Andrea Wagner, Landwirtschaftskammer NÖ-Vizepräsidentin und Vorsitzende des Ausschusses für biologischen Landbau der Landwirtschaftskammer Österreich und Simone Schmiedtbauer, EU-Abgeordnete und Berichterstatterin für den Initiativbericht zum EU-Bio-Aktionsplan haben vergangenen Freitag, 26. November 2021, Stakeholder im Bereich der Bio-Landwirtschaft zum Online-Fachdialog zum EU-Bio-Aktionsplan eingeladen.
Ziel war der Austausch über die Zukunft des Bio-Landbaus sowie konstruktive bis kritische Positionierungen zum vorliegenden EU-Bio-Aktionsplan.
Wolfgang Burtscher, Generaldirektor für Landwirtschaft und Ländliche Entwicklung in der EU-Kommission ging in seinem Statement auf die Ziele der EU-Kommission ein und nahm klaren Bezug auf Österreich und seine bisherige führende Rolle im Biosektor.
Simone Schmiedtbauer, EU-Abgeordnete, Berichterstatterin und Chefverhandlerin für den EU-Bio-Aktionsplan im Europäischen Parlament, hat die Initiative zu dieser Diskussion gesetzt. Schmiedtbauer baut auf einen ausbalancierten Mix der richtigen Instrumente, Anreize und Flexibilität der Mitgliedstaaten: „Wir brauchen maßgeschneiderte Lösungen, damit wir den unterschiedlichen Startpunkten der Regionen in Europa gerecht werden.“ Die EU-Kommission strebt eine Verdreifachung des Biolandbaus im gesamten EU-Raum bis 2030 an – und das bei extrem unterschiedlichen Ausgangssituationen in den 27 EU-Ländern.
Entscheidend sei die marktorientierte Entwicklung des Bio-Sektors. „Nur ein gemeinsames schrittweises Wachsen von Angebot und Nachfrage kann stabile Erzeugerpreise sichern und damit die wirtschaftliche Lage der Bio-Bäuerinnen und Bio-Bauern ebenso stärken wie den Klima- und Umweltschutz“, so die EU-Abgeordnete. Um das zu erreichen weist Schmiedtbauer auf das enorme Potenzial regionaler, saisonaler und daher kurzer Lieferketten samt Direktvermarktung von Agrarprodukten hin.
Die lokale und regionale Ebene müsse eingebunden werden, sagt die ehemalige Bürgermeisterin: „In den Regionen wissen die Verantwortungsträger oft am besten, wo der Schuh drückt und wo mehr getan werden muss. Zum Beispiel kann eine nachhaltige öffentliche Beschaffung eine große Unterstützung sein.“ Schmiedtbauer betont: „Der Bio-Ausbau in Europa muss von einer starken Forschungs- und Innovationspolitik und einer soliden, regelmäßigen Datenerhebung und -verfügbarkeit flankiert und unterstützt werden. Eine Verdreifachung der Bioproduktion in Europa darf nicht blind vorgegeben werden. Es geht zum Beispiel um die Verfügbarkeit von Eiweißfuttermitteln, Vitaminen und genetischen Ressourcen, am meisten aber um eine gute Nachfrage am Markt“. Der sehr breit angelegte EU-Bio-Aktionsplan habe sich wohl an den österreichischen Aktionsprogrammen orientiert, die erstmals vor 20 Jahren gestartet haben. Schmiedtbauer betont abschließend, dass biologische und nachhaltige konventionelle Landwirtschaft auf Augenhöhe und ergänzend zueinander bestehen müssen: „Hier dürfen wir uns nicht auseinanderdividieren lassen“ und fordert Interessierte auf: „Lassen Sie mir Ihre Meinung zukommen.“
EU-Bio-Aktionsplan ist solide Grundlage
Die Abstimmung unter den 705 EU-Abgeordneten wird im Frühjahr 2022 stattfinden, der Dialog dient dazu, Ergänzungen, Korrekturen oder auch Richtungsänderungen mittels des Berichts an das Plenum einzubringen, die auch zu Änderungen in den EU-Rechtstexten führen können. Österreich nimmt in der Bio-Landwirtschaft eine europaweite Vorreiterrolle ein. 26 Prozent der landwirtschaftlichen Fläche werden bereits biologisch bewirtschaftet. Damit hat Österreich das EU-Ziel von 25 Prozent Bio-Fläche bis 2030 schon heute erreicht. „Für Österreich geht es nun darum, den erfolgreichen Weg fortzusetzen und noch besser zu werden.
Der EU-Bio-Aktionsplan stellt eine solide Grundlage dar, um den Bio-Sektor sowohl EU-weit als auch national zu stärken und weiterzuentwickeln“, erklärt Bio-Ausschuss-Vorsitzende Andrea Wagner. „25 Prozent Bio-Flächenanteil in der ganzen EU sind ein hohes Ziel. Wenn dieses Ziel von den anderen Mitgliedstaaten erreicht wird, braucht es auch eine entsprechende EU-weite Nachfrage am Markt. Bio-Produkte haben höchste Qualitätsstandards und erfordern einen Mehrpreis, der letztendlich von der Wirtschaft und den Konsumenten honoriert werden muss“, so Wagner und betont abschließend: „Daher ist es so wichtig, das Bewusstsein und Verständnis für die biologische Produktion auch in den anderen EU-Mitgliedstaaten zu schärfen. Und dafür brauchen wir den EU-Bio-Aktionsplan.“