In Österreich stammt fast 60 Prozent des verzehrten Kalbfleisches aus Ländern wie Deutschland und den Niederlanden, während nur jedes vierte Kalbsschnitzel in der heimischen Gastronomie aus Österreich kommt. Dies entspricht einer Menge von 62.000 Kälbern, die importiert werden, während 42.000 österreichische Kälber exportiert werden. Um diese Situation zu verändern, wurde die Initiative “Kalb rosé Austria” ins Leben gerufen, um mehr Wertschöpfung in Kärnten zu halten und den Transport von Kälbern zu reduzieren.
Initiative Kalb rosé Austria
Die Initiative “Kalb rosé Austria” zielt darauf ab, die Vermarktung von Milchrassekälbern zu fördern, die aufgrund ihrer Fleischfärbung bisher schwierig zu vermarkten waren. Dieses Projekt begann mit einigen hundert Kälbern und hat sich mittlerweile auf rund 5000 Kälber pro Jahr unter der Marke “Kalb rosé” ausgeweitet. Das Fleisch dieser Kälber weist eine besondere Färbung auf, die sich von der typischen weißen Färbung unterscheidet, die durch die Fütterung in Mastbetrieben in Deutschland und den Niederlanden erreicht wird.
Nachfrage nach heimischem Kalbfleisch
Die steigende Nachfrage nach “Kalb rosé”-Fleisch kann derzeit nicht vollständig gedeckt werden. Aufgrund dieses positiven Trends plant das Land Kärnten ein Förderprogramm für Landwirte, das im Juli startet. Dieses Programm zielt darauf ab, Anreize für die heimischen Bauern zu schaffen und die Wertschöpfung innerhalb des Bundeslandes zu erhöhen.
Ziel der Selbstversorgung und Förderung
Langfristig strebt das Land Kärnten danach, unabhängiger vom Import von Kalbfleisch zu werden. Derzeit importiert Kärnten jährlich Fleisch im Wert von 80 bis 100 Millionen Euro, wobei vieles davon aus dem EU-Ausland und Drittstaaten stammt. Die Selbstversorgungsquote bei Geflügelfleisch liegt in Kärnten bei 307 Prozent, und 50 Prozent des gesamten Bio-Geflügelfleisches in Österreich stammen aus diesem Bundesland.
Kritik an Importfleisch und Verhalten der Konsumenten
Die Landwirtschaftskammer kritisiert die Importpraxis und fordert eine verpflichtende Herkunftsbezeichnung für gastronomische Betriebe. Trotz eines leicht rückläufigen Fleischkonsums in den letzten zwei Jahrzehnten zeigt sich ein ambivalentes Verhalten der Konsumenten. Während mehr Tierwohl von den Bauern gefordert wird, greifen viele Kunden im Supermarkt dennoch zu Billigfleisch und Aktionsware anstelle von regionalen Produkten aus tierwohlgerechter Haltung. Besonders beim Schweinefleisch liegt der Anteil von Bio- oder Tierwohl-Produkten nur bei fünf Prozent.
Importabhängigkeit bei Kalbfleisch reduzieren
Insgesamt steht Österreich vor der Herausforderung, die Importabhängigkeit von Kalbfleisch zu reduzieren und die Wertschöpfung innerhalb des Landes zu steigern. Initiativen wie “Kalb rosé Austria” zeigen, dass eine verstärkte Vermarktung von heimischen Kälbern möglich ist, jedoch die Nachfrage noch nicht komplett gedeckt werden kann. Es besteht die Hoffnung, dass durch Förderprogramme und ein Umdenken der Konsumenten zu mehr Regionalität und Tierwohl im Fleischkonsum ein positiver Wandel in der Branche erreicht werden kann.