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Sarah Wiener: Heute Überproduktion, morgen Ernteeinbruch durch Biodiversitätskrise

Agrarausschuss torpediert Nachhaltigkeitsziele. Aber ohne Artenvielfalt, fruchtbare Böden und sauberes Wasser gibt es keine Ernährungssicherheit, warnt Sarah Wiener. Statt auf die SUR will der konservative Agrarausschuss auf neue Gentechnik und Präzisionslandwirtschaft setzen, um chemische Pestizide und Düngemittel zu reduzieren.

Die russische Invasion in die Ukraine wird seit über einem Jahr von Agrarindustrie und konservativer Politik als Ausrede genutzt, um den Schutz von Umwelt und Artenvielfalt auf Eis zu legen. Vorgeschoben wird eine Gefährdung der Versorgungssicherheit. Gleichzeitig schwimmt Europa de facto im Getreide. Gute Ernten und billige Importe aus der Ukraine sorgen für empfindliche Preiseinbrüche, von Knappheit kann also nicht die Rede sein.

Trotzdem wird heute im Agrarausschuss ein Initiativbericht zum Thema Ernährungssicherheit verabschiedet, der den Zielen der Farm-to-Fork-Strategie für ein nachhaltiges Lebensmittelsystem diametral gegenübersteht.

Farm-to-Fork und die neue Pestizidverordnung SUR

Sarah Wiener, Grüne Abgeordnete und Schattenberichterstatterin für die Farm-to-Fork, kommentiert: „Dieser Bericht soll die nachhaltige Agrarwende verhindern und ignoriert wissenschaftliche Fakten, etwa die kürzlich erschienene Kommissionsstudie zu Ernährungssicherheit. Stattdessen wird nicht nur der Green Deal als Ganzes attackiert, sondern auch das Herzstück der Farm-to-Fork: die neue Pestizidverordnung (SUR). Statt auf die SUR will der konservative Agrarausschuss auf neue Gentechnik und Präzisionslandwirtschaft setzen, um chemische Pestizide und Düngemittel zu reduzieren.

Doch diese Technofixes sind nicht nur als Lösung fraglich, sondern haben teils auch schädliche Folgen. Laut einer Abschätzung des Thünen-Instituts bringt Präzisionslandwirtschaft nur Einsparungen im einstelligen Prozentbereich. Der weltweite Einsatz von Glyphosat ist mit dem Anbau von gentechnisch veränderten Pflanzen sogar noch gestiegen – und zwar um das 15-fache.“

Nur der konsequente Schutz unserer landwirtschaftlichen Ressourcen gibt uns langfristig Perspektive. Fruchtbare Böden und sauberes Wasser sind die Grundlagen für Ernährungssicherheit, betont Wiener: „Ohne reiches Bodenleben, keine fruchtbaren Äcker und ohne Bestäuber kein Ertrag. In der EU ist jede zehnte Bienenart vom Aussterben bedroht, mehr als die Hälfte der Böden sind in schlechtem Zustand. Dieses agrarindustrielle System manövriert die Bäuerinnen und Bauern langfristig ins Aus.“

Sarah Wiener: „Attacken auf den Green Deal müssen aufhören“

Wiener schließt: „Diese ständigen Attacken auf den Green Deal müssen aufhören. Wir produzieren in der EU mehr als genug. Der Überschuss ist so groß, dass ein Fünftel der genießbaren Lebensmittel im Müll landet. Gleichzeitig sorgen die Folgen der Klimakrise für Ernteeinbrüche: Durch Frostschäden haben wir dieses Jahr einen Großteil unserer Marillenernte schon jetzt verloren. Das sind die größte Gefahr für die Landwirtschaft: Extremsituationen durch die Klimakrise, Artenverluste, unfruchtbare Böden und verschmutztes Grundwasser. Genau da setzt die Farm-to-Fork an, deshalb brauchen wir sie.“

Der Initiativbericht „Ensuring food security and long term resilience of the EU agriculture“ wird Ende April im Ausschuss für Landwirtschaft und ländliche Entwicklung abgestimmt.

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