Martinigansl in Österreich – Heimischer Anteil bleibt gering

Martinigansl in Österreich – Heimischer Anteil bleibt gering
Import statt Heimgansl – Faktenlage für Österreich
In Österreich werden jährlich rund 1 300 Tonnen Gänse- bzw. Gänsefleisch verbraucht, was etwa einem Gansl-Gericht pro Kopf entspricht. Etwa ein Drittel dieses Volumens stammt aus heimischer Produktion.
In der Gastronomie ist der Anteil importierter Gänse besonders hoch: Schätzungen gehen von 70 – 80 Prozent ausländischer Ware auf dem Teller aus.
Für Fleischereibetriebe, Landwirte und Gastronom:innen stellt sich damit eine wichtige Frage: Wie lassen sich regionale Aufzuchtangebote besser positionieren – und wie viel wert sind Herkunft und Haltung real?
Heimische Haltungsstandards vs. Importbedingungen
Im heimischen Recht gelten für die Gänsehaltung strenge Vorgaben: Jede in Österreich aufgezogene Gans hat Auslauf ins Freie, und im Stall dürfen maximal 21 kg Gänse pro Quadratmeter gehalten werden.
Im Gegensatz dazu kommen viele importierte Tiere aus Ländern, in denen Praktiken wie Lebendrupf oder Stopfmast möglich sind – Verfahren, die in Österreich längst verboten sind.
Für Produzenten und Verarbeiter bedeutet das: Regionale Produkte erfüllen oft höhere Anforderungen – was sich im Preis widerspiegelt.

hauptsächlich über den Preis.“ © Land schafft Leben
Preisentwicklung & Marktfolgen
Die strengeren Auflagen führen zu höheren Produktionskosten bei heimischen Betrieben. Konventionelle österreichische Gänse sind etwa ab rund 14 €/kg im Handel erhältlich; Bio-Varianten bewegen sich bei etwa 17–25 €/kg. Im Vergleich dazu kosten importierte konventionell gehaltene Gänse nur etwa 8–10 €/kg.
Damit entsteht für Fleischer und Gastronomiebetriebe ein ökonomischer Spagat: Zum einen verlangt das Qualitätsversprechen nach fairer Entlohnung, zum anderen herrscht Preisdruck durch günstigere Importe.
Übersicht: Herkunft, Haltungsanforderungen & Preisrahmen von Gänsen in Österreich
| Kategorie | Herkunft | Haltungsanforderung | Preisrahmen (ca.) |
|---|---|---|---|
| Heimische konventionelle Gans | Österreich | Auslaufpflicht; max. 21 kg/m² im Stall | ab ~14 €/kg |
| Heimische Bio-Gans | Österreich | Bio-Richtlinien; längere Mast; Auslauf | ~17–25 €/kg |
| Importware (konventionell) | z. B. Ungarn/Polen | teils geringere Anforderungen | ~8–10 €/kg |
Chancen für Fleischer & Landwirte
- Vermarktung regionaler Gänse
Für Direktvermarkter:innen, bäuerliche Betriebe und Fleischereien liegt ein Ansatz darin, mit Herkunft und Haltung transparent zu kommunizieren. „Österreichisches Weidegänse-Gansl“ kann ein Qualitätsmerkmal sein, das bewusste Kund:innen anspricht. - Gastronomie-Partnerschaften
Für Gastronomiebetriebe eröffnet sich eine Differenzierung: Wer in der „Martinigansl-Saison“ ein Gansl aus regionaler Produktion anbietet, kann nicht nur einen höheren Preis rechtfertigen, sondern auch das Herkunftsversprechen betonen – ein Vorteil im Wettbewerb. - Preispolitik & Kalkulation
Landwirt:innen und Metzger müssen realistisch kalkulieren: Höhere Kosten durch Auflagen verlangen einen entsprechenden Verkaufspreis – zugleich darf die Schwelle für Gaststätten nicht inakzeptabel hoch werden. Eine klare Kosten-Nutzen-Kommunikation ist hier essenziell.
Handlungsempfehlungen für Fachpublikum
- Herkunft aktiv kennzeichnen: Wenn Fleischereien und Gastronomie offen kommunizieren, dass das Gansl aus heimischer Haltung stammt, schaffen sie Vertrauen bei Gästen und Kunden.
- Lieferketten stärken: Kooperationen zwischen Bauern, Schlachtbetrieben und Fleischereien ermöglichen bessere Planung und faire Preise.
- Aufklärung betreiben: Professionelle Informationen von Landwirten gegenüber Gastronomie-Partnern über Aufzuchtbedingungen stärken das Verständnis und helfen, Qualitätsaufschlag zu begründen.
- Marketing nutzen: Saisonale Aktionen („Martinigansl aus Österreich“) oder Partnerschaften mit Genussregionen machen das regionale Gansl zum Premiumprodukt.
Für Fleischereibetriebe, Landwirte und Fachpublikum gilt: Der Anteil heimischer Gänse in der Gastronomie bleibt in Österreich nach wie vor gering – trotz hoher Haltungsstandards. Wer die regionalen Werte – Herkunft, Tierwohl, Produktionstransparenz – stärker nutzt, kann sich im Markt profilieren. Eine strategische Ausrichtung auf Qualität statt reinen Preiswettbewerb dürfte mittelfristig belohnt werden.

