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Frauen am Grill: Eine Ausnahme?

Anja Würfl, Gründerin der erfolgreichen Webseite „Die Frau am Grill“, spricht über Frauen am Grill, ihre Erfahrungen und wie sich diese vermeintliche Männerdomäne ändern könnte. Seit sieben Jahren begeistert sie mit Grillideen und hat fast 500.000 Seitenaufrufe im Monat.

Frauen am Grill – sicherlich in den meisten Gärten, auf Terrassen und Balkonen die Ausnahme, oder? Warum das so ist, weshalb es sich ändern könnte – darüber sprechen wir mit Anja Würfl. Die 41-jährige, die in Moosburg in Oberbayern lebt, hat vor sieben Jahren die Webseite Die Frau am Grill gegründet. Mit mittlerweile rund 500.000 Seitenaufrufen im Monat. Die dazugehörigen Social Media-Auftritte auf Instagram und YouTube verfolgen jeweils fast 70.000 Menschen.

Fleisch & Co: Frau Würfl, gleich zu Beginn eine Frage, die nicht unbedingt provokant gemeint ist: Grillen Frauen etwas Anderes oder sogar besser als Männer?

Anja Würfl: Ich glaube es hängt grundsätzlich mit den Vorlieben, was die Ernährung betrifft, zusammen, wie man letztendlich kocht oder grillt. Ein sich vegetarisch ernährender Mann wird bestimmt kein Pulled Pork auf dem Grill zubereiten. Meine Schwägerin zum Beispiel liebt Schichtfleisch und bereitet das auch gerne für Partys zu. Und ich persönlich mag fast rohes Fleisch, also nur einmal kurz und scharf angegrillt, sehr gerne – mein Mann weniger. Soviel dazu ob Frauen was anderes grillen. Ob Frauen darüber hinaus besser grillen? Würde ich nicht behaupten. Männer und Frauen kochen auch gleich gut…

Fleisch & Co: Wurden Sie am Grill schon mal schwach angeredet?

Anja Würfl: Am Grill, also im richtigen Leben nicht. Das wird eigentlich als „cool“ aufgenommen, wenn eine Frau die Grillzange schwingt. Im Social Media ist das Feedback aus meiner Community größtenteils positiv. Zu Anfang allerdings, als ich als „Frau am Grill“ in Erscheinung getreten bin, gab es schon Sprüche wie: „Frau am Grill, brauchen wir nicht!“ oder mit einem Augenzwinkern „Bitte lasst uns Männern den letzten Platz, den wir für uns haben und nehmt uns diesen nicht auch noch weg.“ Ja, da musste ich schon schmunzeln. Wir Frauen „dürfen“ mittlerweile Autofahren, Wählen, entscheiden, welchen Beruf wir ausüben wollen, spielen Fußball und übernehmen nun auch noch die „letzte Bastion“ der Männer: den Grill.

Fleisch & Co:  Daran hat man sich nun aus männlicher Sicht aber gewöhnt und akzeptiert Sie?

Anja Würfl: Am Anfang gab es manche kritische Kommentare, aber mittlerweile hat man(n) sich an die Frau am Grill gewöhnt. Es gibt durchwegs positive Kommentare, auch und gerade von Männern, die sich durch den Bezug zum Thema Grill auch schon an den einen oder anderen Kuchen oder eine Süsspeise gewagt haben. Die sie bisher aus Unsicherheit ihren Frauen am Herd überlassen haben.

Weg mit dem Klischee! Denn Grillen können Frau & Mann gleich gut! © Panthermedia

Fleisch & Co: Warum war es aus Ihrer Sicht manchen Männern Anfangs nicht recht, dass sie auch noch den „Platz am Grill“ einnehmen?

Anja Würfl: Vielleicht ist es eine Art Rückzugsort für Männer, um jetzt mal wieder ein Klischee zu strapazieren, wo sie Ruhe haben, ein Platz, an dem sie zum Nachdenken kommen, sich beruhigen und einfach ins Feuer starren. Und das im echten Leben aber auch auf Social Media Plattformen. Aber Männer genau wie Frauen müssen sich damit „abfinden“, dass das gegenteilige Geschlecht sich für sie vermeintlich untypische Tätigkeiten interessiert. Es gibt Männer die super Torten backen, häkeln oder tanzen, andererseits spielen Frauen wunderbaren Fußball und interessieren sich auch für technische Berufe oder werden Pfarrerin. Letztendlich ist es nur eine Frage der Toleranz und das Loslassen von Klischees und Vorurteilen.

Fleisch & Co:  Warum hat sich Grillen aber zu Beginn als eine Männerdomäne etabliert?

Anja Würfl: Das ist eine interessante Frage, auf die ich keine Antwort habe. Vor allem mit dem Widerspruch, dass es sich eigentlich um nichts anders als Kochen oder Braten handelt, was Männer oftmals in der Küche nicht unbedingt praktizieren. Nur, dass Grillen eben Outdoor stattfindet und Feuer, Rauch und viel Fleisch im Spiel sind. Vielleicht ist es das.

Fleisch & Co:  Können Sie sich vorstellen warum Männern das Kochen in der Küche vermeintlich nicht liegt oder sie es vermeiden, am Grill allerdings nichts anderes machen als Kochen und Braten und richtig stolz darauf sind?

Anja Würfl: Ja, das ist eigentlich ein Widerspruch. Aber es scheint das Feuer, die Glut, in der Natur zu sein, der Selbstversorgungs-Charakter, das Abenteuer, das Männer vielleicht brauchen und spannend finden.

Fleisch & Co:  Grillen Frauen gesünder oder abwechslungsreicher als Männer?

Anja Würfl: Aus Erfahrung kann ich da nur sagen, dass mein Papa und mein Mann sich immer Gemüse und Salat als Beilage wünschen, ja sogar darauf bestehen und dies auch selber zubereiten, weil es ihnen aus geschmacklicher und gesundheitlicher Sicht einfach wichtig ist. Es schmeckt aber auch viel abwechslungsreicher und bunter, wenn neben Fleisch auch Salate, Gemüse und verschiedene Soßen auf dem Grillbuffet vorzufinden sind. Wer allgemein keinen Wert auf gesunde Ernährung legt, wird, egal ob Mann oder Frau, auch eher Ungesundes und wenig abwechslungsreich grillen.

Fleisch & Co: Frauen und Grillen passt das? Kohle, Schmutz, Rauch…

Anja Würfl: Ja, das kann schon sein, dass das nicht gut zusammenpasst. Eine Frau, die Stunden im Badezimmer verbracht hat, um sich zu schminken und zu stylen, wird kaum Freude daran haben, später in Rauch und Fettgeruch zu stehen und zu grillen. Vielleicht haben wir Frauen auch schon als Kinder gelernt, ordentlich und brav zu sein und können daher nichts damit anfangen? Mir macht es nichts aus am Grill zu stehen oder mit Feuer zu hantieren, auch kenne ich viele Freundinnen, die damit kein Problem haben.

Fleisch & Co:  Warum sind Frauen am Grill eher weniger anzutreffen und war das früher zu Großmutters Zeiten mal anders?

Anja Würfl: Früher war das ganz anders, meine Oma hatte damals definitiv das Regiment über das Feuer. Hat Holz gehackt, den Ofen beheizt und hat demnach neben Kochen und Braten nicht anderes gemacht als gegrillt, also laut Definition“ über Feuer gebraten“. Vielleicht war das auch nur auf dem Land so, das weiß ich nicht. Warum es heute so ist, dass Frauen weniger Grillen, hat vielleicht etwas mit „sich nicht schmutzig machen wollen“ zu tun. Wobei vielleicht stimmt das auch gar nicht, denn ich bekomme durch meine Community oft die Rückmeldung, dass es sehr viele Frauen am Grill gibt.

Fleisch & Co: Es gibt viele Frauen am Grill?

Anja Würfl: Ja, es gibt sie, die Frauen am Grill, über deren Rückmeldung ich mich immer wieder sehr freue. Die stolz darüber berichten, wie sie ihren Männern Rippchen, Pulled Pork und Co kredenzt haben und von den erstaunten und erfreuten Gesichtern ihrer Männer erzählen. Und auch, davon, dass sie Männern und Kindern das eine oder andere ungeliebte Gemüse mit ins Grillgericht gemogelt haben und es ihnen trotzdem klasse geschmeckt hat.

Fleisch & Co:  Ist letztendlich alles nur ein Klischee?

Anja Würfl:  Wahrscheinich ja. Aber an jedem Klischee ist auch was Wahres dran. Es sind eben großteils noch überwiegend die Männer, die die dicken Keulen auf den Grill legen, sich meistens von der Küche fernhalten und es sind die Frauen die sich am liebsten um die Beilagen kümmern und anschließend freiwillig die Küche säubern. Aber das ist ok. Letztendlich zählt: Jeder nach seiner Fasson.

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