Metzgermeister Rudolf Wegschaider führt seit 2008 in vierter Generation den gleichnamigen Familienbetrieb
in Linz und Umgebung. Der moderne Produktionsbetrieb umfasst fast 100 Mitarbeiter:innen und neun Filalen –, dennoch findet Mst. Wegschaider noch Zeit als Berufsgruppensprecher der Fleischer OÖ für die Branche aktiv zu sein.
Fleisch & Co: Wie steht es um das Fleischerhandwerk in Oberösterreich?
Rudolf Wegschaider: „In Oberösterreich gibt es aktuell über 270 selbstständige Fleischer:innen, die 63 Lehrlinge ausbilden. Die Handwerksfleischer:innen in Oberösterreich stehen vor den gleichen Herausforderungen wie unsere Kolleg:innen in den anderen Bundesländern. Hohe Energie- und vor allem deutlich gestiegene Personalkosten stellen für viele Betriebe eine enorme Belastung dar. Zusätzlich sind die anhaltend hohen Rohstoffpreise eine massive Herausforderung. Positiv anzumerken ist aber, dass während der Pandemiezeit das Bewusstsein der Konsument:innen für qualitativ hochwertige, regional und handwerklich produzierte Lebensmittel merklich gestiegen ist.“
Fleisch & Co: Wo sind die größten Probleme?
Rudolf Wegschaider: „Die Volatilität im Rohstoff bereich stellt uns im unternehmerischen Alltag immer wieder auf die Probe. Außerdem sind wir mit den stark gestiegenen Personalkosten und gleichzeitig auch mit der Herausforderung, gute Mitarbeitende für Produktion und Verkauf zu finden und zu halten, konfrontiert.
Dennoch können wir (vorsichtig) zufrieden mit der momentanen Situation sein. Laut den aktuellen Daten der KMU-Forschung Austria sind die Umsätze im Branchendurchschnitt im 1. Quartal 2024 gegen- über dem 1. Quartal 2023 wertmäßig um 2,8 % gestiegen. Im 2. Quartal 2024 meldeten 23 % der Betriebe klare Umsatzsteigerungen gegenüber dem Vorjahr, 57 % konnten das Umsatzniveau des Vorjahres beibehalten.“
Fleisch & Co: Es gibt immer wieder Berichte über erfolgreiche Betriebe. Welche positiven Entwicklungen möchten Sie besonders hervorheben?
Rudolf Wegschaider: „Das Bewusstsein der Konsument:innen für den Wert regionaler und handwerklich hergestellter, qualitativ hochwertiger Lebensmittel ist in den letzten Jahren deutlich gestiegen. Diese Entwicklung beobachten wir als lebensmittelproduzierende Handwerksbetriebe sehr positiv. Auch die Jugend ist – entgegen des medial oftmals gezeichneten „veganen“ Konsumbildes – durchaus für unsere Produkte in moderner Ausprägung zu begeistern.“
Fleisch & Co: Welche Projekte konnten in der letzten Zeit abgeschlossen werden?
Rudolf Wegschaider: „In Zusammenarbeit mit dem Wirtschaftsressort des Land Oberösterreich wurde mit Jänner 2024 ein eigenes Investitions-Förderprogramm für Fleischerei-Betriebe ins Leben gerufen. Daneben gibt es eine breite Fülle an Unterstützungs- und Förderangeboten der Landesinnung OÖ der Lebensmittelgewerbe für alle betrieblichen Lebenslagen. In OÖ gibt es mit der Berufsschule Linz 10 außerdem eine der besten Ausbildungsstätten Österreichs für zukünftige Fleischer:innen. Auf die gute Zusammenarbeit in vielen Bereichen der Aus- und Weiterbildung und das breite Bewusstsein für die Wichtigkeit der Jugendarbeit sind wir besonders stolz.“
Fleisch & Co: Was ist für die nähere Zukunft geplant?
Rudolf Wegschaider: „Uns ist wichtig, unseren Mitgliedsbetrieben in allen betrieblichen Entwicklungsschritten passende Unterstützungs- und Beratungsangebote anzubieten. Wir wissen, dass viele oberösterreichische Familienbetriebe in den nächsten Jahren vor der Übergabe an die nächste Generation bzw. Verpachtung oder Verkauf stehen. Die Landesinnung OÖ übernimmt daher z.B. 100 Prozent der Selbstkosten der Nachfolgerechtsberatung für unsere Mitgliedsbetriebe, um eine reibungslose Übergabe bestmöglich vorbereiten und sicherstellen zu können.“