Der aktuelle Antibiotika-Skandal bei rumänischem Putenfleisch lässt die österreichischen Geflügelmäster Alarm schlagen. Einmal mehr zeigt sich, dass Qualitätsfleischproduktion keine Selbstverständlichkeit ist. „Heimisches Geflügel ist garantiert geprüft und hält, was es verspricht: gesunden Genuss und hohe Lebensmittelsicherheit. Der Konsument entscheidet für sich selbst, was auf den Teller kommt – österreichisches Qualitätsfleisch oder Billigstware mit unerwünschten Nebeneffekten. Aber auch nur dann, wenn die Produkte klar gekennzeichnet sind. Bessere Kennzeichnung bringt mehr Sicherheit beim Geflügeleinkauf“, betont Robert Wieser, Obmann der Geflügelmastgenossenschaft GGÖ.
Antibiotika-Einsatz unterliegt in Österreich strengsten Kontrollen
Antibiotika werden an heimisches Geflügel ausschließlich dann verabreicht, wenn Tiere erkranken und eine Behandlung notwendig ist. Danach gibt es – je nach Antibiotikum – eine klar geregelte Wartefrist, bis das Medikament abgebaut ist und das Geflügel überhaupt erst in den Schlachthof kommen darf. Dadurch wird sichergestellt, dass sich zum Zeitpunkt der Schlachtung keine Rückstände mehr im Geflügelfleisch befinden. Die amtlichen Kontrollen im Rahmen der Rückstandskontroll-Verordnung überprüfen diese strengen Regeln bei der Anwendung von Arzneimitteln.
„Um die Transparenz und Sicherheit weiter zu erhöhen, werden sämtliche Arzneimittelanwendungen bei Geflügel in Österreich von den Betreuungstierärzten in der Poultry Health Data (PHD), einer Datenbank des Geflügelgesundheitsdienstes QGV, erfasst“, erklärt Harald Schliessnig, Geschäftsführer des Geflügelgesundheitsdienstes QGV.
Bessere Kennzeichnung gefordert
Hochwertiges, GVO-frei produziertes und mit Gütezeichen ausgezeichnetes Geflügelfleisch konkurriert am Markt zunehmend mit Geflügelfleisch aus Ländern, in denen hinsichtlich Tiergesundheit und Lebensmittelsicherheit deutlich niedrigere Standards gelten als in Österreich. Der Handel und die Gastronomie zeichnen den Produktmehrwert nicht klar genug aus. „Es braucht deutlich mehr Transparenz für Konsumenten“, fordert GGÖ-Obmann Wieser.
„Es müssen für nach Österreich importierte Geflügelprodukte dieselben hohen Standards gelten, wie für heimische Geflügelprodukte. Leider verbietet dies das Prinzip des freien Handels innerhalb der EU. Wenn wir vom Gesetzgeber die Möglichkeit bekommen, das vorgeschlagene QGV-Konzept zur Bewertung der wesentlichen Tiergesundheitskriterien umzusetzen, und, unter Einhaltung der Programmvorgaben, den Tierhaltern einen wirtschaftlichen Anreiz bieten können, dann haben wir nach klarer Kommunikation an die Konsumenten auch ein zusätzliches eindeutiges Abgrenzungskriterium zu ausländischer Ware geschaffen. Das wäre eine Win-win-Situation und die Geflügelwirtschaft in Österreich hätte wieder Zukunft“, so der GGÖ-Obmann vor dem Hintergrund der aktuell schwierigen Marktsituation.
Ruinöser Preiskampf auf Kosten der Konsumenten
Import-Skandale zeigen einmal mehr, dass die österreichischen Produktionsstandards auf höchstem Niveau liegen. Der Preis, den heimische Geflügelhalter für ihre Produkte bekommen, ist allerdings existenzgefährdend niedrig. „Der Konsument muss sich entscheiden, was im Lebensmittelregal liegen soll – österreichisches Geflügelfleisch oder Billigprodukte aus dem Ausland. Es liegt in der Verantwortung der Politik, entsprechende Rahmenbedingungen zu schaffen. Wir sehen die Darstellung der Probleme und das Aufzeigen von Lösungen in unserer Verantwortung, aber auch als Bringschuld gegenüber unseren Bauern und den Konsumenten“, bringen Wieser und Schliessnig die Probleme auf den Punkt.
Nach Angaben von Statistik Austria und AMA liegt der Selbstversorgungsgrad bei Puten in Österreich bei 49%. Etwa 140 Putenmäster stehen hinter der heimischen Produktion, die sich im Schnitt auf 6,1 kg pro Kopf beläuft.
(Red./APA)