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Antibiotikaresistente Keime auf Fleisch

Greenpeace hat im Juni 2017 12 Proben konventionelles (also nicht-biologisch produziertes), in Österreich erzeugtes Frischfleisch aus dem Lebensmitteleinzelhandel bei der Österreichischen Agentur für Ernährungssicherheit (AGES) auf resistente Keime untersuchen lassen.

Ergebnisse des aktuellen Greenpeace-Tests:

Getestet wurden sechs Proben Schweinefleischstücke wie Karreesteaks und Schweinskoteletts sowie sechs Proben Faschiertes – fünf davon gemischtes Rind- und Schweinefleisch. Aufgrund des Probenumfangs befand sich kein Bio-Schweinefleisch unter den Proben, dessen Marktanteil in Österreich weniger als 2 Prozent ausmacht. Untersucht wurde auf Extended Spectrum Beta-Laktamase (ESBL) Escherichia coli und Methicillinresistente Staphylococcus aureus (MRSA). Auf drei der zwölf untersuchten Proben wurden Bakterien mit Antibiotika-Resistenzen gefunden. Alle drei belasteten Proben waren mit ESBL besiedelt. Auf einer der Proben wurde neben ESBL auch MRSA-Keime nachgewiesen.

MRSA sind multiresistente Keime (Staphylokokken), die gegen Antibiotika wie Penicilline und Cephalosporine unempfindlich sind. Sie können die Haut und Schleimhaut von Mensch und Tier besiedeln. Eine Infektion mit MRSA kann je nach Situation sehr unterschiedlich verlaufen. Bei manchen Betroffenen kommt es zu gar keinen Problemen. Sie wissen daher in der Regel auch nicht, dass sie den Keim in sich tragen. Ist ein Mensch, der mit MRSA in Kontakt kommt, jedoch gerade geschwächt (z.B. aufgrund einer Krankheit oder auch Operation) oder gelangt der Keim zum Beispiel in eine Wunde, dann kann MRSA zu verschiedensten Infektionen führen, darunter: Eitergeschwüre, Wundinfektionen, Knochenentzündungen und Lungenentzündungen. Diese Infektionen sind dann aufgrund der Resistenz von MRSA gegen verschiedene Antibiotika sehr schwer zu behandeln und führen im schlimmsten Fall zum Tod.

Bei ESBL handelt es sich nicht um eine eigene Bakterienart, sondern um eine Fähigkeit von Bakterien, Enzyme auszubilden, die bestimmte Antibiotika unwirksam machen. Bakterien mit dieser Eigenschaft können die Wirksamkeit von z.B. Penicillinen herabsetzen bzw. ausschalten. Dadurch werden Infektionen mit ESBL-Keimen schlecht behandelbar, können einen schweren Verlauf nehmen und stellen mittlerweile ein gravierendes Gesundheitsproblem dar. Es sind bereits mehr als 150 verschiedene Bakterienarten mit dieser Eigenschaft bekannt. Bei dem ESBL-Keim in einer der Proben handelt es sich um E. Coli, ein Darmbakterium, das zu Magendarmerkrankungen und Harnwegsentzündungen führen kann. Handelt es sich um ESBL-E. Coli, wie es in einer der Proben gefunden wurde, dann sind diese Krankheiten deutlich schwerer zu behandeln. Eine große Gefahr stellen diese Bakterien außerdem dar, wenn sie in andere Bereiche des Körpers gelangen, z.B. in Wunden oder in die Atemwege. Kommt es daraufhin zu einer Blutvergiftung oder Lungenentzündung, dann kann dies tödlich enden.

Eine zentrale Ursache für die Antibiotika-Krise ist landwirtschaftliche Intensivtierhaltung. Durch den enormen Antibiotika-Einsatz wird die Bildung von resistenten Keimen immer weiter vorangetrieben. In Österreich werden derzeit jährlich ungefähr 50 Tonnen Antibiotika für die landwirtschaftliche Tierhaltung vertrieben. Den mit Abstand größten Teil verbraucht dabei die Schweine-Branche: 75 Prozent der in der Tierhaltung eingesetzten Antibiotika gehen an Schweine, berichtet Greenpeace.

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