ohne diese großen Verluste könnten wir trotz der kleineren Anbaufläche derzeit die Versorgung mit Erdäpfeln noch sichern“, erklärt Franz Wanzenböck, Obmann der InteressenGemeinschaft Erdäpfelbau (IGE). Ein weiterer Grund sind die in den vergangenen Jahren sehr niedrigen Erzeugerpreise für Erdäpfel.

Was es braucht, um die Versorgung zu sichern

Eine dringend notwendige Maßnahme betrifft praxistaugliche Lösungen hinsichtlich Pflanzenschutz, um den Drahtwurm und auch andere Schädlinge an ihrer Verbreitung zu hindern.

„Wir haben immer weniger Werkzeuge zur Verfügung, um unsere Pflanzen gesunderhalten und zur Ernte bringen zu können. Und gleichzeitig spricht sich die Mehrheit des EU-Umweltausschusses letzte Woche für noch mehr Einschränkungen beim Pflanzenschutz aus“, erklärt Mayr und sagt weiter:

„Willkürlich verhängte Verbote nützen niemandem, damit setzt man die Versorgung in Europa leichtfertig aufs Spiel und öffnet Importen aus Drittstaaten Tür und Tor.“ Wanzenböck ergänzt:

„Spürbar ist das besonders zum Ende der Lagersaison, wo die Erdäpfel letztendlich teuer aus Ländern wie Ägypten importiert werden und wo noch dazu Produktionsstandards herrschen, die mit jenen der EU nicht vergleichbar sind.“ In diesem Zusammenhang weisen Mayr und Wanzenböck auch auf die Bedeutung des AMA-Gütesiegels hin: „Wir empfehlen den Konsument:innen, beim Einkauf auf das AMA-Gütesiegel zu achten – hier kann man sicher sein, dass man heimische Ware erwirbt und trägt dazu bei, die heimische Produktion abzusichern.“

Maßnahmen zur Sicherung der Erdäpfelversorgung in Österreich: Schädlingsbekämpfung und Wasserinfrastruktur

Ein weiteres Erfordernis ist der nachhaltige Ausbau der Wasserinfrastruktur, betont Mayr: „Wir brauchen entsprechende Bewässerungsmöglichkeiten, auch außerhalb der klassischen Bewässerungsgebiete, wenn wir eine sichere Versorgung mit heimischen Erdäpfeln wollen.“ Mit gezielter Beratung und fördertechnischer Unterstützung für effiziente Bewässerungssysteme soll es gelingen, die Wasserversorgung mittel- und langfristig auszubauen, auch überregional.

Ebenso braucht es entsprechende Erzeugerpreise, um die Produktion und letztendlich die Versorgung abzusichern. „Die Erzeugerpreise waren in den letzten Jahren verhältnismäßig niedrig. Das hat das Risiko des Erdäpfelanbaus für die bäuerlichen Betriebe zusätzlich verschärft und ist auch ein Grund für den Flächenrückgang“, erklärt Wanzenböck. Dieses Jahr ist zwar – aufgrund der geringen Erntemengen – ein Preiszuwachs zu verzeichnen. „Wenn aber nur 50 Prozent einer durchschnittlichen Ernte eingefahren werden können, und das ist in einigen Gebieten leider der Fall, so ist trotz des angepassten Erzeugerpreises keine kostendeckende Produktion möglich“, so Wanzenböck.

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