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Landwirtschaft & UmweltMedizin

Nach Zeckenstich: Allergisch auf rotes Fleisch

Ein Zeckenstich kann nicht nur FSME und Borreliose verursachen, sondern auch zu einer erworbenen Fleischallergie führen.

Zeckenstich als Auslöser für Fleischallergie

Erst vor wenigen Jahren haben Allergieforscher das Phänomen entdeckt: Menschen, die ihr Leben lang unbeschadet Steaks, Hamburger oder Braten gegessen hatten, reagieren plötzlich auf den Verzehr von rotem Fleisch mit Übelkeit, Erbrechen, Atemnot, juckendem Ausschlag und Schwellungen. In schweren Fällen kann es auch zum anaphylaktischen Schock mit Organversagen oder tödlichem Kreislaufkollaps kommen. Diese Reaktionen werden durch das durch einen Zeckenstich ausgelöste Alpha-Gal-Syndrom (AGS) hervorgerufen.

Welche Zecke ist gefährlich?

Manche Zeckenarten, darunter die „Lone Star“-Zecke die gehäuft in den zwei US-Bundesstaaten North Carolina und Tennessee vorkommt, aber auch der gemeine Holzbock Ixodes ricinus, der für 93 % aller Zeckenstiche in Österreich verantwortlich ist, scheiden in ihrem Verdauungstrakt das Oligosaccharid Galactose-alpha‑1,3‑Galactose, kurz alpha-gal, aus. Bei einer erworbenen Fleischallergie kommt es zu einer anaphylaktischen Reaktion auf alpha-gal. Meist nach dem Verzehr von rotem Fleisch wie Rind, Schwein, Lamm oder Wild.

Welche Symptome treten bei wem auf?

Üblicherweise entstehen derartige Unverträglichkeiten bereits im Kindesalter. Nun tritt die Reaktion allerdings gehäuft bei Personen über 50 Jahren auf.

Es kann zu folgenden Symptomen kommen:

• Nesselsucht oder juckender Hautausschlag
• Übelkeit oder Erbrechen
• Sodbrennen oder Verdauungsstörungen
• Durchfall
• Husten, Kurzatmigkeit oder Atembeschwerden
• Abfall des Blutdrucks
• Anschwellen der Lippen, des Rachens, der Zunge oder der Augenlider
• Schwindel oder Ohnmacht
• Starke Bauchschmerzen

Die Reaktionen treten oft erst drei bis sechs Stunden nach dem Verzehr auf. Das liegt daran, dass Alpha-Gal zunächst durch den Verdauungstrakt muss, bevor es freigesetzt wird. Erst dann beginnt auch die Bekämpfung. Tückisch dabei: zuweilen reagiert man sogar erst Monate nach dem Zeckenstich auf rotes Fleisch allergisch.

Wie kann man die Allergie nachweisen?

Wie für erworbene Fleischallergie charakteristisch, ist der klassische Hauttest negativ. Nur mit einem Hauttest kann man diese Allergie nicht erkennen, ein gezielter Bluttest ist hierfür notwendig. Alpha-gal ist im Blut nach dem Fleischkonsum nachweisbar, denn der Zucker wird vermehrt über den Darm aufgenommen. Wer also verdächtigt rotes Fleisch nicht gut zu vertragen, dem sei unbedingt der Besuch beim Spezialisten in einem Allergieambulatorium angeraten.

Kann das Alpha-Gal-Syndrom behandelt werden?

Univ. Prof. Franz Allerberger, Leiter des Geschäftsfeldes Öffentliche Gesundheit der AGES meint ein einem Interview mit der Ärztezeitung dazu: „Wir schätzen, dass es in Österreich jährlich etwa 100 derartige Fälle von Patienten über 50 Jahren mit erworbener Fleischallergie gibt. Sie tritt also deutlich häufiger auf als angenommen. Die Therapie von Fleischallergie erfolgt wie bei anderen Allergien. Einerseits erhalten Betroffene für den Notfall Epinephrin-Autoinjektoren, um schwere Zwischenfälle zu vermeiden. Andererseits wird ihnen geraten, auf rotes Fleisch zu verzichten.” Noch steht keine Impfung zur Verfügung, auch kann die Allergie nicht geheilt werden. Allerdings gibt es Behandlungsmöglichkeiten für die Nebenwirkungen der Allergie.

Zeckenschutz, Geflügel & Fisch

Zum absoluten Vegetarier müssen Menschen mit einer schon bestehenden Fleischallergie dennoch nicht werden denn in Geflügel und Fisch kommt alpha-Gal nicht vor. Und es ist sicher nicht falsch dazu einen ausreichenden Zeckenschutz zu betreiben. Da helfen auch ganz einfache, natürliche Mittel. Zum Beispiel schrecken der Verzehr oder/und das Einreiben von und mit Schwarzkümmelöl oder das Eincremen mit Kokosöl die Zecken gut ab. Nebenbei gesagt: auch unsere Begleiter, die Hunde, können die Allergie AGS bekommen. Also sollte man die vierbeinigen Freunde unbedingt mit den handelsüblichen Präparaten und auch regelmäßig mit Schwarzkümmelöl im Fell behandeln.

https://youtu.be/nWrpf9zaQYc

 

 

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