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MEZGA zeigt im Wirtshaus, was es online an Fleisch zu kaufen gibt

Mezga verbindet Online-Fleischshop und traditionelles Wirtshaus: Premiumfleisch aus dem Pinzgau, schnelle Lieferung, regionale Küche und innovative Vermarktung.

Mezga verbindet Online-Fleischshop und traditionelles Wirtshaus: Premiumfleisch aus dem Pinzgau, schnelle Lieferung, regionale Küche und innovative Vermarktung.
Traditionelles Symbol, moderner Shop: die drei Mezga-Macher Klaus Pinter, Fleischer Friedrich Rumpold und Hannes Hönegger (v. l.). © Roland Graf

MEZGA zeigt im Wirtshaus, was es online an Fleisch zu kaufen gibt

Eine Marke mit regionalem Anspruch

Wir wollen eine Marke werden – gewohnt klar ist die Ansage des Kalbfleischproduzenten Hannes Hönegger. Der Salzburger hat allerdings ein bewegtes Jahr hinter sich. Zwar sind die Auftragsbücher nach wie vor voll, nicht zuletzt mit Bio-Kalbsbratwürsteln für Münchner Restaurants wie Käfer oder Garbo. Doch zwischendurch drohte dem Lieferanten von Lokalen wie dem Hangar 7, Tim Mälzers Bullerei oder VIP-Stadion-Gastronomie (z. B.: HSV Hamburg, RB Leipzig) nämlich schlicht der Nachwuchs abzugehen. Die Insolvenz des Tiroler Zerlegebetriebes Hopfgartner, in dem Hönegger eingemietet war, bremste den Salzburger allerdings nur kurz. Denn heute kommt das Premiumkalbfleisch aus einem Bio-Pionierbetrieb in seiner Heimat: Friedrich Rumpold in Stuhlfelden stellt seine Zerlegungslust zur Verfügung.

Für den renommierten Pinzgauer Fleischer mit zwei Standorten wird damit eine eigene Bio-Fleisch-Produktion besser ausgelastet. „In der Zwischenzeit haben wir das teilweise sogar als konventionell vermarktet“, sagt Rumpold überzeugt, dass bei allen Lippenbekenntnissen der Einkäufer der Preis dann doch mehr zählt als eine naturnahe Erzeugung.

Bettcher Trimming
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Versand binnen 24 Stunden: Mezga setzt auf schnelle Logistik

Für eine Revolution in der heimischen Fleischvermarktung sorgt aber der dritte Mann, der mit Rumpold und Hönegger („ich nur dann das Bindeglied“) in Stuhlfelden am Tisch sitzt. Klaus Pinter ist Gründer von Mezga, einem neuen Online-Shop für Fleischwaren. Mittels ausgeklügelter Logistik vom Partner Go Express stellt Mezga die 120 Artikel aus Rumpolds Erzeugung in ganz Deutschland und Österreich binnen 24 Stunden zu. „Es geht um Optimierung und Effizienz“, so der ehemalige Finanzvorstand, denn „ich komme von den Zahlen her, und daher muss das auch als Geschäftsfeld funktionieren.“ Konkret wird im ersten Geschäftsjahr mit einem Umsatz von etwa einer Million Euro angepeilt.

Im Fokus hat man bei Mezga eine urbane Zielgruppe um die 50 Jahre, „für die Premiumfleisch nicht so leicht verfügbar ist wie im alpinen Raum“. Dank der digitalen Werbung will man genau diese zahlungskräftigen Kunden für den im November startenden Shop gewinnen. Ihnen bietet die Pinzgauer Fertigung eine komplette Palette an, von pikanten Knödeln („einem klassischen Rumpold-Produkt“, so der Fleischer) über Leberkäse- und Fertiggerichte bis zu grillfertigen Spießen und Steaks reicht.

Urbane Grillfreunde im Fokus

Als Rückhändler der Grillmarke Napoleon setzt Rumpold selbst stark auf die BBQ-Community. „Fünfmal sieht er ihn beim Jausen-Holen, beim sechsten Mal kauft er ihn“, berichtet der Herr über zwei Betriebe in Thunfeld und Neukirchen am Großvenediger mit 34 Angestellten. „Der Umsatz in den Geschäften ist brutal gut, das macht sicher 35 Prozent aus“, sagt der Salzburger, der auch in die Küche investiert hat. 100 bis 120 Essen täglich werden serviert, für die man zwischen Zell am See und Mittersill bekannt ist. Das Küchen-Wissen hat sich herumgesprochen, sagt Rumpold schmunzelnd: „Oft kommen ältere Damen, die fragen, wie sie ein Stück zubereiten sollen. Dabei ist das wie eine Prüfung, ob ich es auch weiß.“

Der Schwarze Adler: Ein Gasthaus als Markenbühne

Doch auch bei Mezga wird es sehr um die Zubereitung gehen. Denn Klaus Pinters Schauraum stellt nichts weniger als ein komplettes Wirtshaus dar: „Der Schwarze Adler ist älter als die Entdeckung Amerikas“, sagt der Investor, den das Gasthaus in Jochberg fasziniert hat. Mit zwölf Mitarbeitern eröffnete er es als Nationalheiligtum neu.

Der wichtigste Mann in Tirol ist dabei ein Kärntner: Mario Naschenweng hat rund um den Mittagstisch See gekocht und verantwortet nun die Küche im Adler. „Was man im Wirtshaus gut gefunden hat, kann man sich für zu Hause bestellen“, schildert Pinter, wie das in der Praxis aussehen soll. „Mir taugen die österreichischen Klassiker, wenn sie ohne Geschmacksverstärker gekocht werden“, sagt Naschenweng, der als Erstes Rindsrouladen, Beuscheln im Glas oder ein Kalbsbackerl für Mezga gekocht hat. Aber auch die würzigen Spieße für den japanischen Tischgrill in Jochberg hat er mitkonzipiert.

Das Wirtshaus als Werbeträger für den Webshop

Es sind die gleichen Gerichte, die im Schwarzen Adler mittags und abends serviert werden, die man auch im Webshop erhält. Der einzige Unterschied: „Wenn im Wirtshaus von drei Tagesgerichten eines aus ist, dann ist es auch aus.“ Die ungewöhnliche Synergie aus Online-Fleischerei und Wirtshaus hat zwei Zahlenmenschen überzeugt.

„Wir können unsere Online-Kunden hierher einladen, umgekehrt erhalten Gäste aus dem Schwarzen Adler Angebote zu Produkten, die von Ort geschmeckt haben“, erklärt Pinter, der die digitalen Möglichkeiten rund um das alte Wirtshaus vor Augen hat. Egal, ob man die Käufer aus dem Mezga-Kundenklub in die Region Kitzbühel einlädt oder der Schwarze Adler Teil von Genussausflügen wird.

Umgekehrt ermöglicht das Mezga-Heim in Jochberg aber auch eine ganz andere Kommunikation rund um das Fleisch: „In Wahrheit gehen dir irgendwann die Bilder und Geschichten aus“, lautet die Analyse des in Innsbruck wohnenden Gründers. „Ein Steak dreimal zu wenden und zu fotografieren“ sei zu wenig, um Begierden zu wecken.

„Beef Tea“ und saisonale Würstel-Boxen

Die Küche im Vollbetrieb und ein Tüftler wie Mario Naschenweng liefern eine deutlich andere Sicht auf Lebensmittel. Etwa serviert er den „Beef Tea“, der als Trinksuppe angeboten wird. So bekommt die Consommé den Look eines Cocktails statt den einer braunen Flüssigkeit in der Schüssel. Die Vielfalt aus Stuhlfelden wird aber auch im Shop immer wieder aktualisiert. Saisonale Ideen wie Osterangebote oder eine Oktoberfest-Box gibt es bereits. Mit der Ottakringer Brauerei hatten schon eine Wiener-Würstel-Box entwickelt, aber auch Buns zum Geburtstag werde es geben, versprechen Hönegger und Pinter.

Sie bündeln die Produkte, für die eigene Verpackungen (Steaks etwa in Skin-Folie) vorgesehen wurden. Vorbild dabei ist der Erfolg von Tim Mälzers „BÄM Box“, die während der Pandemie entwickelt wurde. „Sie waren schnell ausverkauft“, sagt man beim Webshop mit dem Wirtshaus, auf einen ähnlichen Erfolg mit Mezga hoffend.

Autor: Roland Graf