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Lebensmittel müssen leistbar, Unternehmen überlebensfähig bleiben

Die allgemeinen Teuerungen erreichen aktuell ein Ausmaß, das es in Österreich seit den 1970ern nicht mehr gegeben hat. Konsumenten und der Lebensmittelhandel stehen vor großen Herausforderungen.

Bereits während der Corona-Pandemie sind die Preise für Energie, Rohstoffe (sowohl für Produkte als auch für Verpackungen) sowie für Logistik und Transport (vor allem durch gestiegene Treibstoffpreise, den Arbeitskräftemangel und deutlich gestiegenen Kosten für Neuanschaffungen von LKW) enorm gestiegen. Zusätzlich verschärft wird die Lage durch unterbrochene Lieferketten und Lieferengpässe, etwa durch zum Teil nach wie vor gesperrte Häfen in Asien. Der Krieg in der Ukraine verstärkt diese Situation nochmals.

Aktuell steigen speziell die Preise von Öl und Fetten, Fleisch, Getreide, Molkereiprodukten und Kaffee sowie von Warengruppen, deren Produktion und Lieferketten einen hohen Anteil an Energie, Verpackungsmaterialien, Futtermitteln, Getreide und pflanzlichen Ölen beinhalten. Bei letzteren liegt der Selbstversorgungsgrad in Österreich nur bei 30 Prozent, der Rest muss importiert werden. „Bei regionalen Lebensmitteln beobachten wir geringere Preissteigerungen, weil sich beispielsweise die Transportkosten weniger stark auswirken und stärker auf lokale Wirtschaftskreisläufe bauen können“, berichtet Stefan Mair, Gremialobmann des Landesgremiums des Lebensmittelhandels in der Wirtschaftskammer Tirol.

Aktuelle Situation für Lebensmitteleinzelhandel herausfordernder als Corona

Zwar steigen die Lebensmittelpreise im Jahresabstand moderater an als die Energiepreise. Die Bereiche Verkehr (Teuerung: + 21,98%) und Haushaltsenergie (Teuerung: + 27,3%) beeinflussten die allgemeine Teuerung von 8,7 Prozent im Juni mit insgesamt 4,06 Prozentpunkten. Das entspricht einem Anteil von mehr als 46 Prozent. Nahrungsmittel und alkoholfreie Getränke verteuerten sich im gleichen Zeitraum um 11,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahr und beeinflussten die allgemeine Teuerung somit mit + 1,3 Prozentpunkten. Dies entspricht einem Anteil von rund 15 Prozent. Nichts desto trotz belastet die aktuelle Entwicklung Konsumentinnen und Konsumenten ebenso wie die Betriebe des Lebensmittelhandels.

„Aktuell werden die Preise von den Produzenten bestimmt und vom Handel genau überprüft und hinterfragt. Letztlich müssen diese Preise aber bezahlt werden, um die Grundversorgung sicherzustellen. Höhere Einkaufpreise können jedoch nur begrenzt an unsere Kundinnen und Kunden weitergegeben werden, zum einen aufgrund des Wettbewerbs im Lebensmittelhandel, zum anderen aufgrund der Preissensibilität der Konsumenten andererseits“, beschreibt Gremialobmann-Stellvertreter Lorenz Wedl die Lage. Die aktuelle Situation wird für den Lebensmitteleinzelhandel als deutlich heraufordernder als die Anfänge der Corona-Pandemie wahrgenommen. Damals ging es noch darum, die Grundversorgung der Bevölkerung sicherzustellen, Lagerbestände konstant zu halten, Hygienemaßahmen zu entwickeln und diese umzusetzen. Der Großhandel hatte mit den Folgen der Lockdowns und der Schließungen von Gastronomie und Hotellerie zu kämpfen. Nun gelte es, mit den Herausforderungen von Preissteigerungen und Lieferengpässen zurecht zu kommen, um Lebensmittel leistbar zu halten, so gut es geht Planungssicherheit zu gewährleisten und gleichzeitig sicherzustellen, dass die Unternehmen im Lebensmittelhandel erfolgreich wirtschaften und letztlich überleben können.

Weitere Entwicklung aktuell nicht vorhersehbar

Eine konkrete Prognose über die weiteren Entwicklungen kann derzeit nicht verlässlich geben werden. Entscheidend wird sein, wie sich die Ukraine-Krise, die Kosten für Energie und Rohstoffe, die Verfügbarkeit von Verpackungsmaterial und die internationalen Logistikkapazitäten entwickeln werden. „Aufgrund der beschriebenen Faktoren, die zu den Preissteigerungen im Lebensmittelhandel führen, gibt es für den Lebensmittelhandel selbst kurz- und mittelfristig nur begrenzt Möglichkeiten, den Preissteigerungen entgegenzuwirken“, hält Stefan Mair fest.

Mit Gewinnmargen von 1 bis 3 Prozent versucht der Lebensmittelhandel bereits so viel wie möglich von den Preissteigerungen selbst abzufedern. Durch weitere Innovationsarbeit in den Unternehmen kann versucht werden, den Energieeinsatz zu verringern und damit Kosten zu sparen. Regionale Lebensmittel können aufgrund der kürzeren Transportwege und damit –kosten günstiger angeboten werden. Konsequentes Recycling hilft, Rohstoffengpässe etwa für Verpackungen zu mildern.

Im Lebensmittelhandel wurde der Anteil jener Waren, welche weggeworfen werden müssen, auf 1% reduziert, wobei daran gearbeitet wird, diesen Wert nochmals zu verringern. Auch private Haushalte profitieren vom sorgsamen Umgang mit Lebensmitteln. Angebote wie “Too Good To Go helfen” zusätzlich, Waren verfügbar zu halten, Engpässe zu vermeiden und Preissteigerungen entgegenzuwirken. Von weiteren Preissteigerungen im zweiten Halbjahr muss nach derzeitiger Sicht aber ausgegangen werden.

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