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Produktion & Industrie

Gut gerüstet in die Zukunft

Ressourcenschonender, aufmerksam- keitsstärker und anwenderfreundlicher: Schweizer Fleischproduzent Bigler setzt auf die völlig neue faserbasierte MAP-Verpackung FlatMap für aufgeschnittene Fleisch- und Wurstwaren!

In die Handelsregale kommt Bewegung: Die Ankündigung der neuen EU-Kunststoffstrategie, die bis zum Jahr 2030 nur noch recyclingfähige Verpackungen erlaubt, lässt Hersteller nach Lösungen suchen. Um Produkt- schutz und Hygiene zu gewährleisten, sind Kunststoffe, oft ausgestattet mit notwendigen Barriereeigenschaften, u. a. zur Verpackung vieler Lebensmittel unerlässlich.

Produzenten arbeiten an Lösungen, um mehr Ressourcenschonung zu erreichen, ohne an Produktschutz einzubüßen. In einem Projekt über europäische Ländergrenzen hinweg ist nun ein Durchbruch gelungen: Die Schweizer Bigler AG Fleischwaren und die deutschen Unternehmen, der Maschinenbauer Sealpac GmbH, die belgische Firma Van Genechten Packaging mit deutschem Standort und der Folienhersteller Buergofol GmbH, haben FlatMap zur Marktreife gebracht. Diese neue MAP-Verpackung für aufgeschnittene Produkte, die zu einem hohen Anteil aus Faserstoffen besteht, ist komplett recyclingfähig – und setzt Maßstäbe am POS.

„Ä Portion Tradition“

In dem Familienunternehmen Bigler rund um Gérard Bigler fanden das Maschine bauunternehmen und die beiden Verpackungsanbieter den geeigneten Partner für ihre innovative Idee. Der Fleischproduzent mit mehr als 700 Mitarbeitern, Stammsitz in Büren an der Aare und sechs Werken an drei Standorten, steht seit 75 Jahren für engagiertes Metzgerhandwerk.

Unter dem Motto „Ä Portion Tradition“ beliefert der Fleischproduzent den Detailhandel und Metzgereien in der Schweiz mit Eigenmarken und der Marke Bigler. Die Aufgeschlossenheit für Innovationen bewies das Unternehmen u. a. im Jahr 2017, als es als Vorreiter mit einer FlatSkin-Verpackung erstmals geskinnte Produkte auf einem Kartonträger auf den Markt brachte. Damit gab Bigler dem Schweizer Markt die nötigen Impulse und bereitete den Weg für Skinlösungen, die seither vielfacher Marktstandard sind.

Innovation im Kühlregal

Nun sorgt der Geschäftsbereich Charcuterie mit einer weiteren Innovation für Aufsehen am Kühlregal: FlatMap ist eine wiederverschließbare, zu einem großen Teil faserbasierte, recyclingfähige Verpackung für aufgeschnittene Fleischprodukte. Am POS sorgt FlatMap für höchst attraktive Warenpräsentation: Die vollkommen flache Verpackung besteht aus einem attraktiv gestalteten FSC-Produktträger, laminiert mit einer hauchdünnen Kunststoffschicht, auf dem die Aufschnittware ohne Entnahme einladend serviert werden kann. Der Träger ist mit einer hochtransparenten Oberfolie versiegelt, die den Blick auf das Produkt freigibt. Vor Verzehr lässt sich die Oberfolie vollständig von der Verpackung abziehen.

Später wird die Folie wieder glatt über das Produkt gestrichen und verschließt die Verpackung zur weiteren Aufbewahrung zuverlässig. Die eng anliegende Folie lässt weniger Sauerstoff in die Verpackung als eine herkömmliche, wiederverschließbare Tiefziehverpackung. Dadurch verfärbt sich das Produkt weniger und der Inhalt bleibt während der gesamten Restlagerdauer frisch und appetitlich.

Das Besondere dieser MAP-Verpackung, neben der einzigartigen Wiederverschlussqualität: Nach der Entleerung lassen sich Kunststoff und Karton sauber voneinander trennen und in den entsprechenden Wertstoffsammlungen entsorgen.

Engagiertes Gemeinschaftsprojekt

Die Idee zu FlatMap stammte von der Sealpac GmbH. Unter dem Unternehmensmotto „Forming Innovations“ entwickelt und produziert das familiengeführte mittelständische Maschinenbauunternehmen nicht nur Hightech-Traysealer und -Thermoformer, sondern ist an der Kreation vieler zeitgemäßer Verpackungsinnovationen beteiligt, jeweils perfekt abgestimmt auf die Sealpac Anlagentechnik. In seiner Entwicklungsarbeit orientiert sich der Maschinenbauer vorausschauend am Bedarf seiner Kunden.

Im Zuge der neuen EU-Verpackungsverordnung, die bis 2030 eine komplette Recyclingfähigkeit von Verpackungen innerhalb der EU fordert, kam die von Sealpac mitentwickelte FlatSkin-Lösung für Skinprodukte auf den Markt. Aus Projektgesprächen und im Austausch mit Kunden wurde klar, dass auch für unter MAP-verpackte Produkte nach derartigen Lösungen gesucht wurde. Zusammen mit dem Partner Van Genechten Packaging entstand die Grundidee zu FlatMap. Buergofol stieß als passender Folienpartner dazu.

Bigler, langjähriger Kunde von Sealpac und leidenschaftlicher Betreiber des Metzgerhandwerks in vierter Generation, führt sein Geschäft unter den Kernwerten „familiär, engagiert und kompetent“. Diese beweist Bigler auch in Verpackungsfragen rund um Nachhaltigkeit und zeigt sich aufgeschlossen für Innovationen. So erreichte der Flat-Map-Gedanke die Schweizer genau zum richtigen Zeitpunkt.

Das gemeinsame Ziel lautete: Faktoren wie Produktschutz und Barriere- und Recyclingeigenschaften, Verpackungsgewicht und den gewünschten Wiederverschluss in einer der nachhaltigsten Verpackungen am Markt zu vereinen. Gemeinsam stürzten sich die Partner in die finale Entwicklungsarbeit und brachten das Konzept zur Marktreife.

Besondere Herausforderungen

Mit dem Produktträger aus FSC-Karton bringt FlatMap eine echte Novität ins Kühlregal der unter MAP-verpackten Aufschnittware. Die große Herausforderung besteht darin, das Board aus Faserstoffen für die gekühlten Produkte in Form zu halten, denn das Material reagiert besonders empfindlich auf Feuchtigkeit. Kartonspezialist Van Genechten Packaging konnte hier seine umfassende Expertise einbringen, die unter anderem aus dem vorangegangenen FlatSkin-Projekt stammt. Das für FlatMap gewählte Material zeichnet sich durch Stabilität und Beständigkeit während der gesamten Prozesskette aus.

Um mikrobielle Risiken auszuschließen, wurde nur unbedenkliches, frischfaserbasiertes Material eingesetzt. Der Karton wird im qualitativ hochwertigen Offsetdruck mit Low-Migration-Farben und -Lacken bedruckt. Das lässt Anwendern wie Bigler großen gestalterischen Spielraum für eine attraktive Präsentation, um das zu verpackende Produkt ansprechend zur Geltung zu bringen.

Da für den Verpackungsprozess und die Präsentation im Handel ein absolut planes Board erforderlich ist, entwickelte Van Genechten Packaging für seine Partner Guidelines zum optimalen Umgang mit dem Kartonträger.

Die Folie auf Minimum reduziert

Nach der Bedruckung wird das Kartonboard mit einer dünnen Barrierefolie überzogen. Folien-Partner Buergofol stand hier vor der Aufgabe, einen Liner zu entwickeln, der einerseits gut am Karton haftet, sich aber später zu Recyclingzwecken auch leicht davon trennen lässt.

Gewählt wurde ein Polyolefinbasiertes und recycelbares Material. Für den Fleischproduzenten Bigler war eine zuverlässige Reclose-Funktion der Verpackung ein Muss. Die Entwicklungsarbeit des Folienprofis Buergofol brachte eine Oberfolie hervor, die sich durch ein verbraucherfreundliches Öffnungsverhalten auszeichnet und gleichzeitig eine perfekte Wiederverschlusskraft aufweist.

Außerdem musste sichergestellt werden, dass sich der Liner des Karton- boards beim Öffnen der Verpackung nicht mit der Oberfolie vom Trägermaterial löst, sondern erst, wenn er mit der Recycling-Lasche abgezogen wird. Für diese vielseitigen Folieneigenschaften waren ebenfalls eine Reihe von Verpackungstests nötig. Schließlich wurde für einen nachhaltigen Materialeinsatz die Stärke der beiden Folien auf ein Minimum reduziert.

Seitens des Kartonlieferanten Van Genechten Packaging bestand der Knackpunkt der Aufgabenstellung darin, eine Balance zu finden zwischen guter Haftung der Folie und gleichzeitig guter späterer Recyclingeigenschaften des Kartons. Da die Reclose-Folie punktuell höhere Abzugskräfte erzeugt, waren hierzu einige Versuche in Labor und Praxis sowie die Anpassung der Stanztechnik notwendig. In umfangreichen

Versuchen gelangten die Partner zu einer optimalen Lösung, welche die konkurrierenden Ziele erfüllt und darüber hinaus einen Wiederverschluss der Oberfolie ermöglicht, welcher diesen Namen verdient.

Prozesssichere Herstellung

Versiegelt werden die FlatMap-Verpackungen für die feine Aufschnittware von Bigler auf einem Sealpac Traysealer A7 in doppelbahniger Verpackungsauslegung. Insgesamt lässt sich die Verpackung prozesssicher auf sämtlichen Sealpac Anlagen der Reihe A6 bis A10 herstellen, sofern die Anlage für die Verarbeitung von FlatMap-Boards vorbereitet ist.

Das bedeutet, sie muss über das einzigartige, von Sealpac für die Beförderung der extrem flachen Träger entwickelte Transportsystem verfügen und auf einen veränderten Begasungs- und Versiegelungsablauf ausgerichtet sein. Dank des Einsatzes von hochwertigen Servomotoren und Antriebsabstimmung arbeiten die Anlagen, wie auch die von Bigler eingesetzte Sealpac A7, energieeffizient und leisten damit einen weiteren Beitrag zu mehr Nachhaltigkeit im Herstellungsprozess.

Recyclingfähige Verpackungen

Bei der Entwicklung von FlatMap war nicht nur eine höchst funktionelle und attraktive Verpackung das Ziel, am Ende sollte vor allem eine nachhaltige Lösung stehen. Nach Design-for-Recycling-Aspekten entwickelt, überzeugt das Ergebnis dieses Gemeinschaftsprojekts: Bei dieser neuartigen faserbasierten Verpackung konnte der Kunststoffanteil im Vergleich zu herkömmlichen MAP-Verpackungen um ca. 70 % reduziert werden. Der Liner für den Kartonträger ist ein zertifiziertes Produkt auf Polyolefin-Basis und damit gut recycelbar.

Er lässt sich nach Gebrauch leicht vom Kartonboard trennen. Alle Verpackungskomponenten werden dann separat in den entsprechenden Wertstoffsammlungen entsorgt. Die Verpackungsfolien lassen sich zur Wiederverwertung mit Nah-Infrarot-Technik im Recyclingprozess zuverlässig herausfiltern.

Mit diesen Eigenschaften erfüllt FlatMap schon heute die EU-Vorgaben bezüglich der Recyclingfähigkeit von Verpackungen für 2030. Im Hause Bigler ist man davon überzeugt, dass die verbesserten ökologischen Eigenschaften für Verbraucher, vor allem jüngere, umweltbewusste Zielgruppen, ein echtes Kaufargument ist.

Dies hat sich der Fleischproduzent in einer professionellen Studie bestätigen lassen: FlatMap wurde in einer unabhängigen Analyse mit den besten am Schweizer Markt verfügbaren Mitbewerber-Produkten verglichen. Die Studie belegt, dass die neue Verpackung im Hinblick auf den CO -Footprint signifikant besser abschneidet als die Referenzprodukte –, obwohl die Untersuchung noch nicht einmal die Aspekte Recyclingfähigkeit und Foodwaste mit einbezieht.

Denn der energieintensivste Part überhaupt ist die Produktherstellung selbst. Daher beginnt Nachhaltigkeit aus Sicht der Beteiligten mit umfassendem Produktschutz, der einen wichtigen Beitrag zu weniger Foodwaste leistet. Diesen erfüllt FlatMap durch die guten Wiederverschlusseigenschaften, die den Verpackungsinhalt bis zur letzten Scheibe frisch hält.

Eyecatcher im Kühlregal

Für einen starken Auftritt am POS, welcher die Aufmerksamkeit der Verbraucher auf das Produkt und die vorteilhaften ressourcenschonenderen Merkmale der Verpackung lenkt, sorgt FlatMap durch Eigenschaften, die das Branding unterstützen: Im Gegensatz zu herkömmlichen Tiefziehverpackungen bietet FlatMap Markeninhabern wie Bigler viel Raum für Kommunikation und Markenbildung, denn das Kartonboard lässt sich beidseitig attraktiv bedrucken und für Informationen nutzen. Stehend, hängend oder auch liegend präsentiert, ist es durch seinen neuartigen Look und die komplette Sichtbarkeit des Produkts ein echter Eyecatcher. Da die Verpackung extrem flach ist, lässt sie sich in höheren Stückzahlen im Kühlregal unterbringen – und sorgt damit für effiziente Produktbeschickung am POS.

Der Verbraucher hingegen profitiert von mehr Funktionalität und einem vereinfachten Handling: Die vom Kartonträger vor dem Verzehr komplett abgezogene Oberfolie lässt sich später für einen sicheren Wiederverschluss ganz leicht wieder auf die vollkommen flache Verpackung streichen, sodass das Umpacken des nicht verbrauchten Inhalts entfällt und das nicht verzehrte Produkt sicher und bequem in der Verpackung kann aufbewahrt werden.

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