
Während im 1. Quartal 2019 der Basispreis zwischen 1,25 Euround1,30 Eurolag, deutete bereits der Preisanstieg im April auf ein überdurchschnittliches Jahr hin. Kurz davor hatte die holländische RABO-Bank einen Bericht veröffentlicht, wonach ein Drittel bis zur Hälfte des chinesischen Schweinebestandes der Afrikanischen Schweinepest (ASP) zum Opfer gefallen sein soll. Nachdem China bisher etwa 50% der globalen Schweineproduktion hielt, war der Fleischbranche klar, dass von nun an Schweinefleisch besonders gefragt sein wird. Dies traf im Speziellen auf Schlachtunternehmen mit Lizenz zum Chinaexport zu. Weil dazu auch vier heimische Unternehmen zählen, die diesen begehrten Status erreichen konnten, war es auch in Österreich möglich, bei der Preisrallye mitzufahren.
Besonders das 4. Quartal 2019 lief noch besser als erwartet. Die starke Nachfrage aus Asien wurde vom saisontypischen Nachfragehoch unserer Fleischindustrie überlagert, was die Schweinebörse nutzen konnte, um die Preise Ende November nochmals auf den 20-Jahresspitzenwert von 1,81 Euro anzuheben. Trotzdem ist nicht Übermut sondern Demut angebracht, denn ein Ausbruch der ASP kann jederzeit auch bei uns auftreten. Die Afrikanische Schweinepest ist also gleichzeitig Fluch und Segen. Fluch vor allem für betroffene Landwirte in vielen Ländern Europas und Asiens.
Positive Aussichten für 2020
Das typische Jännerloch hinterlässt auch heuer deutliche Spuren, denn in China feiert man von Mitte Jänner bis Anfang Februar das Neujahrsfest, an dem auch die Arbeit ruht, was kurzfristig die Nachfrage aus Asien schwächt. Auch die bei uns fehlenden Arbeitstage zu Weihnachten und Neujahr verringerten die Schlachtkapazität der beiden Wochen um 40%. Der aufgebaute Rückstau muss im Laufe des Jänner aufgearbeitet werden, was allerdings zu unerfreulichem Preisdruck geführt hat.
Neben der ab Februar erwarteten wieder steigenden Nachfrage aus China dürften die zuletzt in Europa leergeräumten Gefrierlager schon im ersten Quartal 2020 zu gesteigertem Interesse an Schlachtschweinen führen, was ab dann gute bis sehr gute Preise erwarten lässt. Zudem macht die europaweite Schweinezählung deutlich, dass die Produktion EU-weit gesehen so wie 2019 auch 2020 keinen Schub nach vorne machen wird. Die Fleischbranche rechnet also das ganze Jahr über mit einem knappen Angebot und hohen Preisen. Diese Einschätzungen erfolgen unter der Prämisse, dass es keine ASP-Ausbrüche in namhaften Schweineländern wie Deutschland, den Niederlanden oder Dänemark geben wird.
Autor: Dr. Johann Schlederer