Genetik gegen Seuche: Wegweisender Ansatz zur Resistenzerzeugung gegen Schweinepest

Genetik gegen Seuche: Wegweisender Ansatz zur Resistenzerzeugung gegen Schweinepest
Neue Perspektive in der Schweinegesundheit
Die klassischen Tierseuchen wie Klassische Schweinepest (KSP) und Afrikanische Schweinepest (ASP) stellen die heimische Schweineproduktion vor immer größere Herausforderungen. In Österreich gilt das Land zwar als frei von KSP bei Hausschweinen und Wildschweinen. Doch die Bedrohung durch ASP ist aufgrund der vielen Fälle in den Nachbarstaaten real.
Vor diesem Hintergrund präsentiert eine aktuelle Studie einen zukunftsweisenden Ansatz: Eine gezielte Änderung im Erbgut von Schweinen machte sie vollständig resistent gegen KSP-ähnliche Infektionen.
Wie funktioniert der Ansatz?
Forschende verwendeten die Technik CRISPR/Cas, um eine einzelne Aminosäure im Protein DNAJC14 zu verändern – ein Protein, das für die Virusvermehrung beim Schweinepestvirus benötigt wird.
Die genveränderten Tiere zeigten keinerlei Krankheitszeichen, führten keine Viren nach und bildeten keine Antikörper – was darauf hinweist, dass eine Infektion gar nicht stattfand.
Noch wichtiger für die Praxis: Die Resistenz wurde erfolgreich an die Nachkommen vererbt – ein dauerhafter Effekt scheint möglich.
Bedeutung für die österreichische Schweinehaltung
Für heimische Fleischer, Landwirte und Fachpublikum ergeben sich mehrere wichtige Implikationen:
Österreichs Schweinebestand profitiert bei einem Seucheneintrag enorm von resistenten Tieren – in KSP-freier Lage seit Jahrzehnten.
Eine solche genetische Schutzmaßnahme würde Tierwohl verbessern und mögliche Keulungen ganzer Herden im Seuchenfall vermeiden helfen.
Gleichzeitig bestehen Herausforderungen: Laut EU-Recht dürfen bislang keine Lebens- oder Futtermittel aus gentechnisch veränderten Tieren vermarktet werden – eine wichtige rechtliche Hürde.
Chancen und Grenzen im praktischen Einsatz
Vorteil | Herausforderung |
---|---|
Deutliche Reduktion des Seuchenrisikos im Bestand | EU-rechtliche Zulassung gentechnisch veränderter Tiere für die Lebensmittelproduktion fehlt |
Vererbbarkeit der Resistenz – langfristiger Nutzen | Mögliche Anpassung von Viren an neue Bedingungen darf nicht ausgeschlossen werden |
Verbesserter Schutz von Tiergesundheit und Betriebsergebnis | Akzeptanz in Landwirtschaft und bei Verbraucher:innen muss sichergestellt werden |
Relevanz für Österreich: Was gilt es zu beachten?
Österreich führt ein Monitoring auf KSP durch – sowohl bei Hausschweinen als auch Wildschweinen.
Bei ASP ist Österreich zwar bisher verschont geblieben, gilt aber als gefährdet.
Für Landwirte bedeutet dies: Biosicherheitsmaßnahmen bleiben zentral – genetische Ansätze könnten zukünftig ein zusätzliches Instrument darstellen.
Für Fleischer und Schlachtbetriebe wäre es unerlässlich, die Wertschöpfungsketten frühzeitig auf mögliche Zulassungs- und Kennzeichnungsanforderungen vorzubereiten.
Fazit
Die gezielte Veränderung des Erbguts von Schweinen zur Seuchenresistenz eröffnet spannende Perspektiven für die heimische Schweinehaltung – insbesondere in Österreich, wo Seuchenschutz und Risikoprävention essenziell sind. Dennoch steckt der Einsatz solcher Technologien in Europa noch in den Anfängen. Für Betriebe gilt es, Entwicklungen aufmerksam zu verfolgen, die Infrastruktur für eine mögliche Zukunft aufzubauen und bestehende Biosicherheitsmaßnahmen strikt einzuhalten.
Quelle: Helen Crooke (Animal and Plant Health Agency, UK) et al., Trends in Biotechnology,