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Landwirtschaft & Umwelt

Tiroler Lebensmittelgewerbe: Studie betont regionale Wirtschaftsbedeutung

Eine neue Studie der Gesellschaft für Angewandte Wirtschaftsforschung (GAW) im Auftrag der Tiroler WK-Innung der Lebensmittelgewerbe hebt die entscheidende Rolle der Tiroler Lebensmittelgewerbe in der regionalen Wirtschaft hervor. Die 542 Mitgliedsbetriebe tragen jährlich 512,9 Millionen Euro zur Tiroler Wertschöpfung bei. Trotz eines leichten Mitgliederanstiegs verzeichnet die Branche einen Umsatzverlust von knapp 13 Prozent in den letzten zehn Jahren.

Eine aktuelle Studie der Gesellschaft für Angewandte Wirtschaftsforschung (GAW) im Auftrag der Tiroler WK-Innung der Lebensmittelgewerbe unterstreicht die regionalwirtschaftliche Bedeutung der Tiroler Lebensmittelgewerbe. Die 542 WK-Mitgliedsbetriebe tragen jährlich 512,9 Millionen Euro zur Tiroler Wertschöpfung bei.

Besorgniserregend ist der reale Umsatzverlust um knapp 13 Prozent in den letzten zehn Jahren. Deshalb fordert die Interessensvertretung die sofortige Umsetzung des Energiekostenzuschusses 2, eine Neuausrichtung der Nahversorgerprämie sowie eine verstärkte regionale Beschaffung von Produkten in öffentlichen Einrichtungen.

In den vergangenen zehn Jahren verzeichneten die Tiroler Lebensmittelgewerbe einen leichten Mitgliederanstieg von 15,6 Prozent (469 auf 542). Die aktuelle Wertschöpfungsanalyse zeigt die Wichtigkeit der Bäcker:innen, Metzger:innen, Konditor:innen und Nahrungs- und Genussmittelbetriebe im Land. Aufgrund ihrer wirtschaftlichen Aktivitäten profitieren nicht nur sie selbst, sondern die gesamte Tiroler Wirtschaft mit ihren Beschäftigten.

Wichtiger Beitrag zur Tiroler Wertschöpfung

512,9 Millionen Euro tragen die Tiroler Lebensmittelgewerbe zur Tiroler Wertschöpfung und 657,1 Millionen Euro zum Tiroler Bruttoregionalprodukt bei. Damit einher gehen ein Beschäftigungseffekt in Höhe von 6.319 Personen (Vollzeitäquivalenten) sowie ein Einkommenseffekt von 272,4 Millionen Euro jährlich. „Die Zahlen untermauern unseren wichtigen Stellenwert in Tirol.

Die Ergebnisse unserer Leistungen spürt das ganze Land“, erklärt WK-Innungsmeister Georg Schuler. Diese breiten Auswirkungen ergeben sich aus der direkten Nachfrage nach Produkten der Lebensmittelgewerbe und aus den Leistungen der Zulieferer:innen und Vorleistungserbringer:innen. Zudem berücksichtigte die Studie all die Einkommen, die direkt und indirekt entstehen und zum großen Teil wieder für Konsum ausgegeben werden.

Mehr Mitarbeiter:innen in Metzgereien, weniger in Konditoreien

Die Zahl der Beschäftigten in den vier Berufsgruppen stieg von 2012 bis 2022 um 8,5 Prozent auf 4.007. Die größten Zuwächse verzeichnen die Metzger:innen mit einem Plus von 29,5 Prozent und die Nahrungs- und Genussmittelbetriebe mit 22,9 Prozent. Bei den Konditor:innen gab es in den letzten zehn Jahren um 31 Prozent und bei den Bäcker:innen um 1,2 Prozent weniger Mitarbeiter:innen.

„Der Rückgang bei den Konditor:innen ist dabei im Wesentlichen auf den Zeitraum 2018 bis 2020 zurückzuführen. Inwieweit dieser Rückgang der Pandemie geschuldet ist, wird sich erst in den nächsten Jahren zeigen“, informiert Stefan Jenewein von der GAW.

410 Millionen Euro Steuern und Abgaben jährlich

Neben Unternehmen und privaten Haushalten profitieren auch die öffentlichen Haushalte von den Aktivitäten der Unternehmen der Tiroler Lebensmittelgewerbe. Das Aufkommen aus Steuern, Abgaben und Sozialversicherungsbeiträgen beläuft sich auf 409,8 Millionen Euro pro Jahr und besteht zu einem überwiegenden Teil aus Lohn-, Einkommen- und Körperschaftsteuer, Sozialversicherungsbeiträgen (inkl. Lohnnebenkosten) sowie der Umsatzsteuer.

Umsatzverlust gefährdet Arbeitsplätze und Wirtschaftsleistung

Die Umsätze der gewerblichen Lebensmittelproduzent:innen sind von 2010 bis 2020 nominell zwar leicht gestiegen auf 589,2 Millionen Euro, aber nicht real. Inflationsbereinigt blicken die traditionellen Handwerksbetriebe in diesem Zeitraum jedoch auf einen Umsatzverlust von 12,9 Prozent. Das lässt die Alarmglocken läuten.

„Die Teuerung erfasst unsere Betriebe wie eine Lawine. Wir können die gestiegenen Rohstoff- und Energiepreise nicht 1:1 an unsere Kund:innen weitergeben“, erklärt Georg Schuler und ergänzt: „Entwickelt sich der Umsatz so weiter, dann werden die negativen Auswirkungen alle Tirolerinnen und Tiroler spüren.“ So belegt die Studie, dass in diesem Fall die Wirtschaftsleistung in Tirol um 72,5 Millionen Euro zurückgeht und 588 Vollzeitarbeitsplätze im Land verloren gehen. „Somit würden in Tirol jährlich 26,6 Millionen Euro an Einkommen verloren gehen“, so Stefan Jenewein.

Umfrage zeigt große Unsicherheit bei den Unternehmen

Im Rahmen der Studie wurde auch die Stimmung unter den Mitgliedsbetrieben mittels Fragebogen und Interviews abgefragt. Mit einem ernüchternden Ergebnis. Mehr als die Hälfte der Mitglieder (55,6 %) ist vom Fachkräftemangel in einem sehr starken bzw. existenzbedrohenden Ausmaß betroffen, bei den Metzger:innen sind es sogar 84,2 Prozent. Weiter sind 70,2 Prozent der Unternehmen von den hohen Energiekosten sowie 68,4 Prozent von der allgemeinen Teuerung in einem sehr starken bzw. existenzbedrohenden Ausmaß betroffen.

Energiebonus und Nahversorgerprämie neu für Lebensmittelgewerbe

Deshalb fordert die Wirtschaftskammer Tirol umgehende Reformen seitens der Bundes- und Landespolitik. „Der Energiekostenzuschuss 2 muss dringend umgesetzt werden. Seit November 2022 gibt es nur Ankündigungen und keine Planungssicherheit. Und bleiben die Energiepreise auf dem hohen Level, braucht es noch einen zusätzlichen Bonus für unsere Mitglieder“, fordert WK-Innungsmeister-Stellvertreter Gerd Jonak. Im Sinne der Gleichbehandlung sollte der neue TIWAG Landwirtschaftsbonus zu einem Wirtschaftsbonus erweitert werden, der auch gewerblichen Betrieben zur Verfügung steht.

„Weiters muss die Nahversorgerprämie den realen Gegebenheiten angepasst werden“, erklärt Jonak. Aktuell gibt es nur eine Förderung, wenn in der Standortgemeinde die Nahversorgung gefährdet ist. „Die Prämie muss für alle Mitglieder der Tiroler Lebensmittelgewerbe gelten, unabhängig von der örtlichen Nahversorgerstruktur. Ist die Versorgung im Ort bereits gefährdet, dann ist es zu spät“, appelliert der WK-Innungsmeister-Stellvertreter in Richtung Landespolitik.

Regionale Produkte in öffentlichen Einrichtungen stärken

Einer langjährigen Forderung verleihen die Tiroler Lebensmittelgewerbe nun Nachdruck: Alle öffentlichen Einrichtungen sollten motiviert und befähigt werden, Produkte der heimischen Metzgereien, Bäckereien, Konditoreien und Nahrungs- und Genussmittelbetriebe zu beziehen. „Dieser Schritt wäre eine Win-Win-Situation. Die Menschen in den öffentlichen Einrichtungen bekommen Produkte bester regionaler Qualität und die heimischen Betriebe steigern ihren Absatz. Das muss machbar sein“, hofft WK-Innungsmeister Georg Schuler.

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