Thermobil
Thermobil

Globale Fleischmärkte im Wandel: Was der neue FAO-Report für die Branche bedeutet

FAO-Bericht 2025–2034: Fleischproduktion und Konsum steigen weltweit, doch Klimadruck und Tierseuchen fordern neue Strategien von der Branche.

FAO-Bericht 2025–2034: Fleischproduktion und Konsum steigen weltweit, doch Klimadruck und Tierseuchen fordern neue Strategien von der Branche.
Innerhalb der Fleischbranche ist und bleibt Geflügel das am stärksten wachsende Segment. Niedrige Produktionskosten, gute Futterverwertung und breite Akzeptanz machen es weltweit zum bevorzugten Protein. © Unsplash / Cristian Guillen

Globale Fleischmärkte im Wandel: Was der neue FAO-Report für die Branche bedeutet

Weltweiter Fleischkonsum wächst – aber nicht überall

Der neue FAO/OECD Agricultural Outlook prognostiziert einen Anstieg des weltweiten Fleischkonsums um 14 % bis 2034. Doch dieser Zuwachs ist regional sehr unterschiedlich verteilt: Während in einkommensstarken Ländern wie Österreich oder Deutschland der Konsum tendenziell stagniert oder sogar leicht zurückgeht, wird in einkommensschwachen und aufstrebenden Volkswirtschaften ein starker Anstieg erwartet – insbesondere bei Geflügel- und Schweinefleisch.

Urbanisierung, Bevölkerungswachstum und steigende Kaufkraft treiben diesen Trend. Vor allem in Südostasien, Lateinamerika und Subsahara-Afrika wird mehr Fleisch konsumiert, wodurch sich die globalen Ernährungsgewohnheiten verschieben. Für die exportorientierte Fleischwirtschaft in Europa bietet das sowohl Chancen als auch neue Anforderungen an Qualität, Rückverfolgbarkeit und Tiergesundheit.

Bettcher Trimming
Bettcher Trimming

Klimaziele in Gefahr: Emissionen steigen trotz Effizienzgewinnen

Ein zentrales Thema des Berichts ist die wachsende Kluft zwischen Klimazielen und realer Entwicklung. Trotz technischer Fortschritte bei Fütterung, Haltung und Stallklima werden die direkten Emissionen aus der landwirtschaftlichen Produktion weltweit um rund 6 % steigen – getrieben vor allem durch die zunehmende Tierhaltung in Ländern mit geringem Zugang zu moderner Technik. Besonders Wiederkäuer wie Rinder bleiben emissionsintensiv.

Für europäische Betriebe heißt das: Wer sich im internationalen Wettbewerb behaupten will, muss mehr denn je auf nachhaltige und transparente Produktionsweisen setzen. Gleichzeitig drängt die Zeit, um politische Rahmenbedingungen und Fördermechanismen für klimagerechte Tierhaltung weiterzuentwickeln.

Preisdruck und Strukturwandel: Kleine Betriebe im Fokus

Der Report erwartet sinkende reale Fleischpreise in allen Segmenten – Rind, Schwein und Geflügel. Gründe dafür sind gestiegene Produktivität, technologische Innovationen und ein stabiler globaler Handel. Für viele kleinere und mittlere Betriebe bedeutet das: Die Anforderungen an Wirtschaftlichkeit und Effizienz steigen weiter.

Wer sich nicht durch Spezialisierung, Regionalität oder neue Vertriebswege differenziert, gerät schnell unter Druck. Gleichzeitig bietet der Wandel Chancen für neue Geschäftsmodelle – etwa im Bereich Direktvermarktung, Bio oder nachhaltige Verarbeitung.

Seuchenmanagement wird zur strategischen Aufgabe

Ein weiterer Risikofaktor bleibt die Tiergesundheit: Die Afrikanische Schweinepest (ASP) hat in den vergangenen Jahren weltweit Märkte verschoben und Strukturen verändert. Auch die Vogelgrippe (HPAI) führt immer wieder zu Exportstopps und Produktionsausfällen.

Für Schlacht- und Verarbeitungsbetriebe wird ein professionelles Seuchenmanagement zur Pflicht – von Biosicherheitskonzepten über Monitoring bis hin zur transparenten Kommunikation mit Handel und Konsumenten.

Geflügel bleibt Wachstumstreiber

Innerhalb der Fleischbranche ist und bleibt Geflügel das am stärksten wachsende Segment. Niedrige Produktionskosten, gute Futterverwertung und breite Akzeptanz machen es weltweit zum bevorzugten Protein. Laut FAO wird Geflügel auch in Zukunft den größten Anteil am globalen Fleischkonsum ausmachen – sowohl in Schwellenländern als auch im europäischen Außer-Haus-Markt.

Handel bleibt zentral – trotz geopolitischer Risiken

Trotz zunehmender Unsicherheiten im Welthandel – von geopolitischen Spannungen bis zu Exportrestriktionen – bleibt der internationale Austausch von Fleisch und Fleischerzeugnissen hoch. Rund 22 % der weltweit konsumierten Kalorien werden grenzüberschreitend gehandelt. Die Wettbewerbsfähigkeit europäischer Betriebe hängt daher nicht nur von innerbetrieblichen Faktoren ab, sondern auch von verlässlichen Handelsbeziehungen und EU-Standards.

Dekade der Entscheidungen für die Fleischbranche

Der FAO/OECD Agricultural Outlook zeigt klar: Die nächsten zehn Jahre entscheiden darüber, wie sich die globale Fleischbranche aufstellt. Der Spagat zwischen wachsendem Konsum, Klimaschutz und Tierwohl ist herausfordernd – bietet aber auch Chancen für Betriebe, die frühzeitig in nachhaltige Prozesse, Technologie und neue Geschäftsmodelle investieren. Der Report liefert dafür wertvolle Orientierung.

 

OECD‑FAO Agricultural Outlook 2025‑2034