Nach einem für sie ernüchternden Treffen von Bauernbund-Präsident Georg Strasser und LK Österreich-Präsident Josef Moosbrugger mit dem Chef von Spar Österreich, Gerhard Drexel, am vergangenen Freitag in Salzburg hat der Bauernbund zu Protestaktionen am Aschermittwoch, 26. Feburar, vor mehreren Geschäftsstellen vor Österreichs zweitgrößtem Handelskonzern für Lebensmittel aufgerufen.
Die Bauernvertreter hatten den Supermarkt-Manager um ein klärendes Gespräch gebeten. Sie fordern faire Einstandspreise für agrarische Erzeugnisse der heimischen Bäuerinnen und Bauern, ein Ende von Preisdumping-Aktionen oder auch eine klare Herkunftsdeklaration von Milch, Fleisch oder Eiern in Eigenmarken-Produkten der Handelsketten. Der Spar-Chef sieht sich zu unrecht angegriffen. Er meinte in einem Zeitungsinterview mit der „Presse“, Österreichs Landwirte müssten froh sein, „der heimische Handel zahlt wesentlich höhere Preise, als im Export erzielt werden können.“ Und: „Die allermeisten sind dankbar, wenn sie den österreichischen Lebensmittelhandel bedienen können.“
Diese Aussage wiederum brachte viele Bauern auf die Palme. Und Strasser zu der scharfen Replik: „Der Spar-Chef verhält sich wie ein Feudalherr, der die Bauern als seine Leibeigenen betrachtet und zum Schweigen bringen will.“
Warum Protest gegen Spar?
Anders als die anderen zwei großen Supermarkt-Multis Rewe (Billa, Merkur) oder Hofer habe sich Spar in den bisherigen Gesprächen etwa mit den heimischen Molkereien wenig kooperativ gezeigt, was etwa die Anhebung der Einstandspreise für konventionell erzeugte Produkte angehe. Zuletzt auch am Freitagnachmittag in der Spar Zentrale in Salzburg. Laut Bauernbund nimmt der enorme wirtschaftliche Druck auf die Bauern diesen jeden Spielraum, um weitere Preisnachlässe zu akzeptieren. „Alle außer Spar Österreich sind dem Vernehmen nach auf die Molkereien zugegangen und haben Preiserhöhungen für die gesamte Milchpalette, nicht nur für biologisch erzeugte Produkte, akzeptiert. Daher setzen wir mit unserer Protestaktion am Aschermittwoch vor Spar-Zentralen und Filialen in St. Pölten, Maria Saal, Wörgl, Leoben und quer durch Oberösterreich ein klares Signal des Unmutes des Bauernbundes gegen die Preispolitik von Spar.“
Was sollen die Demos bewirken?
Die Erfahrungen von Bauernprotesten in anderen EU-Ländern haben gezeigt, dass große Konzerne nur einlenken, wenn Proteste konkretes Fehlverhalten anprangern und diese etwa durch negative Schlagzeilen und unschöne Bilder in den Medien für die Supermarktketten zu einem Imageverlust oder durch vorübergehende Blockaden ihrer Auslieferungslager und Filialen auch wirtschaftlichen Konsequenzen führen. Deshalb richten sich die geplanten Protestaktionen des Bauernbundes nur gegen regionale Zentralen und Geschäfte von Spar.
Was fordert der Bauernbund konkret?
Der Bauernbund fordert ein Ende der „Aktionitis“ und der Rabattschlachten auf Lebensmittel im Lebensmitteleinzelhandel. Solche Aktionen sind meist Teil der Verhandlungspakete mit den Lebensmittelverarbeitern und werden in der Praxis letztlich von den Bäuerinnen und Bauern bezahlt, indem diese niedrigere Einstandspreise etwa für Milch akzeptieren müssen. Zudem unterstützt der Bauernbund Landwirtschaftsministerin Elisabeth Köstinger bei ihren Forderungen gegen unfaire Geschäftspraktiken. Seit langem gefordert wird auch die rasche Einführung einer verpflichtenden Herkunftskennzeichnung von Milch, Fleisch oder Eiern in Verarbeitungsprodukten, welche von den Handelsketten oft auch als Eigenmarken angeboten werden.
Was passiert nach der Demo?
Die Vorbereitungen der einzelnen Demos laufen seit dem Wochenende auf Hochtouren. Dabei sieht man im Bauernbund die geplante Protestaktion „lediglich als einen ersten Schritt. Damit wollen wir den großen Handelsketten aufzeigen, dass der Bauernbund abseits seiner politischen Arbeit auch bereit ist, konkrete negative Entwicklungen im Umgang mit Lieferanten öffentlichkeitswirksam aufzuzeigen.“
Sollte SPAR etwa bei den aktuellen Preisverhandlungen mit Österreichs Molkereien nicht einlenken, werde man weitere Schritte setzen und sich mit Aufrufen etwa in den Sozialen Medien, aber auch mit weiteren Protestaktionen mit Traktoren, gegen den inakzeptablen Preisdruck auf Kosten der Bauern mit allen verfügbaren Mitteln zur Wehr zu setzen.
Gibt es weitere Verhandlungen?
Der Bauernbund als politische Interessenvertretung der Bäuerinnen und Bauern führt keine Preisverhandlungen mit dem LEH. Gemeinsam mit der Landwirtschaftskammer wird der Bauernbund aber sehr wohl weiter den Sach- und Fachdialog mit den Vertretern der Handelsketten suchen und führen und auf Basis von Daten und Fakten Entwicklungen und vor allem Fehlentwicklungen aus Sicht der Landwirtschaft aufzeigen, um die Zusammenarbeit entlang der gesamten Lebensmittelkette möglichst nachhaltig zu verbessern.
Das fordert der Bauernbund
- Schluss mit ständigen Rabattschlachten bei Lebensmitteln und dem Preisdumping auf Kosten der Bäuerinnen und Bauern! Es gibt keinen Rabatt auf Umwelt-, Klima- und Tierschutz!
- Schluss mit Konsumententäuschung! Aus für rotweißrote Fähnchen und Logos auf Lebensmitteln aus dem Ausland. Es darf nur Österreich draufstehen, wo Österreich drinnen ist.
- Klimaschutz zum Nulltarif gibt es nicht, schon gar nicht bei der Preisgestaltung unserer Lebensmittel! Österreichs Bäuerinnen und Bauern sind die ersten Betroffenen des Klimawandels und gleichzeitig Teil der Lösung zu dessen Bekämpfung.
- „Österreichbonus“ für hierzulande produzierte Lebensmittel! Mehr Wertschätzung für Österreichs Vorreiterrolle beim Umwelt- und Tierschutz durch eine faire Preisgestaltung. Hohe Standards zu Weltmarktpreisen sind nicht möglich.
- Ein klares Bekenntnis des Lebensmittelhandels zur Umsetzung einer verpflichtenden Herkunftskennzeichnung! Für die Primärzutaten Milch, Fleisch und Eier bei verarbeiteten Lebensmitteln, vor allem bei ihren Eigenmarken.
- Rasche Einführung einer unabhängigen Ombudsmann-Stelle gegen unfaire Geschäftspraktiken!
- Mehr Markt- und Preistransparenz auf den Lebensmittelmärkten! Zur Stärkung der Verhandlungsposition der heimischen Landwirtschaft und Lebensmittelwirtschaft.