Derzeit gibt es keine wirtschaftlichen Auswirkungen wegen des Etikettenschwindels gab die AMA Marketing unlängst der APA (Austria Presseagentur) bekannt. Man setze weiter auf “Vertrauen”. In Kürze werde eine “kleine Kampagne” mit speziell abgestimmten Inseraten starten und die Medienarbeit sowie Konsumenteninformation würden ausgebaut.
“Regionale, frische Zutaten und selber Kochen werden als Alternative zu anonymen Fertigprodukten immer mehr wahrgenommen”, erklärte Manuela Göll von der AMA, die auch anmerkte, dass es zuletzt die Konsumenten in der Hand hätten, “wo die Reise hingeht”. Für manche dürfte die zitierte Reise auch schon weg von den großen Handelsketten führen: “Der Kundenzustrom steigt bei mir derzeit – für uns Fleischer ist das nur gut”, sagte der Wiener Fleischermeister Leopold Hödl. “Manche reißen Witze und sagen, wir sollen ihnen wirklich Rind und nicht Pferd geben, manche sind richtig verunsichert. Ich glaube, viele werden sich von gefrorenem Fleisch oder welchem aus Dosen verabschieden.”
Fellner kritisiert “Pseudonymware”
Der Wiener Fleischer-Innungsmeister Erwin Fellner relativierte: “Es gibt sehr wohl einen Nutzen. Trend ist aber noch keiner ersichtlich, es braucht etwas länger für die Auswirkungen.” Insgesamt könnten die kleinen Fachgeschäfte aber “profitieren”.
Schließlich sei hier “die Rückverfolgbarkeit absolut gegeben”. Er kritisierte die “Pseudonymware” der Handelsketten, bei denen man nicht wisse, “wer dahintersteht, oder grade ausgetauscht wurde”. Fleisch dürfe “kein Wegwerfartikel bleiben. Immer billiger und billiger – das geht nicht mehr. Das Fleisch ist gewachsen, muss seinen Preis haben für die Qualität.”
Die Zahl der Fleischereien in Wien sank von den 1970er-Jahren bis heute übrigens von 1.380 auf 144. Rudolf Rogl, Geschäftsführer der Österreichischen Rinderbörse, sparte im APA-Gespräch in Sachen “Betrugsskandal, nicht Fleischskandal” nicht mit Kritik an der Gastronomie, “wo es massiven Handlungsbedarf gibt. Dort hat der Konsument überhaupt keine Entscheidungsmöglichkeit ob er ein heimisches Steak oder eines aus Übersee bekommt. Wir fordern klare Regeln für Herkunftskennzeichnungen im Gastgewerbe”, so Rogl. “Mehr als ein Drittel des angebotenen Rindfleischs in der Gastronomie stammt sicher nicht aus Österreich.”
Betrug könnte positive Auswirkungen haben
Auswirkungen auf den Rindermarkt hat das aktuelle “Betrugsskandal” nicht, meinte Rogl. “Möglicherweise wirkt es sich für uns sogar positiv aus, wenn nun noch mehr Konsumenten regional einkaufen und verstärkt auf die Herkunft achten.” Das AMA-Gütesiegel garantiere jedenfalls die österreichische Herkunft. „Es ist gegen Gesetze verstoßen worden“, indem falsch deklariert wurde, meinte Siegfried Menz, Chef der Bundessparte Industrie in der Wirtschaftskammer Österreich am Rande einer Pressekonferenz am Dienstag. Es werde kaum ein Österreich-, sondern ein EU-Thema sein. „Völlig absurd wäre es, würde es wieder in jedem Land andere Kennzeichnungspflichten geben.”