Sealpac
Sealpac

Fleischerhandwerk in Österreich unter Druck – Raimund Plautz spricht Klartext

Innungsmeister Raimund Plautz fordert Klartext: Hohe Kosten, unfairer Wettbewerb und Preisdruck gefährden das Fleischerhandwerk in Österreich.

Innungsmeister Raimund Plautz fordert Klartext: Hohe Kosten, unfairer Wettbewerb und Preisdruck gefährden das Fleischerhandwerk in Österreich.
Raimund Plautz kämpft für die Branche. Anlässlich des Fach­ wettbewerbs lud die Wirtschaftskammer zu einer Pressekonferenz, bei der Innungsmeister Raimund Plautz kein Blatt vor den Mund nahm.

Fleischerhandwerk in Österreich unter Druck – Raimund Plautz spricht Klartext

Im Zuge des 25. Fachwettbewerbs für Fleisch- und Wurstwaren in Klagenfurt lud Innungsmeister Raimund Plautz zur Pressekonferenz und sprach offen über die Lage der Branche. Themen waren die dramatische Kostensituation, ungleiche Rahmenbedingungen für kleine Betriebe, der zunehmende Druck durch Eigenmarken und das gefährliche „Geiz ist geil“-Denken am Markt. Mit dabei: Kärntens LH Peter Kaiser (SPÖ), LH-Stv. Martin Gruber (ÖVP), WKK-Vizepräsidentin Astrid Legner und Anka Lorencz, Bundesinnungs-Geschäftsführerin der WKO Lebensmittelgewerbe.

Auch Fleisch & Co war vor Ort und fasst die zentralen Aussagen zusammen – die gesamte Pressekonferenz ist auf unserem YouTube-Kanal abrufbar.

Bettcher Trimming
Bettcher Trimming

Mitten in einer Rezession

Die österreichische Wirtschaft steckt mitten in einer Rezession – und die Fleischer gehören zu jenen Branchen, die es besonders hart trifft. Trotzdem haben die Betriebe heuer beim Produktwettbewerb zehn Prozent mehr Einsendungen eingebracht als noch vor zwei Jahren. Das ist kein kleiner Erfolg, wenn man bedenkt, dass in diesem Zeitraum rund 130 bis 140 Fleischereien zusperren mussten. Für Raimund Plautz ist es ein Beweis dafür, dass die Branche trotz aller Widrigkeiten nach wie vor für Qualität und Vielfalt steht.

Steigende Kosten

Doch die Realität ist hart: Kleine wie große Betriebe kämpfen mit steigenden Kosten auf allen Ebenen. Energie, Personal, Rohstoffe – alles ist teurer geworden. Ein Beispiel, das Plautz nennt, macht die Dimension klar: Für ein schönes Rind, das vor drei Jahren noch 2.000 Euro gekostet hat, zahlt man heute etwa 3.000 Euro. „Das ist nicht mehr kalkulierbar“, sagt der Innungsmeister. Viele Betriebe sind dadurch nicht mehr in der Lage, Reinvestitionen zu tätigen. Statt Wachstum herrscht Stillstand.

Unfairer Wettkampf zwischen Gewerbe und Direktvermarktung

Besonders kleine Fleischereien trifft die Situation doppelt. Sie produzieren dieselben Produkte wie landwirtschaftliche Direktvermarkter, allerdings unter deutlich strengeren Auflagen. „Das ist ein unfairer Wettbewerb“, betont Plautz. Nur mit einer Anpassung der Rahmenbedingungen – etwa bei Betriebsanlagengenehmigungen oder arbeitsrechtlichen Fragen – haben diese Betriebe eine Überlebenschance. Ohne Unterstützung, so die klare Ansage, werde man auch die letzten verlieren.

Die „Geiz ist geil“-Mentalität

Hinzu kommt ein gefährlicher Trend im Handel: Eigenmarken gewinnen an Gewicht, während Konsumentinnen und Konsumenten allzu oft nur auf den Preis schauen. Plautz spart hier nicht mit Klartext: „Das ‚Geiz ist geil‘-Denken hat in unserer Branche nichts verloren. Wer Qualität haben will, wer regionale Spezialitäten erhalten will, der muss auch bereit sein, einen fairen Preis zu zahlen.“
Deutsche Produzenten drängen mit billigeren Angeboten auf den Markt, weil sie bei Energie, Inflation und Rohstoffen andere Ausgangsbedingungen haben. Dass mittlerweile auch ausländische Hersteller „gute Extrawurst machen können“, verschärft die Lage zusätzlich. „Wir spüren massive Rückgänge in der Produktion“, so Plautz.

Wir brauchen entschlossenes Handeln

Für ihn ist klar: Die Branche kann die Belastungen nicht länger allein abfedern. „Die Betriebe haben in den vergangenen Jahren unglaublich viel geschultert, doch jetzt sind wir am Ende dessen, was möglich ist.“ Deshalb richtet sich sein Appell an die Politik: „Jetzt braucht es entschlossenes Handeln. Ohne gezielte Maßnahmen wird es massive Probleme geben – und die Vielfalt der österreichischen Fleischertradition ist ernsthaft gefährdet.“

Zum Schluss richtete Plautz den Blick bewusst auf die Konsumenten und bat die Medienvertreter, immer wieder darauf aufmerksam zu machen. Denn auch sie haben es in der Hand, welche Betriebe eine Zukunft haben: „Wenn man Fleisch oder Wurst isst, dann bitte mit Bedacht. Schaut auf Qualität, schaut auf Meisterbetriebe – nur so bleibt unser Kulturgut erhalten.“