Projekt Ackerschweine: Österreich testet neue Wege in der Schweinehaltung

Projekt Ackerschweine: Österreich testet neue Wege in der Schweinehaltung
Tierwohl trifft Grundwasserschutz
Die Nachfrage nach tiergerechteren Haltungssystemen wächst – sowohl auf Konsumentenseite als auch bei den Bäuerinnen und Bauern. Besonders die naturnahe Schweinehaltung rückt in den Fokus, bei der Schweine auf Ackerflächen gehalten werden. Dieses Konzept bietet Vorteile für das Tierwohl, wirft jedoch Fragen zum Schutz des Grundwassers sowie zu Hygiene- und Biosicherheitsstandards auf.
Mit dem Projekt „Ackerschweine“ will Österreich nun erproben, wie diese Form der Schweinehaltung nicht nur mehr Tierwohl ermöglicht, sondern gleichzeitig wasserrechtliche Vorgaben erfüllt. Damit könnte ein Modell entstehen, das als Zukunftsoption für viele Betriebe interessant wird.
Forschung und Praxis im Zusammenspiel
Das Projekt läuft über vier Jahre und wird durch EU, Bund und Länder finanziert. Beteiligt sind sechs landwirtschaftliche Betriebe sowie wissenschaftliche Institutionen wie die Universität für Bodenkultur Wien (BOKU), das BAW Research, die Landwirtschaftskammer Niederösterreich und die lk-projekt NÖ | Wien GmbH. Auch die Schweinehaltung Österreich ist eingebunden.
Im Mittelpunkt steht die Entwicklung eines Haltungssystems, bei dem Schweine auf unbefestigten Ackerflächen mit überdachten Bereichen gehalten werden. Hohe Einstreumengen sollen Nährstoffe binden, die später gezielt als Wirtschaftsdünger auf betrieblichen Flächen eingesetzt werden. Damit wird nicht nur Tierwohl gefördert, sondern auch eine nachhaltige Kreislaufwirtschaft unterstützt.
Zwei Projektphasen
Phase 1 – Grundlagenarbeit
Zunächst wird das System auf technisch dichten Flächen getestet. Ziel ist es, Stickstoffverluste ins Grundwasser auszuschließen. Dabei untersucht die Forschung insbesondere:
Anforderungen an den Grundwasserschutz
Bindungskapazität verschiedener Einstreumaterialien
Modellierung von Stickstoffaustrag bei unterschiedlichen Haltungsbedingungen
Phase 2 – Pilotumsetzung
In der zweiten Phase werden die optimierten Systeme auf Pilotbetrieben in der Praxis erprobt. Begleitendes Monitoring soll sicherstellen, dass die Grundwasserqualität geschützt bleibt und das System alltagstauglich ist.
Erwartete Ergebnisse für die Praxis
Am Ende des Projekts sollen Landwirtinnen und Landwirte ein praxistaugliches Haltungskonzept an der Hand haben.
Die wichtigsten Ergebnisse:
Ziel | Nutzen für die Praxis |
---|---|
Haltungssystem für Ackerschweine auf unbefestigter Fläche mit überdachten Bereichen | Tierwohlgerechte Alternative zur Stallhaltung; integrierbar in Fruchtfolge und Betriebsabläufe |
Sicherstellung des Grundwasserschutzes und Einhaltung wasserrechtlicher Vorgaben | Planungs- und Rechtssicherheit für Genehmigungen, geringeres Risiko von Nitrateinträgen |
Hohe Einstreumengen zur Bindung anfallender Nährstoffe | Nährstoffkreislauf schließen: Einstreu als Wirtschaftsdünger gezielt am Betrieb nutzen |
Merkblatt mit Managementempfehlungen und Bewilligungsleitfaden | Konkrete Schritte für Umsetzung, Hygiene- und Biosicherheits-Checklisten |
Monitoring der Stickstoffdynamik und Pilotbetriebe | Praxiserprobte Kennzahlen und Vorzeigeanlagen für Betriebe in Österreich |
Das Projekt ist stark in der österreichischen Landwirtschaft verankert.
Beteiligte Betriebe und Institutionen
Mit dabei sind:
Günter Zechmeister
Universität für Bodenkultur Wien (BOKU)
Landwirtschaftskammer Niederösterreich
Bedeutung für Österreichs Landwirtschaft
Die „Ackerschweine“ könnten für Österreich ein Meilenstein in Richtung Tierwohl und Umweltschutz werden. Sollten die geplanten Maßnahmen erfolgreich sein, könnte sich dieses System als Vorbild für andere Regionen etablieren – und Betrieben eine neue Perspektive zwischen Wirtschaftlichkeit, Tierwohl und Nachhaltigkeit eröffnen.