Österreichische Agrarexporte im 1. Halbjahr 2025: Deutschland bleibt zentraler Absatzmarkt

Österreichische Agrarexporte im 1. Halbjahr 2025: Deutschland bleibt zentraler Absatzmarkt
Exportentwicklung im Überblick
Im ersten Halbjahr 2025 stieg der Gesamtwert der österreichischen Agrarexporte auf rund 8,7 Mrd. € (plus 4,1 %), während die Mengen von 5,4 auf 5,2 Mio. Tonnen zurückgingen (–3,2 %).
Die Außenhandelsbilanz verschlechterte sich zugleich: Das Defizit betrug –1,301 Mrd. €, nach –885 Mio. € im Vorjahreszeitraum.
Über 80 % der Exporte gingen in EU-Länder, knapp 65 % davon in unmittelbare Nachbarstaaten. Deutschland bleibt mit fast 40 % Anteil der mit Abstand wichtigste Markt.
Indikator | 1. HJ 2024 | 1. HJ 2025 | Veränderung |
---|---|---|---|
Exportwert (Agrar) | ca. 8,3 Mrd. € | 8,7 Mrd. € | + 4,1 % |
Exportmenge | 5,4 Mio. t | 5,2 Mio. t | – 3,2 % |
Außenhandelsbilanz (Saldo) | – 885 Mio. € | – 1.301 Mio. € | Verschlechterung |
Deutschland als Herzmarkt Österreichs
Deutschland erhielt Agrarprodukte im Wert von rund 3,38 Mrd. €, was einer Steigerung von 5,5 % gegenüber dem Vorjahr entspricht. Österreich exportierte um 190 Mio. € mehr nach Deutschland, als es importierte.
Wichtige weitere Abnehmerländer sind Italien, Ungarn, die Schweiz und die Niederlande – in all diesen Märkten wurden Zuwächse erzielt. Die USA sind 2025 erstmals nicht mehr unter den Top-10 der österreichischen Agrarmärkte vertreten.
Laut der Geschäftsführerin der Marketingorganisation der AMA kommt den Nachbarländern eine Schlüsselrolle zu: Kurze Transportwege, Vertrauen in Herkunft und Qualität sowie vorhandene Marktbeziehungen machen sie besonders relevant für Betriebe, Fleischereien und Verarbeiter.
Milchprodukte und Käse: Exportschlager mit Potenzial
Käse ist im deutschen Markt besonders stark: Käseexporte nach Deutschland erreichten 269 Mio. €, mit einem mengenmäßigen Zuwachs von 4,1 % und wertmäßigem Plus von 7,9 %.
Insgesamt stieg der Export von Milch und Milchprodukten (inkl. Käse) um 7,4 %.
Neue Trends beflügeln diesen Sektor: Skyr, als proteinreicher, fettarmer Frischkäse-ähnlicher Milchprodukttyp, gewinnt Konsumenteninteresse als Alternative zu Naturjoghurt.
In Österreich lagen die Erzeugermilchpreise im Juli 2025 im Durchschnitt bei rund 56,41 ct/kg (GVO-freie Rohmilch). Bei Biomilch und Heumilch lagen die Preise höher (62,08 bzw. 58,11 ct/kg). Damit entwickelten sich die heimischen Milcherzeugerpreise stabil bis leicht steigend.
Fleisch, Wurst & Geflügel: Nachfrage in Deutschland weiter stark
Geflügelfleisch war ein klarer Trend: Wertmäßig stiegen die Exporte nach Deutschland um 13 %, mengenmäßig um 3,8 %.
Wurst und Fleischzubereitungen legten im Export nach Deutschland um 13,3 % (Wert) und 10,6 % (Menge) zu – damit zählen sie zu den Top-Exportkategorien.
Beim Rindfleisch zeigt sich eine differenzierte Entwicklung: Die exportierte Menge sank mengenmäßig um 25 %, wohl infolge hoher Preise; zugleich wurde aber ein Umsatzwachstum von 5 % erzielt.
Obst, Gemüse und verarbeitete Produkte
Besonders gefragt in Deutschland sind verarbeitete Obst- und Gemüseprodukte (z. B. Konserven, Marmeladen). Die Exporte dieser Warengruppe wuchsen im Wert um 7,8 %, während die Mengen stabil blieben.
Chancen, Herausforderungen und Empfehlungen für die Branche
Chancen
Qualität & Herkunft als Wettbewerbsvorteil
Österreichische Landwirte, Schlachtereien und Fleischereien können durch kontrollierte Herkunft, Tierwohl und nachhaltige Produktion punkten – gerade auf Märkten wie Deutschland, wo solche Merkmale von Konsumenten zunehmend erwartet werden.
Produktinnovation & Differenzierung
Neue Sorten wie Skyr zeigen: Es lohnt, Nischenprodukte oder neue Verarbeitungen zu besetzen. Auch Wurst- und Feinkostprodukte mit regionalem Bezug oder gesundheitsorientierter Ausrichtung könnten zusätzliche Absatzpotenziale heben.
Stabile Absatzwege & Partnerschaften
Regionale Handelsbeziehungen, kurze Logistikwege und enge Kooperationen mit deutschen Handelspartnern reduzieren Risiken und können die Wettbewerbsfähigkeit stärken.
Herausforderungen
Preisdruck und Kostensteigerungen
Höhere Produktionskosten (Energie, Futtermittel, Transport) drücken Margen. Exportierende Betriebe müssen Kostenmanagement und Effizienz maximieren.
Währung und Logistikrisiken
Transportkosten, Zollformalitäten und Wechselkursbewegungen können – auch bei EU-Lieferungen – die Wettbewerbsfähigkeit beeinflussen.
Marktdifferenzierung nötig
Bei Produkten mit hohem Wettbewerbsdruck (z. B. Rohmilchprodukte) ist eine klare Positionierung (Qualität, Bio, Herkunft) unerlässlich.
Resümee
Für Fleischer, Landwirte und Verarbeiter in Österreich bleibt der deutsche Markt unangefochten zentral. Milchprodukte, Käse, Geflügel und Fleischzubereitungen bilden die Säulen im Exportgeschäft und bieten trotz der Herausforderungen Potenzial zur Wertsteigerung. Wer Qualität, Innovation und Effizienz vereint, kann – auch in einem wettbewerbsintensiven Umfeld – weiterhin erfolgreich agieren.