
Rettung für das Fleischerhandwerk: Neuer Schlachthof in Vorarlberg
In ganz Österreich sinkt die Anzahl aktiver Schlachthöfe stetig, während in Vorarlberg ein innovatives Projekt für frischen Wind sorgt. Mehrere bäuerliche Organisationen bündeln ihre Kräfte, um in eine neue gemeinsame Schlachtanlage zu investieren. Ein entscheidender Schritt für die lokale Landwirtschaft. Gerhard Fruhauf, Tierarzt und Rinderbauer, hat den langen Weg zur Lösung der Problematik des Schlachthofmangels in Vorarlberg aktiv miterlebt. Im Sommer des vergangenen Jahres konnte er berichten, dass die Erdanziehungskraft des letzten öffentlichen Schlachthofs in Dornbirn aufgrund von wirtschaftlichen Schwierigkeiten nicht mehr standhielt und schließen musste. „Es ist ein mehrjähriges Martyrium“, so Fruhauf, der über die Herausforderungen spricht, die aus der Schließung entstanden sind. Um die AMA-Gütesiegel-Standards zu erfüllen, wurden Rinder bis ins benachbarte Süddeutschland transportiert, was ökologisch und wirtschaftlich fragwürdig ist.” Diese Situation führte zu Protesten des Vereins gegen Tierfabriken, der in Vorarlberg eine starke Stimme hat.
Vor allem Direktvermarkter wie Reinhold Kräutler, Obmann der Vorarlberger Fleischrinderzuchtvereinigung, leiden enorm unter der Situation. „Wenn der Schlachthof ganz zu gewesen wäre, wäre das das Aus für meinen Betrieb gewesen“, schildert der Angus-Mutterkuhhalter aus Koblach seine Sorge. Man improvisierte, um weiterhin schlachten zu können, doch die Gefahr war groß, dass kleine Betriebe und wertvolle Rassen im Ländle verloren gehen würden. Glücklicherweise zeichnet sich nun eine Lösung ab.
Planung und Umsetzung des neuen Schlachthofs
Am Standort Rankweil soll bis Anfang 2026 ein neuer, moderner Schlachthof errichtet werden. Die Zämma Schlacht- und Zerlege GmbH wird hinter diesem Vorhaben stehen und umfasst eine Kooperation mehrerer bäuerlicher Institutionen. „Diese Organisationen verfügen über die Tiere bis hin zum Maschinenring und einem Unternehmen für die Entsorgung von Schlachtabfällen“, erklärt Josef Moosbrugger, Präsident der Landwirtschaftskammer. Der Bau soll auf dem Gelände der Familie Gstach erfolgen, wo bereits standby kleinere Schlachtungen durchgeführt wurden.
Die Herausforderung liegt darin, den Betrieb während der Bauarbeiten aufrechtzuerhalten. „Wenn alle anderen schließen, bauen wir einen Schlachthof. Viele stellen uns die Frage, wie das möglich sein soll?“, reflektiert Moosbrugger. Trotz dieser Zweifel ist er überzeugt, dass dieses Projekt eine vielversprechendere Zukunft hat als der Gemeinschaftsschlachthof in Außervillgraten in Osttirol, der nur ein Jahr nach seiner Eröffnung Insolvenz anmeldete.
Die Kosten für die neue Anlage belaufen sich auf 4,8 Millionen Euro, wovon 65 Prozent vom Land Vorarlberg gefördert werden. „Es war klar, dass wir nicht selbst einen Schlachtbetrieb gründen oder betreiben können“, sagt Agrarlandesrat Christian Gantner und weist auf die Wettbewerbsrichtlinien der EU hin. Der zeitliche Rahmen bis zur Realisierung erklärt sich aus der Notwendigkeit, eine Gruppe von Interessenten zu bilden, die gemeinsam an dem Projekt arbeitet.
Mit der neuen Schlachteinrichtung können jährlich bis zu 5.000 Rinder, 1.500 Schweine und 2.500 Schafe verarbeitet werden. Fruhauf hebt hervor, dass insbesondere die Vermarktung von Kälbern als Nebenprodukt der Milchwirtschaft dringlich gefördert werden muss. Aktuell leidet dieser Bereich unter dem ruinösen Preisniveau von Mitbewerbern aus Holland. „Das Land zahlt zumindest pro Kalb einen Hunderter dazu“, erklärt Fruhauf, in der Hoffnung, dass der neue Schlachthof dazu beitragen kann, einen stabilen Markt zu schaffen.
Armin Schwendinger, Obmann des Maschinenringes, stellt die Wichtigkeit der bäuerlichen Organisationen in den Vordergrund. „80 Prozent der Vorarlberger Bauern sind Mitglied. Die Abnehmer, die das Fleisch brauchen, haben sich jedoch nicht dazu durchringen können, selbst die notwendigen Einrichtungen zu bauen. Es war unsere Verpflichtung, als bäuerliche Organisation an diesem Projekt teilzuhaben.“ Damit soll nicht nur der Vorarlberger Landwirtschaft geholfen werden, sondern auch die regionale Wertschöpfung sichern.
Tierart | Jährliche Schlachtkapazität |
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Rinder | 5.000 |
Schweine | 1.500 |
Schafe | 2.500 |
Zusammenfassend zeigt sich, dass eine neue Ära für das Vorarlberger Fleischerhandwerk anbricht. Die Investitionen in die Schlachtinfrastruktur sind ein Zeichen für die Stärke der bäuerlichen Gemeinschaft und ihres Engagements für qualitativ hochwertige und regionale Produkte.