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Klonschaf Dollys Erbe

Aktuellen Berichten zufolge soll Fleisch von geklonten Tieren bereits in den USA in den Handel gelangt sein

Mittlerweile ist es in vielen Ländern, darunter vor allem in den USA, bereits erlaubt zu klonen. In der Dokumentation „Klonschnitzel und Quallenschwein“, die der ORF vergangene Woche ausgestrahlt hat, zeigt ein stolzer amerikanischer Rinderzüchter den Zusehern seine Herde.

Viele dieser Tiere sehen nicht nur identisch aus, sie sind es auch. Sie sind Klone einer Kuh, die wirtschaftlich besonders wertvoll für ihren Besitzer war. Und nun geht die Forschung noch einen Schritt weiter: Vor kurzem wurde in Großbritannien der erste Burger mit geklontem Fleisch vor laufenden Kameras verspeist ­(siehe Bericht oben). Dafür musste kein Tier sterben, das Fleisch wurde aus der Muskelzelle eines Rindes im Labor hergestellt.

Prognosen zufolge steigt der Bedarf an Fleisch weltweit stetig an. Deshalb könnte die Technologie, die uns den Burger beschert hat, künftig auch für Massenproduktion eingesetzt werden.


Quallenschwein

In den USA glaubt man, diesen Trend erkannt zu haben und setzt in vielen Bereichen auf die Klontechnologie. So werden etwa Stiersamen zur künstlichen Befruchtung von „normalen“ Stieren und von geklonten Tieren verkauft, wobei der geklonte Samen in manchen Fällen um zwei Drittel billiger ist. Testhalber hat man sogar einem Schwein Quallen-DNA im Embryostadium gespritzt. Das Ergebnis: Seine Schnauze leuchtet im Dunkeln.

Dem ORF-Bericht zufolge kommt in den USA bereits Fleisch von Klontieren in die Nahrungsmittelkette. Der Verdacht liegt nahe, dass somit auch in die EU – zum Beispiel über Drittländer wie Argentinien – dieses Fleisch in EU-Staaten importiert wurde.

Anders sieht das allerdings die AGES. Auf Anfrage der Fleischerzeitung verwies die Agentur lediglich auf eine ihrer Webseite.

Und dort wird die Frage, ob es bereits Lebensmittel aus Klonfleisch gäbe, kategorisch verneint: „Klonen ist derzeit in Europa keine kommerzielle Praxis. Es liegen auch keine Informationen vor, dass sich Produkte von geklonten Tieren irgendwo auf der Welt am Markt befinden.“


Klontiere in der EU?

In der EU herrscht Uneinigkeit. Noch ist es nicht so weit, dass Klonen zugelassen wird, aber es könnte schon bald der Fall sein. In einem Bericht des Gesundheitsausschusses des österreichischen Parlaments vom April dieses Jahres ist vermerkt, dass davon auszugehen ist, „dass bereits genetisches Material von Klontieren (wie Samen und Embryos) in die europäische Tierzu?chtung und Tierhaltung gelangt ist“. DI Adi Marksteiner von der Landwirtschaftskammer Österreich ist der Meinung, dass hierzulande diese Technologie nicht notwendig sei. „Bei uns wird auf die konventionelle Zucht gesetzt. Das ist völlig ausreichend für den heimischen Bedarf.“

Wie kann der Endkonsument sicherstellen, dass er Fleisch von nichtgeklonten Tieren auf dem Teller hat? Indem er Fleisch aus der Region kauft, bei dem nachweisbar ist, woher es kommt. Es gibt allerdings keine Kennzeichnungspflicht für Klonfleisch. Somit weiß nicht einmal der heimische Großeinkäufer über den Ursprung Bescheid, sofern er die Ware aus Übersee bezieht.

„Das Fleisch geklonter Tiere ist aber unbedenklich und nicht gesundheitsgefährdend für den Konsumenten“, so Marksteiner. Um sicherzugehen, dass kein Fleisch geklonter Tiere in die EU und nach Österreich gelangt, müsste man laut Marksteiner „die Einfuhren aus Amerika und anderen Ländern verbieten“.

von Georg Bock

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