Seit einigen Wochen stehen in Europa der Schweine- und der Fleischmarkt nicht mehr im Einklang. Während durch den EU-weiten Produktionsrückgang von 2% bis 3% Schweine anhaltend knapp sind, hapert es beim Fleischabsatz. Schnell werden geänderte Konsumgewohnheiten ins Treffen geführt, wirklich ausschlaggehend ist jedoch die fehlende Exportschiene nach Russland.
Bezüglich der Exporte nach Russland gibt es positive, aber auch negative Meldungen. Einerseits soll es eine Liste von Mitgliedstaaten geben, die in absehbarer Zeit wieder liefern dürfen. Andererseits wurden in Lettland neuerlich Fälle von Afrikanischer Schweinepest (ASP) bei Wildschweinen und nunmehr auch bei drei Hausschweinen aus Hinterhofhaltung gemeldet. Zudem hat Russland jetzt die Ausweitung des Importstopps auch auf Verarbeitungsrindfleisch bekannt gegeben. Dies wird mit aufgedeckten Versuchen von nicht legalen Schweinefleischimporten aus der EU in Verbindung gebracht. In der Folge haben marktbestimmende Schlachtunternehmen in Deutschland beim Schweinepreis ein Minus von 6 Cent gefordert, letztlich wurde die Notierung um 3 Cent gesenkt.
Deutsche Preistendenz führte auch in Österreich zu Minus
Auch in Österreich zeigte sich bis Mitte der abgelaufenen Woche ein völlig ausverkaufter Schweinemarkt. Ausgehend von der deutschen Entwicklung schlug dieses Stimmungsbild binnen Minuten um. Die heimischen Abnehmer, allen voran die fünf größten Schlachtbetriebe mit internationalen Geschäftsbeziehungen, forderten vehement den Gleichklang mit dem BRD-Markt. Von klein- und mittelbetrieblichen Abnehmern, die primär den Heimmarkt versorgen, ging diesmal kein Preisdruck aus. Vor diesem Hintergrund wurde hierzulande ein Minus von 2 Cent fixiert. Die Mastschweine-Notierung sinkt somit auf EUR 1,72 (Berechnungsbasis: EUR 1,62) je kg.
„Der Ferienbeginn in einigen großen Bundesländern Deutschlands führt immer zu einer vorübergehenden Flaute am Fleischmarkt. Demnach dürfte die aktuelle Preisschwäche eher als kurzfristige Verschnaufpause interpretiert werden“, fasst Johann Schlederer von der Österreichischen Schweinebörse die Marktaussichten zusammen. (Red./AIZ)