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Erster offizieller Zulassungsantrag für kultiviertes Fleisch in der EU: Eine Chance oder Herausforderung für Österreichs Fleischproduzenten?

Das französische Startup Gourmey beantragt die Zulassung für kultiviertes Fleisch in der EU. Was bedeutet das für die österreichischen Fleischproduzenten?

Das französische Startup Gourmey hat als erstes Unternehmen bei den zuständigen EU-Behörden offiziell die Zulassung von kultiviertem Fleisch beantragt – für seine kultivierte Entenleberpastete. Dieser Schritt könnte weitreichende Konsequenzen für die Fleischindustrie in Österreich haben.

Ein bedeutender Schritt für die Lebensmittelindustrie

GFI Europe begrüßt diesen ersten Zulassungsantrag als Chance, kulinarische Traditionen Europas mit Klima-, Umwelt- und Tierschutz in Einklang zu bringen. Der Antrag markiert den Beginn eines gründlichen Überprüfungsprozesses durch die europäischen Behörden. Doch was bedeutet dies für die traditionellen Fleischproduzenten in Österreich?

Kultiviertes Fleisch und seine Bedeutung

Kultiviertes Fleisch wird durch das Vermehren von Zellen in Fermentern hergestellt, ähnlich wie beim Bierbrauen. Es bietet eine nachhaltige Alternative zur traditionellen Fleischproduktion. Gourmeys Produkt, eine kultivierte Entenleberpastete, wird ohne tierische Inhaltsstoffe und Antibiotika hergestellt. Dies könnte den Markt erheblich verändern und traditionelle Produzenten vor neue Herausforderungen stellen.

Österreich im Fokus

In Österreich ist die konventionelle Herstellung von Stopfleber verboten, dennoch werden jährlich viele Tonnen importiert. Die Zulassung von kultivierter Foie Gras könnte eine tierfreundlichere und umweltfreundlichere Alternative bieten. Laut einer YouGov-Umfrage im Auftrag von GFI Europe aus dem März 2024 unterstützen 63 % der Österreicher die Zulassung von kultiviertem Fleisch, wenn es als sicher und nahrhaft bewertet wird. Doch wie stehen die Fleischproduzenten dazu?

Chancen und Herausforderungen für Fleischproduzenten

Wirtschaftliche Perspektiven

Die Einführung von kultiviertem Fleisch könnte neue Märkte eröffnen, aber auch bestehende Marktanteile bedrohen. Traditionelle Fleischproduzenten könnten gezwungen sein, ihre Geschäftsmodelle anzupassen und in neue Technologien zu investieren. Dies könnte erhebliche finanzielle und strukturelle Veränderungen mit sich bringen.

Ökologische Vorteile kultivierten Fleisches

Studien zeigen, dass kultiviertes Fleisch eine wesentlich geringere Umweltbelastung aufweist. Die Treibhausgasemissionen könnten um bis zu 92 % und der Flächenbedarf um bis zu 90 % reduziert werden. Diese Vorteile könnten den Druck auf traditionelle Fleischproduzenten erhöhen, nachhaltigere Praktiken einzuführen.

Vergleichende Fakten

Indikator Konventionelles Fleisch Kultiviertes Fleisch
Treibhausgasemissionen Hoch Niedrig
Flächenbedarf Hoch Niedrig
Wasserverbrauch Hoch Niedrig
Antibiotikaeinsatz Hoch Kein Einsatz
Tierwohlbelastung Hoch Keine

Umfrageergebnisse aus Österreich

Einstellungen zu pflanzlichen Alternativen und kultiviertem Fleisch

  •  **46 %** der Österreicher planen, in den nächsten zwei Jahren weniger tierische Produkte zu konsumieren.
  • **30 %** möchten mehr pflanzliche Fleischalternativen konsumieren.
  • **28 %** beabsichtigen, mehr pflanzliche Milchalternativen zu konsumieren.
  • **63 %** unterstützen die Zulassung von kultiviertem Fleisch.

Die Umfrage zeigt eine wachsende Offenheit gegenüber Alternativen zu tierischen Produkten. Doch wie wirkt sich diese Entwicklung auf die traditionelle Fleischproduktion aus?

Das Zulassungsverfahren für kultiviertes Fleisch in der EU

Schritte des Zulassungsverfahrens

Das Zulassungsverfahren umfasst eine gründliche Bewertung der Lebensmittelsicherheit durch die europäischen Behörden. Diese Prüfung wird voraussichtlich mindestens 18 Monate dauern und umfasst die Beurteilung der Lebensmittelsicherheit, des Nährwerts sowie der sozialen, wirtschaftlichen und ökologischen Auswirkungen.

Beteiligung der Mitgliedstaaten

Neben der Europäischen Kommission und den wissenschaftlichen Expertinnen und Experten sind auch die Mitgliedstaaten eng in den Zulassungsprozess eingebunden. Dies bedeutet, dass auch Österreich eine bedeutende Rolle bei der Bewertung und Zulassung von kultiviertem Fleisch spielen wird.

Jetzt: Abwarten und Chancen nutzen

Für die österreichischen Fleischproduzenten bedeutet der Zulassungsantrag von Gourmey sowohl Chancen als auch Herausforderungen. Während kultiviertes Fleisch erhebliche ökologische Vorteile bietet, bleibt abzuwarten, wie der Markt und die Verbraucher darauf reagieren werden. Fleischproduzenten sollten diese Entwicklung aufmerksam verfolgen und überlegen, wie sie ihre Geschäftsmodelle anpassen können, um langfristig wettbewerbsfähig zu bleiben.

Für weitere Informationen über das Zulassungsverfahren für kultiviertes Fleisch in der EU besuchen Sie die offizielle Webseite der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA)

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