Text: PIA MOIK
Platzmangel ist ein Problem, das der Halleiner Metzger Lindlbauer wahrlich nicht hat. Trotz der zentralen Lage nahe dem Stadtkern und einem über 300 Jahre alten Haus leistet man sich neben den üblichen Räumlichkeiten für Schlachterei und Metzgerei auch eine eigene, kleine Werkstätte für den hauseigenen Fuhrpark. „Was wir können, machen wir selber”, meint Inhaber und Fleischereibetreiber Leopold Lindlbauer dazu.
Und dies gilt wohl nicht nur für die Fuhrpark-Reparaturen, sondern auch für die Produkte, die verkauft werden. Salami selbst zu machen hat man aufgegeben, ansonsten wird das Sortiment selbst produziert. Unter anderem dient dazu ein Naturselchverfahren – mittels eines externen Ofens wird Rauch über Rohre in die Reifekammer geleitet und sorgt als Kalt-rauch für den richtigen Geschmack. „Das ist natürlich für alle Produkte optimal. Auch Hochwertiges lässt sich so leicht erzeugen”, ergänzt ein Mitarbeiter des Hauses, der nicht namentlich erwähnt werden will. Allerdings kennt er Leopold schon von Jugend an und hat auch schon mit dessen mittlerweile verstorbenen Vater zusammengearbeitet.
Sukzessive Veränderungen
Heuer hat es eine Reihe von Änderungen gegeben im Hause Lindlbauer. In der ersten Jahreshälfte wurde der Verkaufsraum komplett erneuert. Die Kühltheke wurde durch eine neue, moderne ersetzt, die dunklen Fliesen aus den 70er-Jahren mussten zugunsten hellerer, freundlicher Modelle weichen. „Das Material war zwar noch top, aber eben schon sehr alt”, so Lindlbauer. Diese Erneuerung ist ein Teil von sukzessiven Veränderungen, die bei Lindlbauer schon seit einigen Jahren passieren. Hier wurde ein neuer Kutter angeschafft, dort eine andere wichtige Maschine ausgetauscht. Auch im nächsten Jahr wird sich wohl bei Lindlbauer einiges tun, denn man baut bereits an einer Convenience-Küche. „Ich bin mir sicher, dass es in 50 Jahren genauso noch Metzger geben wird. Allerdings in anderer, erweiterter Form”, ist der Fleischermeister überzeugt. Gerade das Conveniencegeschäft werde zunehmen, so Lindl-bauer. Kein Wunder also, dass man hier vorbauen möchte.
Vertrauen aufbauen
Allerdings braucht hier gut Ding Weile, denn die bauliche Infrastruktur wie Kanal oder Verfliesung für besagte Küche wurde schon geschaffen, was noch fehlt, ist die Einrichtung. „Bei uns geht immer etwas weiter. Aber es dauert halt seine Zeit”, so Lindlbauer. Schließlich braucht ein Betrieb Zeit zu wachsen. Auch wenn man rückblickend natürlich das eine oder andere vielleicht etwas anders gemacht hätte. Heute ist man zum Beispiel der Meinung, dass man sich dem Umbau des Verkaufsraums schon früher hätte widmen sollen. Denn nach dem Tod des Seniorchefs vor nunmehr drei Jahren brauchte die Halleiner Bevölkerung Zeit, um in die Betriebsamkeit und Leidenschaft des Juniorchefs Vertrauen zu fassen. Leopold, Baujahr 1970, hatte zwar schon 1995 die Fleischerei übernommen, trotzdem wähnten die Halleiner, dass er bereits am Absprung sei. Dieses Misstrauen dürfte jedoch weniger an Leopold gelegen haben als an den bisherigen Erfahrungen der Halleiner Bevölkerung. Gab es vor einigen Jahrzehnten noch zwölf Metzger in dieser Kleinstadt, sind es heute zwei. Allerdings hatten sie hier die Rechnung ohne
Leopold gemacht. Denn auch wenn die Fleischbranche heutzutage kein einfaches Geschäft ist, war von Zusperren keine Rede. Daher hätte man mit baulichen Investitionen, die von den Kunden auch wahrgenommen werden, schneller die restlichen Zweifel beseitigt.
Firmenseminar
Eine weitere Änderung bei Lindlbauer gab es im Sommer dieses Jahres, als man sich entschloss, der Gruppe der Bonusfleischer beizutreten. „Ich muss gestehen, ich habe die Bonusfleischer ja anfangs nicht ernst genommen”, meint Lindlbauer heute rückblickend. Aber das hat sich offensichtlich grundlegend geändert. Gerade das Rabattsystem mit der Bonuskarte konnte Lindlbauer beim besten Willen nicht nachvollziehen. „Die Beratung und das Engagement sind einfach gut, und die Kundenkarte funktioniert”, fasst Lindl-bauer seinen heutigen Standpunkt zusammen. „Ich sehe das ja auch bei meiner Frau – die hat jede Menge Kundenkarten überall. Und alle freuen sich über die Prozente, die sie damit bekommen”, so der Fleischer.
Bonussystem
Allerdings ist es gut und schön, wenn der Chef vom Nutzen einer Neuheit für sein Unternehmen überzeugt ist. Viele Unternehmungen sind jedoch zum Scheitern verurteilt, wenn die Angestellten es nicht verstehen oder gar blockieren. Denn wenn die Verkäufer der Kundschaft zum Beispiel die Kundenkarte nicht aktiv anbieten, nützt das beste Bonussystem rein gar nichts. Wie hat man also den Angestellten das System nähergebracht? „Karl Wegschaider hat zu Beginn in Form eines Firmenseminars unsere Mitarbeiter so gut geschult, dass die sofort mitgezogen sind”, so der Fleischer. „Und das rechne ich ihm hoch an”, ergänzt Lindlbauer. „Das ist einfach ein Profi”, schießt ein Mitarbeiter nach. „Mir taugt das, dass die Bonusfleischer so innovativ sind. Da wird immer wieder was Neues probiert”, spart auch Lindlbauer nicht mit Lorbeeren. Übrigens ist man auch selbst sehr innovativ: „Wir probieren ständig etwas Neues aus. Und wir essen auch selber gerne”, meint Lindlbauer und deutet auf seine üppige Figur.
Ärmel hochkrempeln
„Ich kann die Fleischer, die resignieren sowieso nicht verstehen”, meint ein Mitarbeiter Lindlbauers: „Da muss ich meine Ärmel hochkrempeln und anpacken”, ist er überzeugt. Seit dem Beitritt zur Bonusgruppe ist der Umsatz spürbar in die Höhe geklettert. Zahlen will man zwar keine nennen, aber es hätte sich laut Lindlbauer ausgezahlt. Und damit wohl auch für die rund 300 Kunden, die täglich – wenn auch in unterschiedlicher Verkaufsintensität – das Geschäft frequentieren. Ein bis drei Rinder und acht bis zehn Schweine werden hier in der Woche geschlachtet und auch verarbeitet. Dazu kommt noch ein Kalb sowie Hausschlachtungen für Bauern aus der Umgebung.