Neue Spielregeln für Österreichs Lebensmittelbranche

Neue Spielregeln für Österreichs Lebensmittelbranche
Transformation als Schlüssel zur Ernährungssicherheit
Rund 100 Fachleute aus Landwirtschaft, Fleischwirtschaft und Lebensmittelproduktion trafen sich am 30. September 2025 in Wien zum 16. qualityaustria Lebensmittelforum. Im Mittelpunkt stand die Frage, wie Österreichs Lebensmittelbranche mit neuen Berichtspflichten, globalen Herausforderungen und strengeren EU-Vorgaben umgehen kann.
Gastgeber Wolfgang Leger-Hillebrand (Quality Austria Certification) machte klar, dass der Wandel hin zu nachhaltigen Ernährungssystemen nur durch Verantwortung entlang der gesamten Wertschöpfungskette gelingen kann. Auch Franz Fischler, ehemaliger EU-Agrarkommissar, betonte die Bedeutung verbindlicher Standards: Qualität und Sicherheit seien nur möglich, wenn jedes Glied in der Kette seinen Beitrag leistet.

Ernährung für fast zehn Milliarden Menschen
Ein zentrales Thema war die globale Ernährungssicherheit. Univ.-Prof. Thilo Hofmann (Universität Wien) wies darauf hin, dass bis 2050 rund 9,7 Milliarden Menschen auf der Erde leben werden, davon 70 Prozent in Städten. Um diese Menschen zu ernähren, müsse die Produktion um bis zu 60 Prozent steigen.
Gleichzeitig würden derzeit weltweit rund ein Drittel der Lebensmittel verschwendet. Österreich ist davon nicht ausgenommen: Laut Statistik Austria landen jährlich mehr als 700.000 Tonnen Lebensmittel im Müll – ein Großteil davon aus privaten Haushalten. Hofmann betonte, dass weniger Fleischkonsum und eine effizientere Nutzung von Anbauflächen entscheidend seien, um die Ernährung für Milliarden Menschen sicherzustellen.
Klimabilanz der Landwirtschaft
Die Landwirtschaft trägt wesentlich zu den weltweiten Emissionen bei. Global ist sie für bis zu 29 Prozent der Treibhausgase verantwortlich. Auch in Österreich zeigt sich der Handlungsbedarf: Nach Angaben des Umweltbundesamtes entfallen hierzulande rund zehn Prozent der Emissionen auf die Landwirtschaft – vor allem durch Tierhaltung und Düngemitteleinsatz.
„Die Ernährungssysteme sind direkt mit den 17 UN-Nachhaltigkeitszielen verknüpft. Ohne verbindliche Vorgaben und ein Umdenken in der Produktion wird Österreich die Klimaziele nicht erreichen können“, so Hofmann.
Neue EU-Vorgaben für Verpackungen
Ein weiterer Schwerpunkt des Forums war die Kreislaufwirtschaft. Charlotte Neumair (Circular Analytics TK GmbH) stellte die kommenden EU-Regeln vor, die auch für Österreichs Lebensmittel- und Verpackungswirtschaft maßgeblich sind.
Übersicht der EU-Vorgaben für Verpackungen
Jahr | Vorgabe | Konsequenz für die Branche |
---|---|---|
2030 | Mindestens 70 % Recyclingfähigkeit | Nicht-konforme Verpackungen dürfen nicht in Verkehr gebracht werden |
2035 | Verpflichtende Sammlung, Sortierung und Verwertung | Aufbau/Anpassung effizienter Rücknahme- und Sortiersysteme erforderlich |
2038 | Über 80 % Recyclingfähigkeit | Strenge Nachweispflichten; Risiko von Produktrückrufen und Geldbußen |
Unternehmen in Österreich müssen künftig für jedes verpackte Lebensmittel eine individuelle Konformitätserklärung bereitstellen. Das bedeutet zusätzlichen administrativen Aufwand – aber auch die Chance, mit nachhaltigen Verpackungslösungen Wettbewerbsvorteile zu erzielen.
Österreichs Lebensmittelbranche im Wandel
Das Lebensmittelforum zeigte deutlich: Ernährungssicherheit für die Zukunft braucht klare Regeln, mehr Transparenz und ein Umdenken in der Produktion. Für Österreichs Fleischer, Landwirte und Lebensmittelhersteller bedeutet das: Nachhaltigkeit wird zur Voraussetzung für Marktzugang und Wettbewerbsfähigkeit.