Das Jahr 2023 wird für den Tierschutz ein ganz entscheidendes Jahr. Denn die EU-Kommission macht einen Vorschlag für eine neue EU-Tiertransportverordnung. Die letzte Überarbeitung hat 2005 stattgefunden.
VIER PFOTEN fordert dringende Verbesserungen für die Tiere. Von Österreich verlangt die Tierschutzorganisation, aktiv dazu beizutragen, das enorme Leid bei Lebendtiertransporten zu beenden. Unterstützung kommt von der Bevölkerung: Eine aktuelle Market Institut Online-Umfrage im Auftrag von VIER PFOTEN (n=1.000) zeigt, dass eine große Mehrheit der Österreicher:innen diese Transporte ablehnt.
Deutschland prescht vor
„Österreich sieht sich gerne als Vorreiter im Tierschutz. Aber wir werden in letzter Zeit von einigen anderen Mitgliedsstaaten überholt. Vor allem Deutschland preschte mit der Ankündigung voran, die Veterinärzertifikate in Staaten außerhalb der EU zu entziehen. Diese Zertifikate dienen zur Abfertigung der Tiertransporte. Das ist ein riesiger Schritt, denn hier sind vor allem die offiziell zur Zucht deklarierten Tiere betroffen, die letztendlich dann doch immer wieder im Zielland gleich geschlachtet werden – und das oft unter schrecklichen Bedingungen“, sagt VIER PFOTEN Kampagnenleiterin Veronika Weissenböck.
Umfrage: Mehrheit gegen Status Quo bei Tiertransporten
Die aktuelle VIER PFOTEN Market Institut Umfrage hat ergeben, dass sich rund 60 Prozent der befragten Österreicher:innen ein Exportverbot von lebenden Tieren in Staaten außerhalb der EU wünschen. Weitere 35 Prozent fordern deutlich strengere gesetzliche Regelungen, wie die Einhaltung von europäischen Tierschutzstandards auch in Drittländern, was momentan keinesfalls der Realität entspricht, „Insgesamt sind also 93 Prozent der Bevölkerung in Österreich gegen den gesetzlichen Status Quo“, fasst es Weissenböck zusammen.
Transporte von Jungtieren
Ganz ähnlich ist das Ergebnis bei Transporten von so genannten nicht-entwöhnten Kälbern, also Jungtieren, die noch von der Mutter gesäugt werden müssten bzw. auf Milchnahrung angewiesen sind. 90 Prozent der Befragten wünschen sich ein Verbot (69 Prozent) bzw. deutlich strengere gesetzliche Regelungen, wie z. B. kürzere Transportzeiten, bei denen die Versorgung der Tiere sichergestellt werden kann (21 Prozent).
Schifftransporte
Auch Schiffstransporte und die damit einhergehenden katastrophalen Transportbedingungen für die Tiere sind unerwünscht: 64 Prozent der befragten Österreicher:innen fordern ein Verbot, weitere 28 Prozent deutlich strengere gesetzliche Regelungen. Transporte von lebenden Tieren bei hohen Außentemperaturen (über 25 Grad) gehören laut den Umfrageergebnissen ebenfalls abgeschafft: 90 Prozent sprechen sich entweder für ein Fahrverbot bei Außentemperaturen über 25 Grad (49 Prozent) aus oder für strenge gesetzliche Regelungen, wie Fahrverbote untertags im Sommer (41 Prozent).
Die Ergebnisse der VIER PFOTEN Umfrage
Vier Pfoten: Österreich muss im Bereich Tierschutz mitziehen
„Unsere Umfrage zeigt ganz deutlich, dass die Österreicher:innen Tiertransporte in der jetzigen Form vehement ablehnen. Die österreichische Regierung muss auf seine Bürger:innen hören und sich aktiv in den Revisionsprozess der EU-Tiertransportverordnung einbringen, und zwar zum Wohl der Tiere. Einige Mitgliedsstaaten wie Deutschland zeigen vor, wie es geht. Österreich täte gut daran, auch seine gesetzlichen Regelungen im Sinne des Tierschutzes, aber auch im Sinne der Bevölkerung zu verbessern“, so VIER PFOTEN Kampagnenleiterin Weissenböck.
Wer interessiert ist, kann sich auf der VIER PFOTEN Action Page zum Thema Tiertransporte engagieren: www.vier-pfoten.at/stoppt-tiertransporte
2023: Entscheidendes Jahr für Tiertransportverordnung.
Thomas Waitz, EU-Abgeordneter der Grünen und Schattenberichterstatter des Tiertransport-Berichts, stimmt den Forderungen zu. Auch er will den Druck auf die Kommission weiter hochhalten.
“Ende des Jahres wird die Kommission die längst überfällige Überarbeitung der Tiertransportverordnung präsentieren. Jetzt gilt es, den Druck auf die Kommission hochzuhalten, um jegliche Verwässerung zu verhindern. Diese Gefahr droht vor allem aus Mitgliedstaaten, die sich dem Druck der nationalen Landwirtschaftsindustrie beugen könnten. Auch in Österreich wurden in letzter Zeit mehrfach Verbesserungen für Tiere beim Transport – etwa ein Transportverbot für sehr junge Tiere – in letzter Minute durch das Landwirtschaftsministerium und Minister Norbert Totschnig verhindert.“
Forderung der Grünen
Eine maximale Transportzeit von 8 Stunden für alle erwachsenen Tiere unabhängig vom Transportmittel und ein Verbot des Transportes nicht abgesetzter Tiere müsse nach Waitz endlich umgesetzt werden.
„Im Tiertransport U-Ausschuss des Europäischen Parlaments haben wir, mit der Unterstützung der Zivilgesellschaft, systematische Verstöße gegen geltendes Recht aufgedeckt: Tiere wurden zu lange, mit zu wenig Wasser oder Futter, bei zu extremen Temperaturen quer durch Europa gekarrt. Jede Beförderung von Nutztieren ist mit Stress verbunden und kann sich negativ auf ihre Gesundheit und ihr Wohlergehen auswirken. Das muss endlich vorbei sein.,“ so Waitz abschließend.